Im neuen Suzuki Jimny steckt ein echter Minimal-Offroader. Im Fiat Panda 4x4 irgendwie auch. Welcher ist die bessere Wahl?
Hach, schnief, es fällt uns so schwer, das hier in die Tastatur zu tippen: Der brandneue Suzuki Jimny ist kein gutes Auto. Er fährt altmodisch, er hat Fehler, andere können es spritziger, sicherer, sparsamer, bequemer. So, jetzt schnell schnäuzen, Tränen von den Tasten wischen und dann freudig relativierend Folgendes hinterherhämmern: Aber er ist so witzig, so originell, so herrlich schrullig. Ein selten besonderes Auto, ein absoluter Hingucker und somit dann doch unbedingt empfehlenswert. Außerdem taugt er zum Wühlen im Modder wie kein anderer Mini-Offroader!
Wobei: Das stimmt nicht ganz. Es gibt noch einen zweiten Extrem-Krabbler in der Preis- und Größenklasse des neuen Jimny. Der Fiat Panda 4x4 verdichtet Kiesgruben ebenfalls zum Sonderpreis und wühlt sich mit jedem Abstecher ins Gelände tiefer in die Herzen seiner Eigentümer. Beide Sandkastenrocker haben wir sowohl zum Straßenkampf als auch zum Tanz auf grobem Terrain gebeten – wer am Ende wohl der Boss im Buddelkasten wird? Zuerst zu den Straßen- und Alltagsqualitäten. Wie gesagt: Der Suzuki hat so seine "Schrullen". So wie schon der Vorgänger (von dem er quasi 1:1 das technische Rüstzeug übernimmt) bringt der aktuelle Jimny die Nachteile eines echten Offroaders auf die Straße. Kurzer Radstand, viel weicher Federweg, Starrachsen, ein räumlich kaum vom Innenraum getrennter Getriebeblock nebst herzhaftem Verteilergetriebe inklusive Antriebswellenzickzack – so etwas kann gar nicht schmusig rund laufen.
Beim Bremsen zeigt der Jimny große Schwächen
Gekonnt: Der hochbeinige Jimny kennt kein Pardon an Böschungen, verzagt selbst im tiefen Sand nicht.
Dazu kommt: Bremswege aus Tempo 100 (mit heißen Scheiben fast 45 Meter!) sind enorm unzeitgemäß, sogar gefährlich. Der längs eingebaute 1,5-Liter-Motor arbeitet fleißig, doch immer hörbar (wie auch das Getriebe stets dezent mitsingt) und einen Schluck zu benzingierig (Testverbrauch 7,8 Liter/100 km). Den Fahrkomfort trüben der kurze Radstand und die hoppelige Grundhaltung. Der diffusen Lenkung, die sich beim beherzten Richtungswechsel verhärtet, kann man keinen Fahrspaß abringen. Der Schalthebel murkelt sich eher kantig in die Gassen. Jimnys Fahrspaß liegt woanders. Im einfachen Umgang zum Beispiel. Das Auto ist rundum – auch bei den herrlich klaren Anzeigen – übersichtlich wie ein Rentner-Handy, die Sitzposition erhaben hoch, den Blick über die kantige Haube bekommt nur ein G-Modell so eindeutig hin. Türen, Hauben, Kupplungspedal oder auch der Klappmechanismus der Rückbank sind ungewöhnlich leichtgängig. Überhaupt schwingt sich das rund 1100 Kilogramm leichte Auto angenehm ungehemmt und irgendwie mühelos durch den Innenstadtverkehr, das macht mächtig Laune.
Und dann ist da ja noch seine Geländeexpertise. Unimog in Bonsai – so unser Fazit nach einem wilden Ritt über eine Motocross-Strecke. Der hochbeinige Jimny kennt kein Pardon an Böschungen, verzagt selbst im tiefen Sand nicht und liebt geradezu schlimme Steigungen. Ein beherzter Sprung (alles nur für den Fotografen natürlich)? Wird unerwartet geräuscharm durch die langen Federwege und hochflankigen Bridgestone-Dueler-Reifen weggesteckt.
Gar nicht schlecht: Auch der Panda 4x4 muss sich abseits befestigter Straßen nicht verstecken.
Im Gelände allerdings zeigt sich der Fiat Panda 4x4 fast genauso schmutzresistent. Traktion toll, Kletterfähigkeit krass, Bodenfreiheit bombig – der 4x4-Fiat hat allenfalls an steilen Auf- und Abfahrten das Nachsehen, dort schürfen die längeren Überhänge vorne wie hinten beim An- und Abfahren der Hindernisse wie Schaufeln durchs Geröll. Der Fiat kann dafür "Straße" besser. Er fährt speziell bei Autobahntempo leiser und rollt komfortabler. Sein Zweizylinder schöpft Mumm aus der Turboaufladung, das entsprechend früher nutzbare Drehmoment lässt ihn in den hohen Gängen deutlich entspannter durch den Stadtverkehr summen. Trotzdem muss sich das kleinere, schwächere Motörchen beim Sprint geschlagen geben. Der leichtere Suzuki zieht ihm mit minimalem Vorsprung weg. Dafür trinkt der Fiat weniger Benzin. Unter sieben Liter haben wir ermittelt – trotz der serienmäßigen Winterreifen-Ausrüstung (für bessere Geländeeigenschaften).
Im Normalbetrieb ist der Panda der klar bessere Begleiter
Klare Kiste: Im Alltag macht der Fiat mehr Freude, er fährt sich zudem sicherer als der Suzuki.
Subjektiv mag sich der kleinere Panda enger anfühlen, tatsächlich hat er mehr Ellenbogenfreiheit zu bieten, die Sitze stützen zudem liebevoller. Das Fahrverhalten – speziell beim Ausweichen und Notbremsen – stufen wir als moderner, weil sicherer und berechenbarer ein. Nicht zu verachten: Der Panda ist ein Viertürer. Müssen doch mal zwei Personen zusätzlich mit, haben Fiat-Fahrer leichtes Spiel, die Besitzer eines Jimny müssen ihre Passagiere dagegen zu unwürdigen Verrenkungsübungen bewegen. Denn der Einstieg in den knappen Fond des Suzuki ist wahrlich beschwerlich. So läppern sich die Vorteile für den Panda – der Jimny verliert diesen Vergleich. Sorry, Suzuki, es fällt uns schwer, das in die Tastatur zu tippen.
Den Jimny haben wir ins Herz geschlossen. Aber: Er hat Fehler (wie den langen Bremsweg). Der Panda kann ihm im Gelände fast das Wasser reichen, macht es zudem Passagieren leichter. Am Ende verhelfen dem günstigeren Fiat bessere Alltagsqualitäten zum Sieg.