Skoda Kamiq, Renault Captur, Kia Stonic: Test, Motor, Preis
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Alltagsauto, Designstück oder Sportler – drei kleine 100-PS-SUVs im Test
Wie viel SUV braucht es wirklich, um glücklich zu sein? Drei kleine SUVs um 100 PS stellen sich dieser wichtigen Frage. Captur, Kamiq und Stonic im Vergleich.
Platz 1 mit 547 von 800 Punkten: Skoda Kamiq 1.0 TSI. Groß und komfortabel sichert sich der Skoda den Sieg. Obwohl er hier der Teuerste ist. Basispreis: ab 18.462 Euro. (Ersparnis bei carwow.de bis zu 5990 Euro).
Platz 2 mit 501 von 800 Punkten: Renault Captur TCe 100. Ausreichend Platz und der günstige Preis stehen einem unausgewogenen Fahrwerk gegenüber. Basispreis: ab 18.667 Euro. (Ersparnis bei carwow.de bis zu 6414 Euro).
Weniger ist mehr! Vergessen Sie's! Dieser oft zitierte Unsinn wird auch durch permanente Wiederholung nicht wahr. Wenn in der Tüte künftig weniger Chips rascheln, haben wir danach allenfalls mehr Hunger. Sonst nichts. Und trotzdem kann weniger die richtige Wahl sein. Zum Beispiel, wenn es um SUVs geht. Bei durchschnittlich 1,5 Personen im Auto reichen kompakte Hochsitze für die meisten Mobilitätsbedürfnisse völlig aus. Also bitten wir Kia Stonic, Renault Captur und Skoda Kamiq zum Test. Und zwar mit kleinen 1.0-Benzinern um 100 PS.
Großen Menschen wird der Captur schnell zu flach
Renault Captur (2019): Neuvorstellung - SUV - Motor - Details
Mit 4,14 Metern fällt der Stonic rund zehn Zentimeter kürzer aus als seine beiden Mitstreiter. Gut bei der Parkplatzsuche, schlecht bei mehr als zwei Reisenden. Während wir vorn schön tief im Auto und auf anständigen Polstern sitzen, wird es hinten richtig kuschelig. Was außen fehlt, vermissen die Fondgäste auch beim Knieraum. Und als sei dies nicht genug der Beschränkung, verlangt der Koreaner mit 352 bis 1155 Liter Stauraum auch beim Kofferpacken eine gute Portion Selbstdisziplin. Sogar der neue Renault Captur schluckt mit 422 bis 1275 Litern ein Köfferchen mehr. Im Fond stoßen dann nicht die Knie, sondern die Frisuren frühzeitig an ihre Grenzen. Doch im Franzosen sollte man das Haupt eh nicht zu hoch tragen. Schon beim Einsteigen vorn heißt es ducken, weil der Dachholm sehr weit heruntergezogen und der Sitz gleichzeitig eine halbe Etage zu hoch montiert ist. Zusammen mit der gewöhnungsbedürftigen Multimediabedienung über das Touchtablet kein reines Vergnügen.
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Was für eine Wohltat dagegen im Skoda. Das beginnt wegen der großen Türöffnungen schon beim Einstieg und setzt sich mit dem besten Platzangebot fort. Sowohl vorn als auch hinten spendiert der Tscheche immer ein paar Extrazentimeter Luft, der Kofferraum macht mit 400 bis 1395 Litern von Urlaub bis Umzug vieles mit. Die Vordersitze glänzen zudem mit dem besten Seitenhalt, bei der Bedienung fehlt außer einem Drehregler für die Lautstärke nicht viel, wegen der großen Fensterflächen bringt der Schulterblick im Kamiq gegenüber Stonic und Captur richtig Durchblick. Also alles super? Fast. Denn wer über 1,90 Meter groß ist oder ein Sitzriese, den nerven die integrierten Kopfstützen. Deren Unterkante drückt nämlich zwischen den Schulterblättern. Apropos knapp: Ein Liter Hubraum, drei Zylinder und 100 (Skoda: 95) PS – da bleiben die Erwartungen gering. Und werden vom Kia mehr als erfüllt.
Der Stonic gibt mit kernigem Knurren den Sportler, bis 160 km/h zieht der mit 1175 Kilo Leichteste im Feld seinen SUV-Kollegen klar davon. Dazu die kurze, aber immer Nachdruck verlangende Fünfgangschaltung, eine ordentliche Lenkung und die selbst bei engagierter Fahrweise geringe Schaukelneigung – Kia kann's. Allerdings bleibt der Komfort wegen der straffen Federn ein wenig auf der Strecke. Fiese Flickenteppiche sorgen für Unruhe im Stonic.
Der gute Reisekomfort des Kamiq ist ziemlich teuer
Skoda Kamiq (2019): Fahrbericht - Test - SUV - Infos
Ganz anders das Erlebnis im Skoda. Das soft abgestimmte Fahrwerk schluckt die allermeisten Fahrbahnfehler souverän, auf langen Wellen schwingt das kleine SUV lässig nach. Dazu passt der leicht verschnarcht wirkende, aber angenehm laufruhige Motor. Bis Tempo 100 hängt der Skoda schon rund 1,5 Sekunden hinterher, die präzise Fünfgangbox rastet auf langen Wegen. Beim Reisen zählt hier vor allem das "wie", weniger das "wie schnell". Als Belohnung gibt es dann aber auch den geringsten Verbrauch. Mit 5,9 Litern liegt der Tscheche klar unter Captur (6,3 l) und Stonic (7,0 l). Irgendwie unentschlossen geht der Renault zu Werke. Das unausgewogene Fahrwerk stolpert über Absätze, kommt bei Wellen ins Schlingern. Die hakelige Fünfgangbox erweist sich in den oberen Gängen dann als zu lang übersetzt, was beim Überholen nervt, während die teigige Lenkung Kurven jeden Reiz raubt.
So um die 18.000 Euro geht es bei allen dreien los. Rechnet man die Ausstattung der Testwagen mit hinein, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Dann fährt der Captur für 19.203 Euro plötzlich noch ein bisschen günstiger als der Stonic für 20.646 Euro. Der Kamiq liegt mit 25.186 Euro preislich weit über seinen Mitstreitern. Ernüchternd. Zumal die Tschechen genau wie Renault auch nur bescheidene zwei Jahre Garantie einräumen. Kein Vergleich zu den sieben Jahren bei Kia. Skoda und Kia rufen außerdem jährlich in die Werkstatt, bei Renault ist der Service nur alle zwei Jahre vorgesehen. Alternativ (wie bei Skoda) alle 30.000 Kilometer, also nur halb so oft wie bei Kia. Und da ist weniger dann doch mehr.
Das Fazit: Rund 4,20 Meter kurz und nur um die 100 PS stark – was nach karger Grundversorgung klingt, erweist sich im Test als durchaus lecker. Vor allem der Skoda überzeugt als vollwertiges Alltagsauto. Der knappe Kia gibt den Sportler, der Renault versucht sich als besonderes Designstück.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).