Nach Skoda Kodiaq und VW Tiguan Allspace hat Seat mit dem Tarraco nun auch ein MQB-XL-Modell im Angebot. AUTO TEST hat sich das SUV mit Opulenzfaktor genauer angeschaut.
Der Seat Tarraco (ab 29.890 Euro) ist frisch auf dem Markt. Er positioniert sich im Markenportfolio deutlich oberhalb des Klein-SUV Arona (ab 16.290 Euro) und des kompakten Ateca (ab 20.980 Euro) und komplettiert so das katalanische SUV-Dreigestirn, das Autohändler glücklich machen dürfte. Denn nun steht für beinahe jeden Geldbeutel ein trendiges Automobil auf dem Hof. Uns erscheint der sich nun auch auf die kleineren Klassen ausdehnende SUV-Boom ein wenig rätselhaft, denn gerade in den Segmenten der Kleinen und Kompakten würden Käufer mit den bodennahen Verwandten oft sowohl besser als auch günstiger fahren: Einen Seat Ibiza (statt eines Arona) gibt's ab 12.990 Euro, einen Leon ST (statt eines Ateca) ab 19.980 Euro.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Für 800 Euro wird der Tarraco zum Siebensitzer
Video: Seat Tarraco (2018)
So fährt das spanische XL-SUV
Von der Mittelklasse an aufwärts fällt es uns leichter, den Kauf eines SUV nachzuvollziehen, denn wenn die Wahl der Fahrzeuggröße nicht mehr nur vom Wollen, sondern auch vom Brauchen bestimmt wird, dann wird die Auswahl aufgrund des Van-Sterbens plötzlich klein. Und mit Raum kann der Seat Tarraco in jedem Fall punkten. In den ersten beiden Reihen ist der zur Verfügung stehende Raum in allen Dimensionen sehr großzügig bemessen. Der Radstand von rund 2,80 Metern kommt hier voll und ganz den Passagieren zugute. Und wenn fünf Plätze nicht genügen sollten, lässt sich der Tarraco für 800 Euro zum Siebensitzer aufrüsten. Das Platzangebot in Reihe drei ist allerdings mäßig, der Einstieg gestaltet sich gewohnt unkomfortabel. Die zusätzliche Sitzreihe wiegt 35 Kilo, und anstelle des Standard- Kofferraumvolumens von 760 Litern im Fünfsitzer stehen dann nur noch 700 respektive 270 Liter bei ausgeklappter Reihe drei zur Verfügung. Darüber hinaus lässt sich der praktische Nutzen mit der Anhängerkupplung (850 Euro) weiter steigern; je nach Motorisierung darf der Tarraco 1,8 bis 2,3 Tonnen an den Haken nehmen.
Benziner und Diesel mit 150 und 190 PS stehen zur Wahl
Der 2.0 TSI verdichtet 11,7 : 1, kurze Ventilöffnungszeiten sollen helfen, Schadstoffe gering zu halten.
Die nächsten Verwandten Skoda Kodiaq und VW Tiguan Allspace stecken den technischen Rahmen des Seat Tarraco ziemlich klar ab. Die zugrunde liegende MQB-A-Architektur – der modulare Querbaukasten für Modelle mit verlängertem Radstand – erlaubt den Zugriff auf die bekannten 1,5- und Zweilitermotoren des VW-Konzerns und ermöglicht so eine theoretische Leistungsspanne von 86 bis 300 PS. Tatsächlich gibt es den Tarraco mit Benzinern oder Dieseln mit 150 beziehungsweise 190 PS. Weniger ergibt für den mindestens 1524 Kilo schweren Brocken keinen Sinn, mehr Leistung bleibt – mit Ausnahme des Skoda Kodiaq RS – den Wolfsburgern vorbehalten. Schon mit dem 1,5-Liter-Benziner samt Zylinderabschaltung (ACT) wirkt der Tarraco gut motorisiert. Wer den großen Nutzraum tatsächlich häufig mit Leben und Ladung füllt, sollte zum zupackenden Zweiliter mit 190 PS greifen. Oder gleich eine Version des Zweiliterdiesels wählen. Weil die kleinere Variante mit 150 PS (ab 33.750 Euro) schon wuchtige 340 Nm stemmt, genügt sie in der Regel vollauf. In Verbindung mit semipermanentem Allradantrieb und Siebengang-DKG (+ 4700 Euro) darf auch schon der kleine Diesel die maximale Anhängelast an den Haken nehmen.Damit wird der Topdiesel mit identischer Kraftübertragung fast schon obsolet. Aber mit 190 PS bietet er noch Reserven. In Kombination mit der 7-Gang-Doppelkupplungs-Automatik fühlen sich die Diesel etwas gehemmt an. In Gänze fährt der Tarraco sehr komfortabel und leise. Zudem vermittelt er trotz seiner Größe und des gemessenen Wendekreises von 11,9 Metern in beiden Richtungen ein kompaktes und leichtes Fahrgefühl. Der Fahrmodusschalter (255 Euro) moduliert die Parameter Gasannahme, Lenkwiderstand und Dämpfung des Adaptivfahrwerks (940 Euro) zwar ein wenig, wird aber nie zum Komfortkiller. Ganz anders die 20-Zoll-Räder (980 Euro), von denen wir aufgrund ihres spürbar schlechteren Abrollkomforts abraten.
Die meisten Extras lassen sich zukaufen
Via Android Auto und Apple CarPlay lassen sich entsprechende Mobiltelefone serienmäßig spiegeln.
Für beide 150-PS-Motoren bietet Seat die Grundausstattung Style an. Mit 10,25-Zoll-Touchscreen inklusive Android Auto und Apple CarPlay, Spurhalteassistent und Voll-LED-Scheinwerfern ist er bereits ordentlich gerüstet, die meisten Extras lassen sich zukaufen. Die 190-PS-Motoren sind nur mit der umfangreichen Linie Xcellence zu haben, für die kleineren Motoren beträgt der Aufpreis mindestens 3500 Euro. Die Preise der Mehrausstattung summieren sich auf 3575 Euro, dazu gibt's 19- statt 17-Zoll-Leichtmetallräder. Wir raten trotzdem zur Basis und der individuellen Wahl weiterer Extras. Im Bereich der Fahrassistenz ist der Tarraco solide ausgestattet. Serienmäßig kommt er mit Notbremsassistent und Spurhaltehelfer; Stauassistent und Verkehrszeichenerkennung gibt's zum fairen Paketpreis von 205 Euro, Adaptivtempomat und Totwinkelwarner für 750 Euro. Die Bedienung erfolgt über eine Taste am Blinkerhebel und eine Lenkradtaste – einfach, aber etwas unpräzise.
Fazit
von
Attila Langhammer
Am beeindruckendsten ist, wie leichtfüßig sich der Tarraco trotz seiner Größe schon mit 150 PS bewegen lässt. Außerdem gefällt seine umfangreiche Ausstattung. Wer in dieser Klasse eine vernunftbetonte Wahl treffen will, ist mit ihm gut beraten.