Test Lexus LS 600h/Mercedes S 400 Hybrid
Luxus mit weißer Weste

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Von wegen Verzicht auf Leistung: Die S-Klasse mit neuem Hybridmotor zieht endlich mit dem Trendsetter Lexus gleich. Doch die gemeinsame Ausfahrt der Limousinen zeigt: Wo Hybrid draufsteht, steckt noch lange nicht das Gleiche drin.
Hybrid – das galt in der Oberklasse lange als Domäne von Lexus. Jetzt endlich tritt auch Marktführer Mercedes mit dem S 400 Hybrid auf die Verbrauchs- und Abgasbremse. Wir haben mit den zwei umweltfreundlichsten Nobelautos der Welt eine fast CO2-neutrale Landpartie unternommen. Obwohl beide Fünf-Meter-Schiffe ähnliche Ziele verfolgen, birgt der technische Ansatz weniger Gemeinsamkeiten als erwartet. Die geliftete S-Klasse setzt auf einen V6-Benziner, Mildhybrid und viele kleine Spartricks, der LS 600h dagegen auf V8, Vollhybrid und satten Luxus. Anders gesagt: Wo Hybrid draufsteht, ist nicht immer nur Downsizing und Demut drin. Den Beweis dafür liefert der Lexus, dessen V8 bei Bedarf so gut geht wie ein V12, der aber beim Gasstreicheln so wenig verbraucht wie ein V6. So brav und bieder der Lexus zuerst wirken mag – wenn der Fahrer den Bleifuß senkt, erinnert die Beschleunigung an den Turbo-Effekt guter Sportwagen.
Öko-Wunder vollbringen beide Autos bestenfalls im Stadtverkehr
Der Sechszylinder im S 400 fühlt sich immer rauer und unkultivierter an, dafür schluckt er bei zurückhaltender Fahrweise kaum mehr als manche Vierzylinder. Der Mercedes addiert seine 20 Elektro-PS nur im unteren Geschwindigkeitsbereich zu den 279-Basis-PS des 3,5-Liter-V6. Von dieser defensiven Auslegung profitiert natürlich der Verbrauch, der bei unserer ersten Ausfahrt laut Bordcomputer zwischen 9,7 und 11,2 Litern schwankt. Der Lexus begnügt sich theoretisch mit 9,3 Litern, doch wenn die 445 PS öfter abgerufen werden, schluckt er 11,3 bis 15,1 Liter. Und die Skala ist dann wohl aus Scham tiefrot eingefärbt. Kleine Öko-Wunder vollbringen beide Autos bestenfalls im Stadtverkehr, wo die Werksangaben von 11,3 Litern (LS 600h) und 10,9 Litern (S 400) der Nachprüfung standhielten.
Der Hybrid entspricht dem Charakter des S 400

Im LS 600h lässt sich das Zusammenspiel der Kräfte unmittelbar erleben, auch bei Gaspedal und Bremse liegt zwischen Ursache und Wirkung nur ein Wimpernschlag. Wer hätte das gedacht? Der Lexus trifft ins Herz, der Mercedes beglückt den Verstand. Eindeutig fällt der Preisvergleich aus: Der S 400 Hybrid kostet 9163 Euro mehr als der S 350 Benziner, der kaum langsamer ist. Und 12.316 Euro mehr als der S 350 CDI mit dem saftigen Diesel, der laut Werk 7,6 Liter verbraucht. Der Hybrid wird einen schweren Stand haben.
Mild- oder Vollhybrid? Der große Unterschied
Als erstes Serienauto vertraut der S400 Hybrid auf besonders leistungsfähige Lithium-Ionen-Akkus, die Toyota für noch nicht serienreif hält. Der S-Klasse-Hybrid packt den 20-PS-Elektromotor zwischen V6-Benziner und die Siebenstufenautomatik – deshalb sind Schaltrucke zu spüren. Auch der Lexus besitzt ein Stopp-Start-Modul und ein System zur Bremsenergie-Rückgewinnung. Sein Elektromotor leistet 224 PS und 300 Nm – damit kann man auf kurzen Strecken auch rein elektrisch fahren. Die Nickel-Metallhybdrid-Batterien des Lexus-V8 sind in puncto Energiedichte, Wirkungsgrad, Gewicht und Bauraum der Mercedes-Lösung unterlegen. Zu den Besonderheiten des LS gehören die stufenlos variable Übersetzung des Automatikgetriebes und der permanente Allradantrieb.
Fazit
Mit dem S 400 Hybrid haben Gutmenschen mit viel Geld endlich eine europäische Alternative zum Lexus LS 600h. Der Mercedes ist sparsam und sauber, überzeugt aber noch nicht in allen Details. Vor allem aber macht der starke Japaner im Vergleich viel mehr Spaß.
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