Vergleich Honda Civic, Peugeot 307 und VW Golf
Hat der Golf noch das richtige Format?

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Wachstum ist Fortschritt. Getreu diesem Motto wachsen Civic und 307 langsam auf Van-Format - und dem braven Golf womöglich über den Kopf.
Kompakt-Klasse wächst auf Van-Format
Manche Dinge ändern sich wohl nie. So bleibt der kleine Unterschied zwischen Mann und Frau (Alice Schwarzer zum Trotz) zumeist ein großer, besitzen selbst die längsten Staus ein Ende, stellt der Golf auch nach 27 Jahren noch das Maß der Kompaktklasse.
Wie gesagt: noch. Denn der brave Golf IV kurvt nun auch schon seit 1997 durchs Land, frühestens 2002 soll der überfällige Van folgen, vor 2003 wird Nummer fünf nicht an den Start gehen. Und bis dahin zeigen andere den VW-Verantwortlichen schon mal, wie ein moderner Kompaktwagen aussehen kann.
Das neue Format in der Golf-Klasse orientiert sich dabei ganz selbst- und familienbewusst am vielseitigen Van. Länger, höher, geräumiger - so kriegt Mutti die Rasselbande (Papa inklusive) plus Kinderwagen und Knuddeltier locker unter. Als Vertreter dieses neuen Kompakt-Konzeptes treten Honda Civic und Peugeot 307 gegen den VW Golf an.
Wie gesagt: noch. Denn der brave Golf IV kurvt nun auch schon seit 1997 durchs Land, frühestens 2002 soll der überfällige Van folgen, vor 2003 wird Nummer fünf nicht an den Start gehen. Und bis dahin zeigen andere den VW-Verantwortlichen schon mal, wie ein moderner Kompaktwagen aussehen kann.
Das neue Format in der Golf-Klasse orientiert sich dabei ganz selbst- und familienbewusst am vielseitigen Van. Länger, höher, geräumiger - so kriegt Mutti die Rasselbande (Papa inklusive) plus Kinderwagen und Knuddeltier locker unter. Als Vertreter dieses neuen Kompakt-Konzeptes treten Honda Civic und Peugeot 307 gegen den VW Golf an.
307: Überall ein paar Zentimeter mehr
Monumental wie der Arc de Triomphe setzt sich der frische Franzose 307 in Szene, wirkt nicht nur wegen der Typenbezeichnung glatt eine Nummer größer als der Vorgänger. Auch gegenüber dem Golf glänzt er mit ein paar Zentimetern mehr an entscheidenden Stellen und flotter Form nach Van-Vorbild. Markantes Maul, flache Frontscheibe, harmonisches Heck: Oh, là, là, Peugeot präsentiert Pariser Mode, die Mann und Frau gerne trägt. Auch im Innenraum setzt sich das französische Flair fort. Holzeinlagen und fein genarbte Kunststoffe sorgen dafür, dass die Premium-Ausstattung ihrem Namen alle Ehre macht.
Selbst wenn Detailschwächen hier und da französische Lässigkeit verraten und Raum für Verbesserungen lassen: gegenüber der ersten Begegnung ein echter Fortschritt. Das erste Probesitzen startet sofort die Van-Vision. Die Frontscheibe fast unerreichbar weit weg, das vordere Ende so wenig in Sicht wie der Vordermann in einer Nebelbank - erste Zweifel nagen. Doch der 307 vermittelt ein Raumgefühl, das es in der Kompaktklasse bisher nicht gab. Auf angenehm plüschigen Polstern bleiben selbst Turmfrisuren unversehrt, die enorme Schulterbreite degradiert den Fond auch zu dritt nicht zur Strafbank.
