Vergleich Porsche Panamera S/Mercedes S 500/BMW 750i
Ist der Panamera reif für die Elite?

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Zutritt in die First-Class der Luxuslimousinen erhält nicht jeder – schon gar nicht im Sportanzug. Der Porsche Panamera S probiert es trotzdem. Wird für ihn der Dresscode glockert? Ein Vergleich mit Mercedes S 500 und BMW 750i.
Als Gerhard Schröder in den 80ern am Tor des Kanzleramtes rüttelte, da war der Niedersachse noch ein Nobody. Sein lautstarkes "Ich will hier rein!" verhallte ungehört im Bonner Nachthimmel. Bei Porsche liegen die Dinge anders. Der Stuttgarter Sportwagenbauer ist ein Star. Wenn der neue Panamera Einlass in den Klub der viertürigen Anzugträger fordert, wird kein livrierter Pförtner ihn so ohne Weiteres abwimmeln. Einen Benimm-Check muss der Typ im Trainingsanzug sich jedoch gefallen lassen: Genügen seine Umgangsformen dem Anspruch der feinen Gesellschaft? Akustisch ja. Jedenfalls, wenn der Pilot die Doppelflinten unterm Heck per Sound-Taste auf Zimmerlautstärke besänftigt hat. Mit melodischem Bariton pirscht der Panamera jetzt über den Kiesweg in Richtung Klubhaus. Platz zum Parken gibt's dort reichlich – auch die beleibten Stammgäste von Daimler und BMW sollen ja nirgendwo anecken.
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Leider ist der Porsche viel unübersichtlicher. Die Hilfe von Piepsern (hinten Serie) nimmt man daher noch dankbarer an als in S-Klasse und 7er – und ärgert sich schwarz, wenn man bei einem Kaufpreis von über 100.000 Euro ausgerechnet an den 1130 Euro für die Rückfahrkamera gespart hat. Mag der Aufnahmeausschuss des noblen Limousinenzirkels auch mit dem sportiven Design hadern: Der edle Innenraum des Porsche lässt nicht den geringsten Zweifel, dass seinem Mitgliedsantrag stattgegeben werden muss. Wo S-Klasse- und 7er-Kapitäne vor recht klobigen Kommandobrücken thronen, schlüpft der Panamera-Pilot in eine körpernah geschnittene Sitznische. Fahrer und Sozia trennt ein breiter Mitteltunnel, ebenso die Passagiere in der zweiten Reihe. Das fördert zwar nicht unbedingt die zwischenmenschliche Nähe, wirkt aber exklusiv und edel – genau wie die verbauten Materialien. Das sportliche Arrangement hat allerdings auch Nachteile.
In Sachen Komfort und Platzangebot ist der Mercedes der Maßstab

Der Mercedes-Achtzylinder kuschelt so innig mit der Siebenstufenautomatik, dass die Möglichkeit, ihr mit Lenkradwippen ins Handwerk zu pfuschen, eher überflüssig erscheint. Sportlichen Ehrgeiz weckt das Dickschiff ohnehin nicht. Sein Metier ist zügiges Gleiten. Der stahlgefederte 7er wirkt straffer, nicht so sänftenhaft wie die auf Luftpolstern dahinschwebende S-Klasse, erlaubt einen intensiveren Informationsaustausch zwischen Pilot und Piste, zeigt beim Federn aber weniger Zartgefühl. Auch der Porsche ist kein Softie, bügelt mit den aufpreispflichtigen Luftbälgen (1952 Euro) lange Wellen aber durchaus geschmeidig glatt. Nur auf kurze Stöße, über die der Mercedes großzügig hinwegsieht, reagiert er rustikaler. Und auch die Abrollgeräusche sind im Panamera deutlich lauter als in BMW und S-Klasse. Das Doppelkupplungsgetriebe (PDK) schaltet manchmal etwas ungehobelt; beim Losfahren an der Ampel wirkt seine Start-Stopp-Funktion zudem verschlafen.
7er und S-Klasse bieten ihr Temperament beiläufiger dar als der Porsche

Weitere Details zu Panamera, S-Klasse und 7er finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Fazit
Der Porsche darf rein in die Limousinen-Luxusliga – als sportlicher Gegenentwurf zu den etablierten Platzhirschen. Dies gilt umso mehr, als der Panamera trotz unverfälschter Markenwerte den Komfort nicht völlig ausblendet. Klassik-Kenner fühlen sich in vielen Punkten an den (allerdings nur zweitürigen) 928 erinnert. Der 7er-BMW bleibt ein begehrenswerter Grenzgänger zwischen Bequemlichkeit und Fahrfreude. Die S-Klasse vom Thron zu stoßen, gelingt aber keinem der beiden. Keine Diskussion: Der Mercedes kommt dem Ideal der Luxuslimousine von allen am nächsten.
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