Test VW Golf Variant/Passat Variant
Welcher ist die bessere Variante?

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Es hat lange gedauert: Nach fast vier Jahren gibt's jetzt auch einen Kombi vom Golf. Und der kann eine Menge schlucken – mehr noch als Bruder Passat.
Da ist er wieder. VW liefert seinen Kombi-Kunden ab Juni 2007 – entgegen früheren Absichten – nun doch wieder einen Golf Variant und stellt damit ein großes Fragezeichen in den Raum: Wer braucht jetzt noch einen Passat Variant? Das wollte auch AUTO BILD wissen – und deshalb baten wir die beiden zur ersten Ausfahrt. Verwechslungsgefahr zwischen beiden Modellen besteht kaum. Front und Heck des Passat Variant, für den sich in Deutschland acht von zehn Käufern entscheiden, machen einen eigenständigen technischen Eindruck. Vor allem die dominanten, zweigeteilten Rückleuchten mit ihren runden LED-Blinkern setzen auffällige Design-Signale. Ganz anders der neue Golf Variant. Vorn zeigt er das bei uns seltene Jetta-Gesicht mit den zwei verchromten Doppelstreben im Grill. Bis zur C-Säule gleicht die Flanke der Golf-Stilistik, aber dann kommt das dicke Ende.
Der Golf wirkt kompakter, handlicher und eine Spur spritziger
Besonders seine Heckpartie birgt Stoff für Kontroversen. Ich jedenfalls finde sie sehr gewöhnungsbedürftig – die Markenidentität ist futsch. Mit dem kleinen VW-Emblem und den weit in die Seiten gezogenen Lampengläsern erinnert der Variant-Po eher an den 5er Touring von BMW als an einen typischen Volkswagen. Egal, für Kombis gibt es wichtigere Kriterien als Image und Aussehen. So zum Beispiel das Wohlbefinden während der Fahrt, den Alltagsnutzen und die Kosten. Und da zeigt der in Mexiko produzierte Golf Variant 2.0 TDI echte VW-Qualitäten. Ob in der Stadt, auf der Landstraße oder Autobahn – der 140-PS-Kombi beschleunigt in jeder Situation souverän, fährt präzise um Kurven aller Art und bietet hohen Abrollkomfort. Ein typischer Golf eben. Im direkten Vergleich mit dem Passat wirkt er kompakter, handlicher und eine Spur spritziger.
Relevante Unterschiede im Alltag werden erst beim Einparken spürbar

Doch unbequem ist es im Golf keinesfalls. Lange und trotzdem entspannte Urlaubsreisen mit vier Personen an Bord sind auch für ihn kein Problem. Alle, die nicht besonders groß gewachsen sind, finden genügend Kopf- und Kniefreiheit. Den entscheidenden Schlag versetzt der Golf seinem großen Bruder vor dem Getränkemarkt. Wer schluckt mehr? Erst der Passat: Zwölf Kisten mit je zwölf Einliter-Flaschen Cola passen rein, wenn er mit vier oder fünf Personen besetzt ist. Macht insgesamt 144 Liter, genug für ein Dorffest. Hier und da bleibt noch Luft für Grillkohle, Würstchen und Pappteller. Aber eine weitere sperrige Kiste kann der Passat nicht verdauen. Dann der Golf: Mühelos verschwinden die zwölf Kisten in seinem Kofferraum. Und er schafft noch mehr. Ein Zwölfer-Kasten mit Halbliter-Flaschen plus ein Sechsliter-Saftträger finden auch noch Platz. Eine interessante Überraschung. Zwar liegt das Kofferraum-Volumen des Passat nach der akademischen VDA-Messmethode mit 603 bis 1731 Litern über dem des Golf (560 bis 1495 Liter), doch der Praxisversuch belegt, dass der Golf-Variant-Kofferraum besser nutzbar ist. Beim Passat verhindern vor allem die in den Laderaum ragenden Radhäuser eine bessere Raumökonomie, speziell bei sperrigem Ladegut ist der Golf im Vorteil.
Der Golf ist dem Passat in den Kombi-Kriterien ebenbürtig bis überlegen

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan
Mit Passat Variant, Touran, Caddy Life, Golf Plus, Sharan und T5 hat VW eigentlich genug gepäckraumorientierte Modelle im Programm. Trotzdem macht der Golf Variant als siebtes Raumwunder Sinn. Er richtet sich an klassische Kombikunden, denen der Passat zu teuer und zu groß ist. Diese Lücke füllt er perfekt. Seine Fahreigenschaften sind ähnlich hoch entwickelt wie die des größeren Bruders. Bei der Transportkapazität ist er sogar besser. Wer keinen Dienstwagen-Anspruch hat, auf Prestige und Image verzichten kann, ist mit dem Golf Variant bestens bedient.
Technische Daten VW Passat Variant 2.0 TDI Comfortline
4 Zylinder, Turbo, vorn quer • zwei Ventile pro Zylinder • Hubraum 1968 cm3 • Leistung 103 kW (140 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 320 Nm bei 1800/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet • Spitze 206+ km/h • null bis 100 km/h 10,1 Sekunden • Reifen 215/55 R 16V • Leergewicht 1510 kg • Zuladung 630 kg • Preis: 29.724 Euro
Technische Daten VW Golf Variant 2.0 TDI Comfortline
4 Zylinder, Turbo, vorn quer • zwei Ventile pro Zylinder • Hubraum 1968 cm3 • Leistung 103 kW (140 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 320 Nm bei 1750/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet • Spitze 205 km/h • null bis 100 km/h 9,8 Sekunden • Reifen 205/55 R 16 H • Leergewicht 1390 kg • Zuladung 620 kg • Preis: 25.490 Euro
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