Sauber in die Zukunft
Vom CO2-Teufel zum Umwelt-Engel

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Der Test: Ein Auto wird auf CO2-Diät gesetzt. Und zwar radikal. Um einmal zu zeigen, was relativ einfach machbar ist. Am Endes des Tests hat AUTO BILD schon über eine Tonne CO2 gespart.
Bild: Ralf Timm
Breite Räder, Anhängekupplung, nachgerüstete Einparkhilfe und die technischen Voraussetzungen, auch mit Autogas zu fahren: Der knallgelbe Audi A4 1.6 läuft als Versuchsfahrzeug im Ratgeber-Ressort und hat schon viel über sich ergehen lassen müssen. Und jetzt auch noch das: Unser Audi soll zum Umweltengel werden. Dafür muss der CO2-Schadstoffausstoß runter. Und zwar deutlich. Vorab gilt es, auf einer 233 Kilometer langen Testrunde zu klären, wie viel Kohlenstoffdioxid denn überhaupt aus dem Auspuff strömt. Dieser Wert hängt vom Verbrauch ab. Das Ergebnis: ohne Sparambition liegt der Verbrauch bei 8,9 Litern. Das entspricht 213 Gramm CO2 pro Kilometer – und ist damit weit weg von den für Neuwagen geforderten 120 Gramm.
In Runde eins schon 23 Prozent CO2 gespart
Also Start frei für unseren erste Spar-Runde: Durch vorausschauende Fahrweise, frühes Schalten und weitere Knauser-Tricks soll der Verbrauch runter. Dazu fahren wir die Verbrauchsrunde erneut. Dieses Mal konsequent nach den Tipps. Am Ende gelangen 2,1 Liter Benzin weniger in die Brennräume, der CO2-Ausstoß wird so um 23 Prozent reduziert. Unser zweiter Spar-Tipp wird einigen Lesern bekannt vorkommen: Die Umrüstung auf Autogas – in unserem A4 arbeitet seit zwei Jahren eine LPG-Anlage. Die zweite Testrunde wird mit Gas gefahren: Verbrauch 11,1 Liter. Für die Brieftasche freulich, schließlich kostet der Liter nur 62 Cent. Und wie sieht es mit dem CO2 aus? Auch besser, denn bei der Verbrennung von Autogas wird im Vergleich zum Benzin weniger Treibhausgas frei. Das ergibt einen CO2-Vorteil von knapp 15 Prozent, trotz des systembedingten Mehrverbrauchs im Flüssiggasbetrieb. Auch für den dritten Umwelt-Tipp heißt es: erst schrauben, dann sparen. Dafür stellen wir den A4 auf schmale Reifen mit geringerem Rollwiderstand, wechseln auf dünneres Motoröl, tauschen Luftfilter wie Zündkerzen und überprüfen die Motorsteuerung. Um auch das letzte Sparpotenzial auszu-schöpfen, trennen wir den Klimakompressor vom Antrieb und verkleben unnötige Luftschlitze.
Erster Umwelt-Tipp: Fahrweise und Wagengewicht
Der Erfolg: Am Ende der dritten Test-Runde liegt der Benzin-Verbrauch im Mittel bei 5,9 Litern. Bedeutet: 141 Gramm CO2 pro Kilometer, das sind 34 Prozent Ersparnis. Da lacht der Umwelt-Engel: sieben Kilo Treibhausgas auf 100 Kilometer gespart. Macht bei 15.000 Kilometern im Jahr über eine Tonne CO2 weniger. Weniger Drehzahl, weniger Gewicht und weniger Komfort – Verzicht spart Kraftstoff. Für unsere erste Testrunde haben wir den Reifendruck um 0,5 Bar erhöht, den Wagen um 28 Kilo unnütigen Ballast (Werkzeug, Ersatzrad, Reservekanister, Wasserkiste) erleichtert. Zusätzlich galt es, die Spritspar-Tipps der Profis zu beachten. Keine Schleichfahrt, immer so schnell wie erlaubt. Ergebnis: Verbrauch und CO2 schon um satte 23 Prozent gesenkt!
