Suzuki Jimny 1.5 Utility: Test
Der Suzuki Jimny ist konkurrenzlos – in allen Belangen
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Kleiner Geländewagen, aber große Nachfrage. Der Jimny ist begehrt bei Spekulanten und Käufern. Aber ist er auch tauglich für den ganz normalen Alltag?
Man stöbert in Annoncen, sucht nach einem Suzuki Jimny als Neuwagen – und ist geschockt. 27.499 Euro, 30.900 Euro, 32.499 Euro, ja bis zu 37.900 Euro verlangen Händler für den kleinen Geländewagen aus Japan.
Wohlgemerkt: Der Listenpreis von Suzuki Deutschland für einen bereits ab Werk komplett ausgestatteten Jimny liegt derzeit bei 23915 Euro. Was ist da los?
Als Zyniker könnte man nun sagen: Die Nachfrage bestimmt den Preis – ein unumstößlicher Grundsatz der freien Marktwirtschaft. Wer dagegen zumindest ein Mindestmaß an Empathie in seiner Seele hat, den überkommt dabei ein ungutes Gefühl: Hier werden Geschäfte mit dem Mangel gemacht und die Not des Käufers schamlos ausgenutzt.

Im Suzuki arbeitet ein längs eingebauter Vierzylinder-Benziner ohne Turbolader und ohne Direkteinspritzung, aber mit Ölmessstab.
Bild: Thomas Mueller / AUTO BILD
Denn in Wahrheit hat ein Jimny-Interessierter praktisch keine Wahl, weil er nicht auf ein vergleichbares Konkurrenzprodukt ausweichen kann, das stabil lieferbar wäre.
Und warum nicht? Weil es keines gibt. Der Suzuki Jimny ist heute praktisch konkurrenzlos. Günstige kleine Geländewagen, die diesen Namen auch verdienen – da gab es vor Jahren noch Lada Niva, Daihatsu Taft, Mitsubishi Pajero Pinin, Asia Rocsta und notfalls Fiat Panda 4x4. (Der Suzuki Jimny im Gebrauchtwagen-Check)
Jimny erfüllt genau die Erwartungen
Doch die sind als Neuwagen längst passé. Einzige Alternative im gleichen Preissegment wie der Suzuki ist der Dacia Duster; doch der fällt viel größer und breiter aus. Und er ist konstruktiv ein modernes SUV mit untersetzungslosem Semipermanentallrad und filigranem Pkw-Fahrwerk.

Simple und sofort begreifbare Bedienung mit echten Reglern für Heizung, Lüftung und die serienmäßige Klimaanlage.
Bild: Thomas Mueller / AUTO BILD
Dagegen hat Suzuki auch den aktuellen Jimny nach klassischen Geländewagen-Prinzipien gebaut: tragender Leiterrahmen, aufgeschraubte Karosserie, Fahrwerk mit robusten Starrachsen sowie ein schlichter, aber dafür auch unter krassen Bedingungen durchsetzungsstarker Zuschaltallradantrieb plus Geländeuntersetzung, die die Fahrgeschwindigkeit in den Gängen des Schaltgetriebes halbiert, aber Motorkraft und Motorbremswirkung verdoppelt.
Und so erfüllt der Jimny ohne jede Einschränkung genau die Erwartungen, die im Gelände an einen echten Geländewagen gestellt werden: Die Technik ist simpel, aber sie gibt nicht auf.
Fahrzeugdaten | Suzuki Jimny 1.5 Utility |
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Motor Bauart/Zylinder | Vierzylinder, Reihe, Benziner |
Einbaulage | vorn längs |
Ventile/Nockenwellenantrieb | 4 pro Zyl./Kette |
Hubraum | 1462 cm3 |
Leistung bei 1/min | 75 kW (102 PS) bei 6000/min |
Drehmoment bei 1/min | 130 Nm bei 4000/min |
Radaufhängung v/h | Starrachse/ Schraubenfedern |
Reifengröße; Reifentyp | 195/80 R 15 S/ Bridgestone Dueler H/T D684 II |
Getriebe | 5-Gang manuell |
Allrad/Kraftverteilung v:h | Hinterradantrieb, Vorderradantrieb während der Fahrt zuschaltbar/ 0:100 oder 50:50 |
Geländeuntersetzung | 2,002:1 |
Traktionshilfen | el. Bremseingriff v. + h. |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Trommeln |
Kofferraumvolumen | 863 l |
Anhängelast gebremst/ungebr. | 1300/350 kg |
Stützlast/Dachlast | 75/– kg |
Höchstgeschwindigkeit | 163 km/h bei 5275/min (5. Gang) |
Drehzahl bei 130 km/h | 4195/min |
Vorbeifahrgeräusch | 70 dB(A) |
Norm-CO2-Ausstoß (WLTP) | 173 g/km |
Norm-CO2-Ausstoß (NEFZ) | 138 g/km |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 40 l/Super |
Testwagenpreis | 23.915 € |
Selbst stundenlanges Wühlen in bodenlosem Morast oder schwerem Pappschnee bringen weder Kupplung noch Motor oder Allradantrieb an ihre Grenzen.
Der nicht einmal 1100 Kilogramm wiegende Jimny turnt über schwierige und weiche Untergründe mit spielerischer Leichtigkeit hinweg, wo zwei Tonnen schwere Massiv-Geländewagen längst bis zu den Achsen versunken sind und hilflos mit ihren durchdrehenden Rädern scharren.
Der Jimny-Fahrer umkreist solche Havaristen auf dem gleichen Boden und versteht gar nicht, warum die anderen nicht weiterfahren. Auch ein Motörchen mit nur 102 PS Leistung und nur 140 Nm Drehmoment kann eben völlig ausreichen, wenn nur wenig Masse bewegt werden muss und der Hersteller zudem die Getriebeübersetzungen passend gewählt hat.