Selbst wenn Detailschwächen hier und da französische Lässigkeit verraten und Raum für Verbesserungen lassen: gegenüber der ersten Begegnung ein echter Fortschritt. Das erste Probesitzen startet sofort die Van-Vision. Die Frontscheibe fast unerreichbar weit weg, das vordere Ende so wenig in Sicht wie der Vordermann in einer Nebelbank - erste Zweifel nagen. Doch der 307 vermittelt ein Raumgefühl, das es in der Kompaktklasse bisher nicht gab. Auf angenehm plüschigen Polstern bleiben selbst Turmfrisuren unversehrt, die enorme Schulterbreite degradiert den Fond auch zu dritt nicht zur Strafbank.
Motorisierung und technische Daten
Der gallische Golf weiß, was Familien wünschen - auch wenn die Federung bei voller Zuladung etwas ungeschickt über schlechte Pisten poltert. Dafür schluckt der Kofferraum mindestens ein Pampers-Paket mehr als der Golf, bei umgeklappten Fondsitzen sogar eine ganze Monatsration. Um angesichts solcher Lasten nicht windelweich in den Seilen zu hängen, nehmen 109 PS tapfer den Kampf gegen Luft- und andere Widerstände auf. Gleichmäßig kräftig und erst ab 5000 Touren dröhnig, enttäuscht der Vierventiler nicht. Einzig der hohe Verbrauch und die zeitweilig hakelnde Schaltung trüben die Fahrfreude.
Vergeben und vergessen, sobald ich den überraschend agilen Fronttriebler durch schnelle Kurvenkombinationen hetze. Der 307 fährt sich original so, als denke und lenke die Hinterachse mit. Hilfreich dreht er das Auto bei Lastwechseln in die Kurve. Gegen Übermut oder gröbere Fahrfehler versichert Peugeot mit einem ESP, das seinen Einsatz nie verpasst.
Vergeben und vergessen, sobald ich den überraschend agilen Fronttriebler durch schnelle Kurvenkombinationen hetze. Der 307 fährt sich original so, als denke und lenke die Hinterachse mit. Hilfreich dreht er das Auto bei Lastwechseln in die Kurve. Gegen Übermut oder gröbere Fahrfehler versichert Peugeot mit einem ESP, das seinen Einsatz nie verpasst.
Civic: straffe Federung sorgt für Unruhe
Kommen wir zum nächsten neuen Golf-Gegner, dem Honda Civic. Mit 4,29 Meter Länge droht er der Kompaktklasse bereits zu entwachsen wie ein Sitzenbleiber seinen Mitschülern. Denen gegenüber er seinen Größenvorteil konsequent ausnutzt. Die Beinfreiheit im Fond langt locker für die Versetzung in die Mittelklasse, die Gepäckfrage löst er souveräner als Golf und 307. Gespart wurde allerdings bei der Einrichtung. Das Lenkrad kommt dem Fahrer nicht entgegen, lässt sich nur in der Höhe verstellen. So finde ich auf den kurzen, wenig Halt bietenden Polstern keine befriedigende Sitzposition. Im direkten Vergleich mit Peugeot und VW fallen außerdem die einfacheren Materialien sowie die unglücklich platzierten Schalter links hinterm Lenkrad auf. Schade, dieser Eintrag im Klassenbuch versaut die gute Note für die klare Mittelkonsole mit knackiger Joystick-Schaltung.
Doch Civics Lieblingsfach scheint ohnehin eher Sport zu sein. Im Sprint fährt der 110 PS starke Vierventiler eine Bestnote nach der anderen ein, geht drehfreudig und spontan zur Sache, knurrt wild entschlossen dem Begrenzer entgegen. Und kassiert für den geringsten Verbrauch ein Extra-Sternchen. Als lästiger Störenfried entpuppt sich dagegen die straffe Federung. Aufgeregt über Bodenwellen holpernd, sorgt sie permanent für Unruhe im Auto wie ein Zappelphilipp im Klassenzimmer.
Doch Civics Lieblingsfach scheint ohnehin eher Sport zu sein. Im Sprint fährt der 110 PS starke Vierventiler eine Bestnote nach der anderen ein, geht drehfreudig und spontan zur Sache, knurrt wild entschlossen dem Begrenzer entgegen. Und kassiert für den geringsten Verbrauch ein Extra-Sternchen. Als lästiger Störenfried entpuppt sich dagegen die straffe Federung. Aufgeregt über Bodenwellen holpernd, sorgt sie permanent für Unruhe im Auto wie ein Zappelphilipp im Klassenzimmer.
