Standheizung nachrüsten
Wärme auf Knopfdruck: So klappt die Nachrüstung der Standheizung

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Nie wieder Eis kratzen. Standheizungen mit Fernbedienung sorgen schon beim Losfahren für wohlige Wärme. AUTO BILD erklärt die Systeme und den Einbau.
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Inhaltsverzeichnis
Im Winter hätten viele gerne eine Standheizung in ihrem Auto – kein Wunder: Eis kratzen wäre dann nicht mehr nötig, und der Innenraum schon beim Losfahren angenehm warm. Doch die Standheizung hat weitere Vorteile, denn auch der Motor wird vorgewärmt. Dadurch bleiben Kaltstart und Kaltlaufphase aus. Das bedeutet, es wird Kraftstoff gespart, weniger CO2 ausgestoßen, und der Verschleiß verringert sich. Allerdings gibt es die Standheizung nur in wenigen Fällen als Option direkt ab Werk – die einfachste Möglichkeit ist, sie nachzurüsten. AUTO BILD beantwortet dazu die wichtigsten Fragen!
Wenn von Pkw-Standheizungen die Rede ist, geht es um die Wasserheizung. Sie wird in der Regel über den Fahrzeugtank (Diesel oder Benzin) mit Kraftstoff versorgt. Dieser wird verbrannt und erwärmt das Kühlwasser, das wiederum zirkuliert und sorgt dafür, dass der Motor vorgewärmt und der Innenraum über das Gebläse beheizt werden kann. Für Verbrennung, Zirkulation und Innenraumgebläse wird Strom von der Batterie benötigt, deswegen sollte die anschließende Fahrt lange genug dauern, um die Batterie wieder aufzuladen.
Achtung: Einige Hersteller bieten lediglich Standheizungen an, die an den sogenannten "Inselkreislauf" angeschlossen sind. Dabei wird nur das Wasser im Heizkreislauf und folglich der Innenraum erwärmt. Der Fokus liegt auf der Enteisung, der Motor wird ausgespart. Diese Lösungen benötigen weniger Energie als die sogenannte Inline-Lösung, bei der auch das Kühlwasser für den Motor erwärmt wird. Sie sind also auch für Kurzstreckenfahrer geeignet, dafür bleibt der Motor kalt. Zuvor sollte man sich beim Hersteller informieren, welche Art der Standheizung (zur Nachrüstung) für das Auto angeboten wird. Einige moderne Systeme erlauben sogar die individuelle Anpassung der Standheizung vor jedem Start (nur Innenraum, nur Motor oder kombiniert).
Standheizungen zum Nachrüsten
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Zudem gibt es das elektrische Vorwärmsystem, im Prinzip eine "Standheizung light": Dabei handelt es sich um ein tauchsiederähnliches Gerät, das ähnlich wie ein Durchlauferhitzer arbeitet. Es wird am Motorblock oder nahe am Kühlwasserschlauch angebracht und erwärmt das Kühlwasser, um den Kaltstart zu verhindern. Im Innenraum kann ein zusätzlicher Lüfter angebracht werden. Elektrische Motorvorwärmer sind in der Anschaffung und im Einbau wesentlich preiswerter als Standheizungen.
Aber: Der Vorwärmer benötigt Strom, deswegen eignet er sich nur, wenn eine Steckdose in der Nähe ist. Zudem zeigten Tests des ADAC und ÖAMTC, dass der elektrische Vorwärmer mindestens 50 bis 60 Minuten laufen muss, um das Auto auf Temperatur zu bringen. (So rüstet man den elektrischen Vorwärmer nach.)
Für größere Fahrzeuge mit langer Heizdauer (z. B. Wohnmobile) gibt es außerdem die Luftheizung. Die Energiegewinnung kommt auch hier aus Batterie und Tank; es wird aber kein Kühlwasser erwärmt, und das Innenraumgebläse des Wagens wird nicht benötigt. Es wird lediglich warme Luft produziert und durch das heizungseigene Gebläse im Fahrzeuginnern verteilt. Diese Heizungen sind sparsamer und können auch einmal eine Nacht durchlaufen.
Wer bei seinem Auto eine Standheizung nachrüsten möchte, hat es mit einer überschaubaren Anzahl von Anbietern zu tun. Zu den wichtigsten Herstellern zählen Webasto, Eberspächer, Truma, Defa und Calix. Der Einbau ist aufwendig und aufgrund des Anschlusses an die Kraftstoffleitung nicht ungefährlich. Die Einbaudauer beträgt oft mehrere Tage. Dabei werden Teile der Verkleidung im Motorraum entfernt und neue Anschlüsse an Tank, Batterie und Heizgebläse verlegt. Dazu wird das Steuergerät an die Bordelektronik angeschlossen. Von der eigenständigen Montage raten Hersteller wie Werkstätten dringend ab.