Achssperren hat der Jimny nicht, falls die sehr ordentliche Achsverschränkung von 220 mm nicht mehr reichen sollte.
Bild: Thomas Mueller / AUTO BILD
Und das hat Suzuki geschickt gemacht. Gut, auf der Straße wünscht man sich ab Tempo 120 vielleicht einen sechsten Gang, sozusagen als drehzahlsenkenden Schongang. Doch das gute alte und seit Jahrzehnten so vertraut leise singende Suzuki-Schaltgetriebe hat eben nur fünf Gänge; ein sechster hätte einfach keinen Platz gehabt und zudem eine kostspielige Neukonstruktion notwendig gemacht.
Doch es geht auch so, selbst auf unlimitierten deutschen Autobahnen. Dort offenbart der Jimny seinem mutigen Fahrer sogleich das vornehme Understatement eines traditionellen Fahrzeugherstellers aus Japan: Denn das Werk gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h an, in Wahrheit rennt der kleine Suzuki aber bereits in der Ebene echte 162 km/h.
Der 1,5-Liter-Vierzylinder ist ein tatendurstiger Geselle
Und dreht dabei im fünften Gang mit 5275 Touren immer noch weitab vom roten Bereich des Drehzahlmessers, der bei 6250/min beginnt. Da gibt es also noch Reserven für Gefällestrecken, ohne dass man Angst um den Motor haben müsste.
Dieser 1,5-Liter-Vierzylinder ist generell ein fröhlicher und dabei tatendurstiger Geselle. Er reagiert spontan auf Gaspedalbewegungen und lässt den leichten Jimny bis Tempo 140 fast schon quirlig wirken.

Praktisches Detail sind die stabilen und gut zugänglichen Schleppösen, hier am Heck. Die gibt es aber auch unter der Front.
Bild: Thomas Mueller / AUTO BILD
Sein Drehmoment reicht sogar für schaltfaule Fahrweise: Man kann bereits bei Tempo 60 im fünften und damit höchsten Gang fahren und erlebt selbst dann beim Gasgeben fühlbaren Geschwindigkeitszuwachs.
Diese Leichtigkeit des Seins erlebt man zum Glück auch an der Tankstelle. Denn wenn man die Drehfreudigkeit des kleinen Vierventilers nicht gnadenlos und ständig nutzt, erzielt man unseren Testverbrauch von 7,8 Litern/100 km und kommt trotz des kleinen 40-Liter-Benzintanks rund 500 Kilometer weit.
Nur konsequente Bleifußfahrer, die den kleinen Vierzylinder ständig über 4500 Touren drehen lassen und sein engagiertes, aber dann eben lautes Trompeten in Kauf nehmen, treiben den Verbrauch auf über 10 Liter/100 km. Umgekehrt dürfen Fahrer mit besonders sanftem Gasfuß und freiwilligem Tempolimit von 100 km/h auf 6,5 Liter/100 km hoffen.
MESSWERTE | Suzuki Jimny 1.5 Utility |
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Kofferraum Länge | 930 mm |
Kofferraum Breite/Höhe | 925-1300/810 mm |
Wendekreis links/rechts | 10,5/10,6 m |
Testverbrauch Durchschnitt der 155-km-Testrunde von AUTO BILD ALLRAD | 7,8 l |
Werksangabe | 7,7 l |
Abweichung | +1 % |
CO2 (Testverbrauch) | 186 g/km |
Reichweite (Testverbrauch) | 510 km |
Das spart bares Geld an der Tankstelle. Und dazu passen inzwischen auch die günstigen Fixkosten durch niedrige Einstufungen bei Kfz-Steuer und Versicherung.
Das war nicht immer so, denn zu Beginn der steilen Karriere des Jimny II im Jahre 2018 stuften die skeptischen Assekuranzen den Jimny noch in die vergleichsweise teure Vollkaskoklasse 23 ein.
Hintere Sitzplätze gibt es im Jimny nicht mehr
Doch die Unfallstatistik meldete den Versicherungen längst Entwarnung. Jimny-Besitzer fahren offenbar umsichtig, weshalb die Kaskoklasse von 23 auf sehr günstige 12 reduziert werden konnte.
Gibt es denn so gar keine Nachteile beim Jimny? Doch, die gibt es. Da wäre zunächst ein noch recht neuer Nachteil: die geringe Beinfreiheit für langbeinige Fahrer.
Praktisch jeder, der mehr als 1,75 Meter misst, sitzt beengt hinter dem Lenkrad. Jedenfalls seit letztem Jahr, als Suzuki den Jimny in Europa nur noch als zweisitzige Nutzfahrzeugversion mit (zum Glück nur verschraubtem, nicht verschweißtem) Trenngitter zwischen Sitzen und Laderaum anbietet.

