Ich bin kein ausgesprochener Tesla-Fan. Und beim Einsteigen weiß ich auch wieder, warum. Ich bin automobiler Traditionalist – auch wenn ich alternativen Antriebskonzepten grundsätzlich offen gegenüberstehe. Jedoch: Ein Auto muss sich intuitiv bedienen lassen und in sich schlüssig sein. Da macht es mir das Model 3 von Like2drive schon vor dem Start auf die Langstrecke etwas schwer.
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Anstelle eines Schlüssels gibt es eine flatterige Chipkarte zum Aufsperren. Die Türgriffe sind schlichtweg falsch herum montiert. Sie klappen nach vorn auf. Drinnen geht es weiter – Bedienung fast ausschließlich über den zentralen Monitor. Fummelig.
Tesla Model 3
Alles nur dank Ladestopp: Beim Füßevertreten eine 917-Replika entdeckt. Mit Dauergrinsen weitergefahren.
Bild: Auto Bild

Mal eben vor Fahrtantritt den Kilometerstand ablesen? Für wenig Tesla-Erfahrene wie mich ein Tauchgang ins Infotainment. Das tierfreie Leder knautscht künstlich, und ich fühle mich mit 1,95 Metern etwas zu groß für die flach stehende Frontscheibe.

Model 3 analysiert die Verkehrssituation

Stopp! Kurzes Innehalten. Notiz an mich: neutral bleiben. Nach kurzer Eingewöhnung beherrsche ich den Bildschirm und beginne die klare Darstellung der Navi-Karte zu schätzen. Die Kameras erkennen Radfahrer, Laster, andere Autos, Ampeln, Hütchen.
Man kann dem Model 3 quasi beim Analysieren der Verkehrssituation zugucken, während man an der Ampel steht. Spannend. (Tesla Model 3 – meistverkauftes E-Auto der Welt jetzt deutlich teurer!)
Und auch wenn sich die Lenkung ein bisschen anfühlt wie damals das Lenkrad an der PlayStation 2, das Fahrgefühl ist entspannt bis lässig. Sie merken schon, ich werde langsam warm mit dem Model 3 und programmiere mein Ziel in Süddeutschland ins Navi. Und dann beginne ich zu verstehen, was Tesla-Fans an diesen Autos so begeistert.
Tesla Model 3
Kurzzeitig 1137 Kilometer pro Stunde – das ist Ladetempo-Rekord auf meiner Fahrt.
Bild: Auto Bild

Eigenständig schlägt mir das Model 3 eine Route von Supercharger zu Supercharger vor. Sagt mir auch, dass ich für die schnellste Ankunftszeit am Ziel vorerst nicht schneller fahren sollte als 120 km/h.
Okay, ich halte mich dran und steuere kurze Zeit später die erste Tesla-Ladesäule an. Klappe öffnen, Kabel anstecken – es summt. Der Strom fließt. Einfacher geht's nicht!

Laden in der Spitze mit fast 160 kW

Gegenüber warten die anderen E-Auto-Fahrer mit ihrem bunten Strauß an Ladekarten an den Schnellladern auf einen freien Platz. Auf der Tesla-Seite stehen ein Model S und ich. Und so bleibt es die ganze Fahrt über. Freie Tesla-Lader werden in Echtzeit im Navi angezeigt.
Eine Null sehe ich auf gut 3000 Kilometern nie. Ich rolle stets an eine leere Säule, lade in der Spitze mit fast 160 kW und bin wieder weg, bevor ich mich langweile. Mal 15 Minuten, mal 20. So funktioniert E-Mobilität. Es fühlt sich an, als wäre man Mitglied in einem exklusiven Club.
Tesla Model 3
Kinderleichtes Laden: Tesla Supercharger anfahren, Klappe auf, anstecken, Pause machen.
Bild: Auto Bild

Das etwas stuckerige Fahrwerk, die tollpatschige Verkehrszeichenerkennung und Assistenzsysteme, die es in Baustellen neben Camping-Gespannen mit der Angst zu tun bekommen. All das muss auch erwähnt werden – und ja, es nervt mich.
Aber ich muss ehrlich sagen, sobald die Vorkonditionierung ein paar Kilometer vor der nächsten Ladung den Akku vorbereitet, grinse ich unweigerlich.

Das Laden im Tesla ist beeindruckend und macht gute Laune – ganz im Gegensatz zu vielen anderen E-Autos! Als Stimmungsaufheller taugt übrigens auch mein Model-3-Langstrecken-Durchschnittsverbrauch von 15,7 kWh. Das schafft lange nicht jeder Stromer.
Und so bin ich beim letzten Abschließen immer noch kein ausgesprochener Tesla-Fan. Aber immerhin schon mal ein Tesla-Fan-Versteher.

Beziehungsstatus

Pendeln Einziger Kritikpunkt: das straffe Fahrwerk. Punkte: 4/5
Einkaufen Gegen Parkplatzrempler hilft die Kameraüberwachung. Punkte: 4/5
Transportieren Tiefer Kofferraum. Noch toller wäre ein Kombi. Punkte: 4/5
Urlaub Ferien zu zweit oder dritt sind drin, zu viert wird's eng. Punkte: 3/5
Hobby Wunderbar, siehe Porsche 917 oben. Punkte: 4/5
Familienleben Die Kids haben mit dem Infotainment Spaß. Punkte: 4/5

Kurz gesagt

Was sagen die Nachbarn, wenn ich damit vorfahre? Autos interessieren mich nicht, aber Tesla ist geil!
Warum würde ich das Auto meinem besten Freund empfehlen? Mit dem Supercharger-Netz ist es voll langstreckentauglich.
Was bleibt mir im Gedächtnis? Der Model-3-Fahrer im Gegenverkehr, der lässig grüßt, als wären wir zwei Motorradfahrer.

Tesla Model 3

• Leistung 239 kW (325 PS)
• Akkukapazität 60 kWh
• L/B/H 4694/1849/1443 mm
• Kofferraum 561 l hinten + 88 l vorn
• 0–100 km/h 6,1 s
• Spitze 225 km/h
• Verbrauch (WLTP) 14,4 kWh/100 km
• Preis ab 52.965 Euro