Kein nerviges Kratzen mehr: Die Standheizung taut das Auto vor dem Start auf.
Bild: AUTO BILD
Praktisch: Viele Werkstätten kümmern sich neben dem Einbau auch um die Beschaffung der vom Kunden gewünschten Standheizung. Ein Komplettpreis lässt sich dadurch meist vorab festlegen.
FAQ Standheizung nachrüsten
Was kostet das Nachrüsten einer Standheizung?
Die Kosten (Standheizung inklusive Einbau) liegen bei einem VW Golf etwa zwischen 1200 und 1600 Euro. Bei größeren Autos wird es teurer. Zum einen ist ein stärkeres Heizgerät für größere Motoren und Innenräume erforderlich. Zum anderen kann der Einbau bei größeren Autos aufwendiger werden. Der Mehrpreis für die Sonderausstattung bei einem Neufahrzeug entspricht meist etwa den Anschaffungs- und Umbaukosten beim Nachrüsten. Positiv: Die Standheizung ist darauf ausgelegt, das ganze Autoleben zu halten, regelmäßige Wartungen sind nicht nötig.
Wann lohnt sich das Nachrüsten einer Standheizung?
Eine Standheizung lohnt sich, wenn Sie zu den kältegeplagten Autofahrern gehören. Der Wagen im Winter also regelmäßig draußen steht und zufriert. Dann spart die Standheizung zum einen die Zeit fürs Kratzen und vermeidet zum anderen die schädlichen Kaltstarts. Allerdings lohnt sich die Nachrüstung nur für längere Strecken, da sie die Autobatterie belastet. Wer lediglich Kurzstrecken fährt, sollte lieber zum Eiskratzer oder Scheiben-Enteiser greifen. Als Faustregel gilt: Die gefahrene Strecke sollte mindestens so lange dauern, wie die Standheizung zum Einsatz kommt.
Für das Auto bedeutet die Standheizung zudem eine deutliche Aufwertung und damit eine Wertsteigerung. Da die Nachrüstung jedoch teuer ist, lohnt sie sich meist nicht bei alten Autos, die schon auf das Ende ihrer Lebensdauer zugehen.
Kann man die Standheizung selbst nachrüsten?
Wenn eine brennstoffbetriebene Standheizung nachgerüstet wird, sind unter anderem Arbeiten an den Kraftstoffleitungen und dem Steuergerät nötig. Hier sollte nur ein echter Profi ran, sonst drohen teure Schäden. Von der Nachrüstung in Eigenregie sollte man daher eher absehen.
Anders sieht es aus, wenn lediglich ein Motorvorwärmer nachgerüstet wird. Diese Systeme sind in der Regel einfach zu verbauen. AUTO BILD zeigt hier, wie es geht.
Kann man eine Standheizung bei jedem Auto nachrüsten?
Für nahezu jedes Auto gibt es eine Nachrüst-Lösung für eine Standheizung. Wer wissen möchte, ob für sein Auto eine Standheizung erhältlich ist, informiert sich am besten in der Werkstatt seines Vertrauens oder beim Standheizungs-Hersteller.
Wichtig: Hersteller unterscheiden zwischen den sogenannten Inline- und Insel-Lösungen (hier mehr dazu). Zuvor sollte man sich beim Hersteller informieren, welche Art der Standheizung angeboten wird. Nicht jedes Auto erlaubt die Nachrüstung einer Inline-Standheizung.
Wie viel Kraftstoff verbraucht die Standheizung?
Der Kraftstoffverbrauch durch die Standheizung ist vergleichsweise gering: Pro Stunde liegt der Verbrauch bei etwa einem halben Liter Benzin oder Diesel. Die von der Standheizung verbrauchte Kraftstoffmenge wird allerdings – zum Teil oder auch ganz – anschließend wieder eingespart. Denn der Motor kommt durch das vorgewärmte Kühlmittel schneller auf Betriebstemperatur und muss keinen Kaltstart absolvieren.
Ist die Standheitzung umweltschädlich?