Fahrweise: Früh schalten (1500 U/min), vorrausschauend fahren, auf hohe Geschwindigkeiten verzichten. Und den Motor an Ampeln ausschalten. Das spart bis zu 25 Prozent. Wagengewicht: Gewicht kostet Kraftstoff. Wer seinen Wagen um 100 Kilo abspeckt, verbraucht zwischen 0,5 und einem Liter weniger. Der Audi wurde vor der Fahrt 28 Liter leichter. Reifendruck: Die Werksangabe ist ein Kompromiss aus Komfort und Abrollwiderstand. 0,5 Bar mehr verschlechtert zwar den Komfort, senkt aber den Verbrauch um bis zu drei Prozent. Aerodynymik: Fahrradträger machen den Wagen schwer und sorgen für einen höheren Luftwiderstand. Bei schneller Fahrt macht das einen Mehrverbrauch von bis zu zwei Litern. Klimaanlage: Die Klimaanlage wird vom Motor angetrieben. Sitzheizung und laute Musik benötigen viel Strom. Ausschalten spart im Kurzstreckenbetrieb bis zu zwei Liter.
Zweiter Umwelt-Tipp: Gasbetrieb
Die Umrüstung auf Autogas (Flüssiggas, "LPG") oder der Kauf eines Erdgas-Fahrzeugs rechnet sich vor allem für Vielfahrer. Denn es dauert einige Zeit, die Kosten dafür wieder einzufahren. In Sachen Verbrauch gilt für LPG: Er liegt wegen der geringeren Energiedichte höher als beim Benziner. Auf unserer Testrunde errechneten wir einen Schnitt von 11,1 Liter Flüssiggas pro 100 Kilometer. Für die Umwelt dennoch ein Vorteil. Der Grund: Der CO2-Ausstoß ist im Vergleich zu Diesel oder Benzin bei der Verbrennung von Autogas geringer. Überschlägig kann bei Autogas von 15 Prozent und bei Erdgas sogar von 25 Prozent verminderter CO2-Emisssion ausgegangen werden. Unser Test-Ergebnis: 14,6 Prozent weniger CO2.
Dritter Umwelt-Tipp: Umrüsten
Verdreckter Luftfilter, alte Zündkerzen, zähes Öl und breite Reifen – keine guten Voraussetzungen, um sparsam zu fahren. Also gilt es, den Audi auch technisch auf Sparsamkeit zu trimmen. Eine Überholung der Zündanlage und Überprüfung der Motorsteuerung sorgen für eine saubere Verbrennung. 0W-30-Öl erleichtert den Kaltstart. Grund: Das dünne ÖL verringert die Reibung in den Lagern. Wer keinen Wert auf Schönheit legt, kann mit Textilklebeband Lücken in der Karosserie und im Kühler schließen, um so die Aerodynamik zu verbessern. Aber Vorsicht, die Kühlwassertemperatur muss danach im Auge behalten werden. Für die Wintermonate schalten wir die Klimaanlage nicht einfach nur aus. Wir verbauen einen kürzeren Mehrrippenriemen. Effekt: Der Klimakompressor wird gar nicht weiter mit angetrieben. Die 225er-Tuning-Räder müssen runter, sie weichen schmalen 195er-Reifen vom Typ Michelin Energy. Das hat drei Effekte: Gewicht, Roll- und Luftwiderstand werden verringert. Bei allem technischen Aufwand sinkt der Verbrauch auf der Test-Runde um einen Liter. Das ergibt alles zusammen – Fahrweise, Gewichtsdiät und Umrüstung – eine beachtliche Ersparnis von 34 Prozent.