Fahrleistungen und Testwerte
Auch Elchen begegnet der Honda mit viel zu leichtgängiger (elektrischer) Lenkung nervöser als seine Mitstreiter und mit unruhigem Heck. Das Erreichen des Klassenziels ist damit zwar nicht ernsthaft gefährdet, elektronische Aufpasser würden den Notenschnitt aber deutlich verbessern. Solche Schelte bleibt dem Klassenprimus Golf erspart. Dank ESP nimmt er Ausweichhaken und Kurven aller Art gelassen.
Golf: die magere Ausstattung enttäuscht
Überhaupt scheint der Wolfsburger Bestseller nur ein Ziel zu kennen: bloß nicht auffallen. Dazu passen das unaufgeregte, aber nicht langweilige Design, die schmuseweiche Federung, die nur bei maximaler Beladung Schwächen offenbart, und die ziemlich makellose Anmutung des feinen Innenraums mit fast perfekten Sportsitzen. Also alles Golf, was glänzt?
Jein. Denn Civic und 307 decken die Schwächen des Kompakt-Klassikers schonungslos auf. Hinter mir (1,97 Meter) kann ich im Golf kaum noch eine Babyschale montieren, der Kinderwagen lässt sich nur mit Mühe in den Kofferraum falten, und der schwachbrüstige, raue 1,6-Liter-Motor erfordert jede Menge Geduld.
Den Rest gibt mir dann die Wolfsburger Preispolitik. Mit 34.570 Mark kostet der Golf 1.6 Trendline zwar geringfügig weniger als Civic 1.6i LS (34.900 Mark) und 307 Premium 110 (35.009 Mark), dafür fällt seine Komfortausstattung aber auch mehr als dürftig aus. Was uns zeigt, dass günstige Volkswagen nicht unbedingt VW heißen müssen - es bleibt eben doch nicht alles, wie es (zu Käferzeiten) mal war.
Jein. Denn Civic und 307 decken die Schwächen des Kompakt-Klassikers schonungslos auf. Hinter mir (1,97 Meter) kann ich im Golf kaum noch eine Babyschale montieren, der Kinderwagen lässt sich nur mit Mühe in den Kofferraum falten, und der schwachbrüstige, raue 1,6-Liter-Motor erfordert jede Menge Geduld.
Den Rest gibt mir dann die Wolfsburger Preispolitik. Mit 34.570 Mark kostet der Golf 1.6 Trendline zwar geringfügig weniger als Civic 1.6i LS (34.900 Mark) und 307 Premium 110 (35.009 Mark), dafür fällt seine Komfortausstattung aber auch mehr als dürftig aus. Was uns zeigt, dass günstige Volkswagen nicht unbedingt VW heißen müssen - es bleibt eben doch nicht alles, wie es (zu Käferzeiten) mal war.
Fazit und Zeugnis
Fazit Der Golf kann auch nach diesem Vergleich erhobenen Blechdaches vom Platz fahren - er muss sich in Zukunft aber mehr einfallen lassen, um nicht unter die Räder zu kommen. In diesem Fall stiehlt ihm der geräumige, harmonische und preiswerte 307 die Show und den Sieg. Wobei der Golf vor allem unter dem traurigen Motor, dem engen Rückraum und der mäßigen Ausstattung leidet. Eine Alternative stellt der erstaunlich sportliche Civic mit beherztem Motor und viel Platz. Ihm fehlt allerdings die Feinabstimmung an Fahrwerk, Sitzposition und Materialanmutung.
Punktewertung
Der Peugeot siegt mit elf Punkten Vorsprung durch größeres Platzangebot und den besseren Motor Golf. Wer andere Akzente setzen will, rechnet einfach die entsprechende Rubrik raus und kommt zum eigenen Ergebnis.
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