Vergleich VW Polo gegen Skoda Fabia
Besser als der Beste?

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Tag der Entscheidung: Erstmals muss sich der neue VW Polo nach Punkten beweisen. Und das gleich gegen den aktuellen Kleinwagenkönig und Konzernbruder Fabia. Kann der Volkswagen den Skoda vom Thron stoßen?
Spätestens seit Aschenputtel weiß jedes Kind: Stiefkinder haben es schwer. Das gilt nicht nur im Märchen, sondern auch in allerbesten Auto-Kreisen. VW etwa legt seine ganze Liebe und Leidenschaft dem neuen Polo in die Wiege. Brandneue Plattform (Werkscode: 6R), moderner Common- Rail-Diesel, dynamisches Design – ein Kleinwagen, der ganz frech Golf spielen darf. Hochgelobt, aber bisher nicht gepunktet, muss sich der Polo jetzt seinem Stiefbruder Skoda Fabia stellen. Und damit der AUTO BILD-Seriensieger dem Wolfsburger Wunschkind nicht die Show stiehlt, geben die Konzern-Eltern ihm die schlechteren Anlagen mit auf den Weg. Der Verwandte aus dem Osten muss sowohl Plattform als auch Pumpe-Düse-TDI des auslaufenden Polo (9N) auftragen.
Volkswagen steckt den neuen Polo in einen Designerkittel nach Golf-Vorbild
Karosserie: Optisch wirkt der Skoda tatsächlich wie der brave Hausanzug, der neben dem Designerkittel des Polo verblasst. Das ist natürlich eine Frage des Geschmacks, doch letztlich zählen in diesem Vergleich ohnehin die inneren Werte. Und von denen hat der Fabia reichlich zu bieten. Vorn würden wir in beiden Kleinwagen sofort auf große Reise gehen. Auch wenn die Sitzposition im Fabia zu hoch und die Beinauflage beim Polo zu kurz ausfällt, überzeugen beide mit erwachsenem Platzangebot. Unterschiede? Der Polo ist eine Spur sorgfältiger verarbeitet, dank versenkbarer Kopfstützen lässt sich die Rückbank flotter umlegen. Im Fond zahlt der Polo dann die Zeche für seine schöne Schale. Trotz vergleichbarer Abmessungen kneift es hinten im Wolfsburger mehr als im Fabia. Kopf und Knie stoßen früher an Grenzen, der Einstieg gestaltet sich wegen des erheblich kleineren Türausschnitts schwieriger. Wo VW den Platz lässt, bleibt unklar. Denn auch beim Kofferpacken zieht er den Kürzeren. Der Fabia schluckt mindestens ein Schminkköfferchen mehr, bei umgelegter Fondbank stopfen wir sogar zwei Reisetaschen zusätzlich ins Skoda-Heck. Der VW sichert sich dafür den Praxispreis. Durch den doppelten Ladeboden wird der Kofferraum zwar noch kleiner, gleichzeitig verschwindet aber auch die Ladekante innen (im Fabia immerhin 17 cm), und nach dem Umlegen der zweiten Reihe eröffnet sich eine vollkommen ebene Ladezone (im Skoda stört ein Absatz).
Der Pumpe-Düse-TDI lässt den Fabia im Vergleich ziemlich alt aussehen

Fahrdynamik: Breite 16-Zöller, ESP, feine Lenkungen – auf der Testpiste garantieren Polo wie Fabia Spaß ohne Risiko. Der VW sammelt dank der etwas verbindlicheren Lenkung, einer harmonischeren ESP-Abstimmung und fast einem Meter weniger Bremsweg aus Tempo 100 den einen oder anderen Zusatzpunkt. Was uns stört: Kopfairbags kosten nur vorn keinen Aufpreis, hinten werden 465 Euro fällig – bei Skoda gehören durchgehende "Kopfkissen" zur Serie. Kosten: Wer Skoda bisher unter "gut und günstig" abgespeichert hatte, muss umdenken. Im Grundpreis liegt der Fabia 1.9 TDI Ambiente nur 165 Euro unter dem des Polo 1.6 TDI Comfortline (beide mit Partikelfilter). Ausstattungsbereinigt wächst der Preisvorteil zwar auf rund 1000 Euro, beim Fabia bekommt der Kunde aber auch ältere Technik. Zudem kostet der VW dank Euro 5 bis 31. Dezember 2010 nicht mal Steuer (Fabia mit Euro 4: 293 Euro/Jahr). Wir lernen: Märchen werden selten wahr. Auch im wahren Leben haben es Stiefkinder verdammt schwer.
Weitere Details zu Polo und Fabia gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen finden Sie als Download im Heftarchiv.
Fazit
Wieder mal gewinnt VW. Langweilig, sicher. Aber was die Wolfsburger hier auf die Räder stellen, ist nun mal von allererster Güte. Die moderne Architektur, ein neuer Common-Rail-Diesel zum Spurten und Sparen, die hochwertige Verarbeitung – dieser Polo legt die Messlatte verdammt hoch. So hoch, dass selbst der Seriensieger Fabia nicht rankommt.
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