Ja wie? Traumwagen und winterliche Straßen vertragen sich nicht – Sportwagen im Schnee, das tut weh? Da erinnere ich nur an Bond, James Bond. Wie er im Lotus Esprit "In tödlicher Mission" durch die Dolomiten tobte. Oder mit dem Aston Martin V8 die Skihänge hinunterbretterte – damals in "Der Hauch des Todes". Unvergessen. Einmal Bond sein. Einmal im Glitterati-Boliden über die Schneepisten stauben – wir machen den Traum wahr. Vier Träume, um genau zu sein: Audi R8, Bentley Continental GT Speed, Lamborghini Gallardo und $(LB394082:Porsche 911 Turbo)$ warten darauf, sich in testender Mission durch den Schnee zu wühlen. Macht nichts, dass die Bond-Girls vom Chef gestrichen wurden: Hauptsache der Berg ruft – in diesem Fall 13 tief verschneite Kilometer auf abgesperrter Strecke. Warum exakt diese vier? Weil es diesseits eines Bugatti Veyron die einzigen Supersportwagen sind, die ihre Kraft auf vier Räder verteilen. Da wäre zwar noch der Lamborghini Muciélago, aber versuchen Sie mal, für den Winterreifen zu finden ...

Passanten reiben sich ungläubig die Augen

"Mit dem willst do aufi?" – noch ein Passant, dem beim Anblick des Gallardo offensichtlich nur eines in den Sinn kommt: die Klappsmühle. Im frischen Tiefschnee sieht der Italo-Renner noch irrer aus, noch flacher, noch gelber. Wie ein Eidotter auf Zuckerwatte. Dabei rennt er nicht einmal, sondern röchelt momentan nur. Da es sich um einen Gallardo Superleggera handelt (schon der Name ist das Geld wert), thront hinten ein kleiner Flügel. Außerdem fehlen 100 Kilo, und die zehn Zylinder produzieren zehn PS mehr. Macht 1330 Kilo und 530 PS. Und unter dem Schnee pures Eis, wie uns die Streckenhüter netterweise verrieten. Kalter Schweiß mischt sich in die Tränen der Freude. Mit dem Schaltpaddel den ersten Gang der sequenziellen Schaltung holen, vorsichtig Gas geben. Ach was, einfach nur Gas geben. Der Gallado fackelt nicht lange, zuckt kurz mit den Hüften, schiebt ab. Und wie. Er geht dahin, wie vom Elefanten getreten, aber nicht auf kurzem Weg in den Schneehaufen sondern bolzengerade die Pisten entlang.

Der Gallardo erweist sich als überraschend handzahm

Porsche 911 Turbo, Lamborghini Gallardo Superleggera, Bentley Continental GT, Audi R8
Vier Supersportler im Schnee: Die heiße gelbe Kiste zeigt sich erstaunlich zahm.
Bild: A. Emmerling
Ein Wunder? Wuchsen dem Lambo unversehens Krallen? Auf jeden Fall taucht die erste Kurve viel schneller auf als vermutet. Die Kunst besteht nun darin, die Nase des Autos überhaupt zum Abbiegen zu überreden. Einfach nur Einlenken ist bei der Glätte zu wenig. Rallye-Fahrer stellen die Fuhre deshalb schon vor der Kurve quer. Aber das lassen wir lieber. Stattdessen Gas weg und gaaanz sachte rein – der Gallardo gehorcht wie ein Blindenhund. Offenbar war das Tempo unter seinem Niveau. Im Scheitelpunkt dann Stoff geben, und bevor die Elektronik aufwacht und die Sache regelt, schiebt bereits das Heck nach außen. Schön. Und überraschend handzahm, denn Gott sei Dank lässt sich der Monster-V10, der im Heck brüllt wie Rübezahl beim Einsingen, maßgerecht zügeln. Für den Fahrer gilt das mittlerweile nur bedingt. Die ESP/ASR-Regelung wartet darauf, entmachtet zu werden. Also weg damit, schließlich sind wir allein auf weißer Flur. Der Lambo dankt es, schwingt durch den Schnee wie Marc Girardelli, nimmt den Berg, wie von der Seilwinde gezogen, während sich die in halb liegender Position verharrenden Insassen vorkommen, als würden sie mit dem Hintern über die Piste rutschen. Wintersport vom Allerfeinsten.Wie sich die anderen drei eisgekühlten Supersportler schlagen, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleichstest gibt es hier als PDF.

Von

Wolfgang König