110.000 Menschen sollten nicht irren: Tiefergelegte Hosen, knapp geschnittene Dakota-Jäckchen, Haare vorn kurz, hinten schmal (Vokuhischma) – das muß es sein. Der Einheitslook der Besucher der Tuning World 2006 zeugt von der gemeinsamen Anbetung der MTV-Pimper West Coast Customs, von der gemeinsamen Begeisterung für chromblitzende Räder, von der gemeinsamen Liebe zu An- und Umbauten und von der gemeinsamen heidnischen Bewunderung für alles, was größer als 20 Zoll (oder kleiner als 15) ist.

110.000 Besucher – die sollten wissen, was sie tun bzw. wofür sie ihr Geld ausgeben. Die diesjährige Tuning World Bodensee (28.4.-1.5.) zählte 17.000 zahlende Gäste mehr als im Vorjahr – und erstmals in der Geschichte der Messe Friedrichshafen 46.000 Besucher an einem Tag (30.4.). Ein Riesen-Erfolg für den Jahrmarkt der etwas anderen Attraktionen.

Bis zu 30 Zoll große Räder bei Lexani, mehrere tausend Watt starke Car-Hifi-Verstärker, superknappe Klamotten, grellbunte Leuchten, luftgedämpfte Federbeine, abgeflachte Lenkräder, blinkende Türstifte, Seitenspiegel im M-Look, dazu automobile Überflieger wie der auf 25 Einheiten limitierte Shelby Mustang mit 500 PS, der bislang einzigartige, gechopte Käfer mit Zauberlack (reagiert auf thermische Veränderungen, erstmals vollflächig auf einem Auto) – an Weltpremieren, Schnokus und Absonderheiten hatte die Tuningschau wahrlich genug zu bieten.

Traditionell teilt sich die Messe in die Hallenbereiche A (wie artgerechte Autos) und B (wie Business): Auf der einen Seite zeigen die Clubs, was sie haben. Auf der anderen locken die Hersteller mit dem, was man haben sollte. Ein Airride-Fahrwerk zum Beispiel. Echte Tuning-Vorreiter spotten da schon wieder drüber ("hat doch jeder"), Hersteller wie HPS aber wissen: Hat noch nicht jeder, paßt aber fast überall rein bzw. drunter – Käfer, Polo, Mégane; auf den Asphalt legen muß sein.

Noch so ein Must-have: LSD. Lambo-Style-Doors, also schräg nach oben öffnende Türen à la Lamborghini ("hat doch jeder"). Kann man inzwischen in nahezu alle Modelle zirkeln: Renault Mégane, Mini Cooper, Golf V – und gibt es jetzt erstmals auch für den Citroën C4, just zur Messe fertiggestellt von PSA-Tuner Musketier aus Oberhausen. Die Highlights der Messe zeigt autobild.de wie immer in der Bildergalerie. Film und Teil II des Messe-Reports, der sich in erster Linie mit den AUTOTUNING Supergirls beschäftigt, folgen in Kürze.

Von

Ralf Bielefeldt