Skoda Octavia RS 245 und Golf GTI Performance teilen sich den gleichen Motor. Bietet der Tscheche auch den gleichen Fahrspaß wie die VW-Ikone?
Der Skoda Octavia RS ist seit Beginn seiner Karriere im Jahre 2001 ein echter Verkaufsschlager. Kein Wunder, steckte in ihm doch stets die sportlichste VW-Technik, schön garniert mit Spoilern und sportlichem Interieur. Meistverkauftes Modell ist klar der Combi, so praktisch wie sportlich, zu einem unschlagbar günstigen Preis. Fast alle Motoren, die in der technischen Basis aus Wolfsburg stecken, gibt es auch im Octavia. Und jetzt auch den 245 PS starken Zweiliter-Turbo aus dem GTI Performance.
Die Zeiten der tschechischen Preisbrecher sind lange vorbei
Teuer: In der Testwagen-Ausstattung verlangt Skoda stolze 37.715 Euro für den Octavia Combi RS 245.
Einzig beim Preis gibt es gravierende Unterschiede. Nein, der Skoda ist nicht wie erwartet günstiger; mit 35.110 Euro ist er als handgeschalteter Combi RS 245 rund 2600 Euro teurer als der gleich starke Golf mit fünf Türen. Okay, den GTI gibt es nicht als Variant, somit hat der Octavia den Vorteil des größeren Gepäckraums. Zudem sind die beim Golf aufpreispflichtigen Extras wie LED-Licht, 19-Zöller und Leder-Alcantara-Ausstattung beim RS 245 inklusive. So liegen beide ausstattungsbereinigt auf etwa einem Niveau. Doch was uns viel mehr bewegt, ist die Frage nach Fahrspaß und Fahrleistungen. Kann so ein Octavia mit Rucksack einem kompakten GTI folgen? Dass der GTI längst nicht mehr der Spaßmacher von früher ist, das ist kein Geheimnis mehr. Doch die Tschechen dürfen in Sachen Fahrwerk und Abstimmung ihre eigene Rezeptur mixen. Geradeaus gibt es aber wie erwartet keine Überraschungen.
Seinem Technikspender kann der rasende Combi gut folgen
Zügig unterwegs: Der RS ist nicht viel langsamer als ein GTI Performance, liegt ab 200 km/h sogar vorne.
Trotz 80 Kilo Zusatzgewicht im Vergleich zum VW sprintet der Octavia in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 – nur eine Zehntel langsamer als der GTI Performance. Der Wimpernschlag zieht sich bis Tempo 200 durch, dreht sich am Ende sogar zugunsten des Skoda. Typisch Turbo: Stets nimmt der Zweiliter-Vierzylinder seine Arbeit leicht verzögert auf. Einmal in Fahrt, gibt er sich aber kultiviert und drehfreudig. Die sieben Gänge des 1800 Euro teuren Doppelkupplungsgetriebes schalten in Stufe S nicht zu aggressiv, im manuellen Modus schön knackig und schnell. Nur der Sound des RS ist im Vergleich zum GTI etwas langweiliger. Selbst im Sport-Modus bei zugeschaltetem Soundgenerator dringen nur knurrige statt sportliche Töne ans Ohr. Auch aus den großen Endrohren entweicht klanglich nur heiße Luft. Schade, das macht der Golf besser. Fahrdynamisch dagegen herrscht wieder Gleichstand, zumindest auf Landstraße und Autobahn.Mit dem optionalen Adaptiv-Fahrwerk kann man sich den Octavia auf jedes Terrain einstellen. Der Comfort-Modus fällt jedoch etwas zu schwammig aus, der Sport-Modus einen Tick zu hart. Letzteres ist aber auch den eher hölzern abrollenden 19-Zöllern zuzuschreiben. Das optimale Set-up ist "Normal", damit kommt auch in Kurven Freude auf.
Für eine schnelle Rennrunde ist eigentlich alles an Bord
Auf dem Sachsenring nimmt der RS seinem Vorgänger gerade einmal 0,16 Sekunden ab – das ist wenig.
Die schnelle Runde über den Sachsenring muss auch der weiße Combi über sich ergehen lassen. Häufig wird man diesen Skoda nicht bei Trackdays oder auf der Nordschleife sehen. Aber bleibt der RS 245 auch in dieser Disziplin am GTI Performance dran? An den Zutaten sollte es nicht scheitern. Neben gripreichen Pirellis ist auch die vom GTI Performance bekannte mechanische Quersperre für das Vorderachsdifferenzial an Bord. Beim Vorgängermodell beklagten wir den zu weichen und starke Karosseriewankungen zulassenden Sport-Modus des Einstellfahrwerks. Diesmal fällt das Set-up zu hart aus. Ergebnis: Der Combi untersteuert in den schnellen Kurven, die Reifen können ihren Grip nicht umsetzen. Auch das Heck lässt sich nicht zum Mitlenken anregen. Die Sperre dagegen arbeitet gut, aus den Ecken heraus hat der RS genügend Traktion. Dennoch: über zwei Sekunden langsamer als der GTI und lediglich 0,16 Sekunden schneller als der 220 PS starke Vorgänger – das ist keine Offenbarung.
Wer Spaß an Autos hat, gleichzeitig aber noch vernünftig tickt, liegt mit dem 245 PS starken Octavia richtig. Die Paarung Kompaktkombi und GTI-Motor funktioniert prächtig, zumindest, solange es geradeaus geht. Das optionale Adaptivfahrwerk funktioniert im Normalmodus kurioserweise besser als in "Sport". Und die Zeiten, in denen ein Octavia RS als Schnäppchen überzeugte, sind passé. Trotz großzügiger Serienausstattung sind über 37.000 Euro zu viel.