Zündanlage: Erhöhter Verbrauch. Die Ursache kann ein Defekt oder Verschleiß in der Zündanlage sein. Nur wenn Zündkerzen und -stecker, Verteilerkappe und Motoreinstellung in Ordnung sind, läuft der Motor optimal sparsam. Motoröl: Im Winter viel Kurzstrecke: Dünnes Öl, also ein Öl mit kleiner Zahl vor dem W (OW- oder 5W-Öl), sorgt für geringe Reibung in den Lagern. Das hilft beim Spritsparen. Nachteil: Der Preis ist deutlich höher. Klimaanlage: Selbst ausgeschaltet wird der Kompressor angetrieben, muss der Riemen eine Extra-Runde um das Rad des Klimakompressors drehen. Ein kürzerer Riemen spart den Umweg und damit bis zu 0,3 Liter Benzin. Reifen: Auch wenn die 255er-Räder aus Alu sind, wiegen sie rund ein Kilo mehr als die 195er auf Stahlrädern. Zudem sorgen ein niedrigerer Roll- und Luftwiderstand für eine Benzinersparnis von bis zu drei Prozent. Luftfilter: Ein zugesetzter Filter schnürt dem Motor die Luft ab, es fehlt an Leistung. Diesen deshalb nach Herstellervorgaben wechseln. Das ist in der Regel nach 60.000 bis 90.000 Kilometern Laufleistung vorgesehen. Abgeklebt: Klebeband über Lufteinlässen kann die Aerodynamik verbessern. Zugegeben, das schmälert die Optik. wichtig beim Bekleben des Fahrzeuggrills: Es muss immer noch ausreichend Luft für die Kühlung einströmen.
Wie viel CO2 bläst Ihr Auto im Alltag in die Umwelt?
Das lässt sich ganz einfach zwischen zwei Tankstopps feststellen. Erster Schritt: Den Durchschnittsverbrauch berechnen. Dazu den Wagen volltanken, den Tageskilometerzähler auf null stellen. Alle Fahrten wie immer durchführen, ob zur Arbeit, in den Kindergarten oder zum Einkaufen. Beim nächsten Volltanken den Durchschnittsverbrauch ausrechnen. Beispiel: 456 Kilometer gefahren, 38 Liter nachgetankt. Das heißt 38 durch 4,56 zu teilen. Das ergibt einen Verbrauch von 8,33 Litern auf 100 Kilometern. Um den CO2-Ausstoß zu bestimmen, muss bei Benzinern der Verbrauch mit 23,9 g CO2/km und bei Dieselmotoren mit 26,5 g CO2/km multipliziert werden. Das ergibt in unserem Beispiel für einen Benziner 8,33 Liter x 23,9 g CO 2/km = 199,1 g CO2 pro km.
Wie viel CO2 bläst Ihr Auto im Alltag in die Umwelt?
Das lässt sich ganz einfach zwischen zwei Tankstopps feststellen. Erster Schritt: Den Durchschnittsverbrauch berechnen. Dazu den Wagen volltanken, den Tageskilometerzähler auf null stellen. Alle Fahrten wie immer durchführen, ob zur Arbeit, in den Kindergarten oder zum Einkaufen. Beim nächsten Volltanken den Durchschnittsverbrauch ausrechnen. Beispiel: 456 Kilometer gefahren, 38 Liter nachgetankt. Das heißt 38 durch 4,56 zu teilen. Das ergibt einen Verbrauch von 8,33 Litern auf 100 Kilometern. Um den CO2-Ausstoß zu bestimmen, muss bei Benzinern der Verbrauch mit 23,9 g CO2/km und bei Dieselmotoren mit 26,5 g CO2/km multipliziert werden. Das ergibt in unserem Beispiel für einen Benziner 8,33 Liter x 23,9 g CO 2/km = 199,1 g CO2 pro km.
Tipp von AUTO BILD-Redakteur Bernd Volkens
Nur wer mit Köpfchen fährt, spart Kraftstoff – das ist nicht überraschend. Wohl aber ist verblüffend, dass sparsames Fahren nicht totale Schleichfahrt bedeuten muss. Wer sich an die Fahr-Tipps der Spritspar-Experten hält, verringert den Schadstoffausstoß und ist trotzdem zügig unterwegs. Kollege Jörg Maltzan hat es im Spritspartraining ausprobiert. Reine Geldverschwendung dagegen sind all die kleinen Wundermittel zum Kraftstoffsparen aus Internet und Dauerwerbesendungen. Mit dubiosen Gutachten und Erfahrungsberichten werden Käufern Spareffekte nur vorgegaukelt. AUTO BILD hat die Geräte und Mittelchen immer wieder auf ihre Wirksamkeit überprüft. Ergebnis: Keines der Produkte konnte wirklich helfen, Sprit zu sparen. Aber es darf nicht alles in einen Topf: Leichtlauföle und schmale Reifen mit reduzierten Rollwiderstand etwa bringen tatsächlich was. Lesen Sie hierzu unser Umwelt-Spezial, Teil 1.
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