Die Karosseriebreite kann fast vollständig für Ladegut genutzt werden. Auch die Innenhöhe ist beachtlich.
Bild: Thomas Mueller / AUTO BILD
Suzuki macht dies, um sich mehrere Tausend Euro Strafzahlung an die EU wegen vergleichsweise hohem CO2-Ausstoß nach Normmessung zu ersparen. Hintere Sitzplätze gibt es im Jimny also nicht mehr, auch keine Notsitze; er ist und bleibt ein reiner Zweisitzer.
Der knappe Verstellbereich des Fahrersitzes bei montiertem Trenngitter reduziert den Sitzkomfort stark. Dafür federt der Jimny trotz des Fahrwerks mit den vergleichsweise schweren Starrachsen erstaunlich gut.
Die Fahrwerksabstimmung ist den Suzuki-Leuten geglückt. Allerdings profitiert der Jimny dabei von den Serienreifen mit hoher und deshalb gut mitfedernder Seitenflanke.
Die aus heutiger Sicht schon fast oldtimerartig wirkenden Serienreifen mit 80er-Querschnitt und klassisch anmutendem Profil mit gar nicht so schlechter Geländetauglichkeit verstärken allerdings das Bremsproblem des Jimny. Die Wirkung der betont schlicht gehaltenen Bremsanlage ist sowieso kaum mehr zeitgemäß, und die Serienreifen verstärken das Problem naturgemäß.
Das Resultat sind Bremswege von deutlich über 40 Metern aus Tempo 100 – da heißt es, stets überdurchschnittlich viel Abstand zum Vorausfahrenden einzuhalten.
In der Praxis nicht ganz einfach, denn der kleine und vermeintlich langsame Jimny reizt eilige Hinterherfahrende offenbar zum Überholen, die dann vorn in die mühsam eingehaltene Abstandslücke einscheren und diese wieder verkleinern.
Nicht wenige nutzen den Jimny auch als originell aussehendes Stadtauto. Klar, bei einer Länge von nur 3,65 Metern (inklusive außen montiertem Ersatzrad) ist er sogar 40 Zentimeter kürzer als ein heutiger Kleinwagen vom Schlage eines VW Polo und damit problemlos parkierbar.
Die geringe Breite von 1,65 Meter erleichtert damit nicht nur das Umzirkeln von Bäumen auf Waldwegen, sondern eben auch das von Betonpfeilern in Parkgaragen. Trotzdem: Mit rund zehneinhalb Metern fällt der Wendekreis für ein Auto dieser Größe verhältnismäßig groß aus.
Erhöhte Seitenwindempfindlichkeit beim Jimny
Als Langstreckenauto dagegen bietet er sich nur für Unerschrockene an. Nicht nur die beengte Sitzposition und die ab Tempo 120 lauten Wind- und Antriebsgeräusche zehren an der Kondition des Fahrers, sondern auch der mäßige Geradeauslauf.
Es hat keinen Sinn, den Jimny mit ständigen Lenkkorrekturen exakt in Fahrstreifenmitte halten zu wollen. Er tänzelt mal ein wenig nach links, mal ein wenig nach rechts.
Besser, man lenkt wie ein Bootsführer: Den Blick weit nach vorn gerichtet und das Ruder stets nur dann betätigen, wenn die Fuhre zu grob vom gewünschten Kurs abweicht. Alle Geländewagen mit vorderer Starrachse fahren und lenken so.
Aber weil es außer Jeep Wrangler und eben dem Jimny heute kaum mehr welche gibt, ist man das einfach nicht mehr gewohnt und wundert sich. Dazu kommt beim Jimny noch eine erhöhte Seitenwindempfindlichkeit – bedingt durch geringes Gewicht und den hohen, eckigen Aufbau.
So gesehen müsste der Jimny eigentlich billiger sein als die heutigen 23.915 Euro. Aber die Nachfrage treibt eben den Preis nach oben.
Fazit
Wer hätte gedacht, dass der kleine Suzuki mal ins Visier von Preisspekulanten gerät? Ist aber so, weil der Jimny praktisch konkurrenzlos ist, und die Stückzahlen der EU-Version sind niedrig. Ein tolles Auto.
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