Es wird nicht gekleckert, es wird geklotzt im Reich der Mitte: Chinas größte Automesse "Shanghai International Auto Show" hat in diesem Jahr ihre Ausstellungsfläche auf 120.000 Quadratmeter verdoppelt, mit 1036 Aussteller rückt die Messe auf Platz drei nach Frankfurter IAA und Pariser Salon.

Weil China nach wie vor als Zukunftsmarkt gilt, verbreiten Hersteller von BMW bis DaimlerChrysler deshalb auch Optimismus. Mercedes-Benz-China-Vorstand Rüdiger Grube, der in Peking Produktionsstätten für die C- und E-Klasse aufbaut, kündigte sogar an, ein Gemeinschaftsunternehmen für den US-Export von Chrysler-Kleinwagen gründen zu wollen.

Doch der schöne Schein kann nicht verdecken, daß der Optimismus vieler Autohersteller nur gespielt ist. Und das schreibt ausgerechnet das Propagandablatt "China Daily". Die Verkäufer "blicken tapfer drein und lächeln gequält. Sie hoffen damit, den Funken für neue Kaufbegeisterung zu zünden". Denn Überkapazitäten und rückläufige Nachfrage in China vermiest vielen Autobauern derzeit die Stimmung in der Autobranche. Vor allem bei den Branchenführern Volkswagen und General Motors (GM) fallen die Zahlen.

Dazu kommt die Furcht der Autobauer, von den Chinesen langfristig aus dem Markt gedrängt zu werden. So haben VW und GM haben den gleichen Partner in China, die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC). VW und GM operieren als SAIC-Töchter in der SAIC-Holding. Dort bündeln sich Technik und Kompetenz, ohne daß VW und GM sich abgrenzen können. Schon viele Hersteller mußten die Erfahrung machen, daß chinesische Konzerne ihre Produkte ausspionierten, kopierten und zu Dumpingpreisen anboten.

Und Blut geleckt haben die Chinesen offenbar im internationalen Automobilgeschäft. Aufsehen erregte der SAIC erst jüngst, als deren Verhandlungen mit Rover bekannt wurden, eine Übernahme aber scheiterte. Nach dem Aus für Rover bestritt SAIC, jemals eine Rover-Übernahme geplant zu haben. Es sei vielmehr um Kooperationen gegangen, weil sie an europäischem Wissen interessiert waren. Das wollten sie nutzen, um eigene Modelle in China zu entwickeln. Erneut wird zur Zeit, ob die Chinesen nunmehr die angeschlagene Fiat-Gruppe übernehmen wollen.