Im Gegenteil: Da die Standheizung das Kühlwasser vorwärmt und so Kaltstarts vermieden werden, können Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß sogar verringert werden. Der ADAC hat sich in einem Test genauer mit der Umweltbilanz befasst und kommt zu dem Ergebnis, dass sie insgesamt akzeptabel ist. Bei der kraftstoffbetriebenen Standheizung konnten deutlich niedrigere Kohlenmonoxid- und Kohlenwasserstoffwerte während der Fahrt festgestellt werden. CO2-Ausstoß und Kraftstoffverbrauch wurden durch den Betrieb der Heizung in Summe nur geringfügig erhöht. Mehr dazu lesen Sie beim ADAC.
• Da auch die Standheizung Kraftstoff verbraucht und Emissionen verursacht, sollte die Betriebsdauer möglichst kurz gehalten werden. In der Regel reichen 15 bis 20 Minuten, um den Wagen aufzuwärmen.
• Für den Betrieb der Standheizung wird Strom benötigt. Den liefert die Autobatterie. Damit es im Nachgang aber nicht zu Startproblemen kommt, sollte das Auto nach Nutzung der Standheizung gefahren werden, um die Batterie nachzuladen. Am besten in etwa so lange, wie die Standheizung lief. Alternativ kann der Wagen auch an ein Autobatterie-Ladegerät angeschlossen werden.
• Die Standheizung darf nicht an Tankstellen oder anderen Orten mit brennbaren Stoffen eingeschaltet werden. Auch in Garagen oder anderen geschlossenen Räumen sollte die Standheizung nicht genutzt werden, es besteht sonst Vergiftungsgefahr!
Für die Bedienung der Standheizung gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten: Von der Zeitschaltuhr bis zu Alexa bieten die Hersteller unzählige Lösungen an. Am bekanntesten ist wohl die Funk-Fernbedienung. Damit lässt sich die Standheizung aus bis zu 1000 Metern Entfernung aktivieren. Wer jeden Tag um dieselbe Zeit losfährt, kann sich auch eine Zeitschaltuhr zulegen. Damit lässt sich der Start programmieren. Manche Standheizungen verfügen zudem über ein GSM-Modul, darüber sind sie mit dem Mobilfunknetz verbunden und lassen sich per Anruf oder SMS aktivieren.

Einige Modelle funktionieren mit Alexa. Bei Eberspächer ist dafür das Easy-Start-Web-Modul nötig.
Bild: Eberspächer
Moderne Systeme lassen sich aber auch per Smartphone-App bedienen. Anbieter Webasto bietet dafür zum Beispiel die Thermo-Connect-App. Die lässt sich auch über einen kostenlosen Skill mit Alexa verbinden. Für ältere Geräte lässt sich die App-Steuerung nachrüsten. Auch Eberspächer bietet einen Alexa-Skill für einige Standheizungen an.
Viele moderne Autos haben, ohne dass ihre Besitzer es wissen, einen sogenannten Zuheizer – und damit quasi schon eine halbe Standheizung. Ein Zuheizer verstärkt die Heizleistung des Fahrzeugs während der Fahrt. Denn vor allem die neueren Dieselmotoren arbeiten so effizient, dass nur noch wenig Abwärme zum Beheizen des Innenraums entsteht. Viele Dieselfahrzeuge sind daher bereits ab Werk mit einem Zuheizer ausgerüstet. Der Unterschied zur Standheizung ist, dass diese unabhängig vom Motor läuft, der Zuheizer aber nur bei laufendem Motor arbeitet. Daher ist beim Zuheizer keine Gebläsesteuerung im Stand möglich.
Mit einem fahrzeugspezifischen Aufrüst-Kit lassen sich die fehlenden Komponenten ergänzen. So wird der Zuheizer für einen geringeren Preis zu einer vollwertigen Standheizung aufgerüstet. Die Kosten für ein Aufrüst-Kit beginnen bei etwa 200 Euro. Die Zeit für den Einbau variiert je nach Fahrzeug, nimmt meistens aber nicht mehr als drei Arbeitsstunden in Anspruch. Entsprechende Aufrüst-Kits werden auch von den Autoherstellern angeboten.
Eine Standheizung nimmt einem nicht nur das lästige Kratzen, sie schont auch den Motor und verringert den Verschleiß. Da sie selten ab Werk verbaut ist, muss sie nachgerüstet werden. Hier gibt es unzählige Modelle mit verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten. Die Kosten für die Nachrüstung liegen bei mindestens 1000 Euro. Folgekosten (z. B. durch Wartung oder Reparaturen) sind aber nicht zu erwarten – die Standheizung soll solange halten wie das Auto. Und die Investition kann sich lohnen: Beim Wiederverkauf kann ein höherer Preis erzielt werden. Wichtig: Eine Nachrüstung ist aufwendig und in jedem Fall ein Job für die Fachwerkstatt.
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