Wer Kinder hat, der weiß, wie schwer alle unter einen Hut zu bekommen sind. Oder in ein Auto. Vier kompakte Diesel-Vans mit sieben Sitzen bewerben sich trotzdem: Citroën C4 Grand Picasso, Mazda5, Opel Zafira und VW Touran.
Hannes, Maria und Brita müssen nicht lange überredet werden. "Dann können wir unsere Freunde ja immer und überall mitnehmen. Und im Urlaub noch viel mehr Spielzeug einpacken." Den Nachwuchs im Hause Schmitt wickeln unsere vier kompakten Vans ganz locker um den Finger – allein mit schierer Größe und Platz für sieben. Doch was sagen Mama und Papa zu diesem Thema? Immerhin müssen sie das Projekt Kinder-Wagen finanzieren und den Familien-Fahrdienst unter sich aufteilen. Nur so viel vorweg: Ganz so leicht wie im Kinderzimmer haben es Citroën C4 Grand Picasso, Mazda5, Opel Zafira und VW Touran bei den Erwachsenen nicht. Die verlangen neben der familientauglichen Größe nämlich auch einen sparsamen, aber nicht spaßarmen Diesel. Dazu tollen Komfort bei uneingeschränkter Sicherheit – und alles zum Sparpreis. Keine leichte Aufgabe also, sich hier mit aufs Familienfoto zu drängeln.
Der Picasso wird mit einem Griff zum Laster
Obwohl der Citroën geradezu elegant aussieht, bietet er richtig viel Kofferraum. Ursache: die Länge von 4,59 Metern.Schon auf den ersten Blick wird klar, wer in diesem Quartett den Lade-Liebling gibt. Der kantige und vernünftig ausgestattete Touran bietet nicht nur seinen Passagieren den meisten Platz auf angenehm festen Polstern, sondern bei Bedarf auch das größte Gepäckabteil. Dazu müssen die verschiebbaren Einzelsitze in Reihe zwei allerdings erstmal vorgeklappt, entriegelt und ausgebaut werden. Eine eher umständliche Prozedur, die ja auch noch die Zwischenlagerung der ausgebauten Sitze erfordert. Als angenehmer Nebeneffekt der verrückbaren Stühle lässt sich der Fond aber auch in eine gemütliche Lounge verwandeln. Einfach den mittleren Sitz rausnehmen, die beiden äußeren Sitze nach innen versetzen und entspannen. Das kann der Citroën zwar nicht, dafür funktioniert die Verwandlung vom Personen- zum Stückguttransporter bei ihm deutlich einfacher. Lehne der Mittelsitze entriegeln und fallen lassen, schon entsteht eine ebene Ladefläche. Und obwohl die Sitze immer an Bord bleiben und der Citroën gegenüber dem Kastenlook von Touran und Zafira geradezu elegant aussieht, bietet er richtig viel Kofferraum. Ursache: Der Grand Picasso macht seinem Namen alle Ehre und ist mit 4,59 Metern der Längste hier. Kurz fällt im C4-Van tatsächlich nur die Serien-Ausstattungsliste aus. Im Style kosten sogar Radio und Fensterheber hinten Aufpreis.
Schlaue Schiebetüren hat nur der Mazda
Die Sitze sechs und sieben lassen sich im Mazda auch bei ganz zurückgeschobener zweiter Reihe ausklappen.Auch nach dem Facelift vertraut Opel auf eine umfangreiche Sicherheitsausstattung (ein Bordcomputer kostet aber extra) und das bewährte Flex-7-Sitzsystem. Vielleicht nicht das modernste und cleverste Klapp-Konzept, wohl aber ein durchdachtes. Die mittlere Sitzbank wird im Ganzen verschoben oder hinter den Vordersitzen aufgestellt, bietet den besten Sitzkomfort und dank dreigeteilter Lehne auch ausreichende Variabilität. Einen Nachteil verbucht der Zafira allerdings, weil das Sitzmöbel bei größeren Transporten irgendwie doch immer im Weg steht. Der Mazda5 hat ebenfalls eine Modellpflege hinter sich. Und auch die Japaner setzen weiter auf das bisherige Sitzkonzept. Leider. Denn so praktisch die hinteren Schiebetüren sind, so wenig praxisgerecht erweist sich die 6+1-Sitzanlage. In der zweiten Reihe klappt in der Mitte bei Bedarf ein schmales Pölsterchen hervor, das als Sitzplatz weder für Erwachsene noch für Kindersitze taugt. Die Nutzungsalternative mit einem Ablagetablett macht da mehr Sinn, verbannt aber eines der Kinder in die dritte Reihe. Kleiner Trost: Die Sitze im eher knappen Kofferraum lassen sich aufstellen, ohne das Gestühl davor verrücken zu müssen. Pluspunkte sammelt der Mazda5 Exklusive mit Trend-Paket zudem bei der Ausstattung: Von Klimaautomatik bis Regensensor fehlt ihm nichts Wichtiges.
Nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis fährt der Zafira seinen Kollegen munter vor die Schnauzen. Der 1,7-Liter-Common-Rail liefert mit 125 PS die stärkste Leistung und sichert sich im Sprint souverän die Poleposition, muss beim Überholen nur den Zweiliter-Hubraumriesen Mazda vorbeilassen. Dabei wirkt der kultivierte Opel-Diesel unter 2000 Touren noch verschlafen und weckt schlimme Befürchtungen. Doch wenn er erst mal läuft, dann läuft er. Willig wühlt sich der Zafira durch die sechs etwas hakelig schaltenden Gänge und schafft eine Spitze von 189 km/h. Bravo! Dazu passt das recht straffe, aber auch von den Hinterbänklern noch als fernreisetauglich eingestufte Fahrwerk und ein zwar früh, aber risikofrei regelndes ESP – klar, dass sich im Familienrat nur wenig Widerspruch regt.
Der Touran schafft den Kompromiss aus Komfort und Fahrspaß
Souverän: Das Fahrwerk des Touran bringt weder auf schlechten Pisten noch auf kurvenreichen Landstraßen Unruhe ins Auto.Aber noch deutlicher fällt die Zustimmung beim Touran aus. Gekonnt vermittelt der Wolfsburger zwischen den Komfortwünschen der Sippe und väterlichem Vollgas-Spaß. Das Fahrwerk bringt weder auf schlechten Pisten noch auf kurvenreichen Landstraßen Unruhe ins Auto und gibt Pilot samt Passagieren ein gutes Gefühl der Geborgenheit. Nur schade, dass der alte Pumpe-Düse-Quälgeist unter der Haube dieses hohe Niveau nicht halten kann. Mit 105 PS aus 1,9 Litern muss sich der Touran ganz schön abmühen, klingt dabei lustlos-knurrig und dreht die sechs sauber sortierten Gänge nur unter Protest aus. Ähnlich verhalten nähert sich der Mazda5 dem Drehzahllimit. Der ansonsten muntere und wenig mitteilsame Zweiliter liefert seine Höchstleistung von 110 PS schon bei 3500 Touren ab – entsprechend früh geht ihm obenrum die Puste aus, und so verbaut sich der 5er eine bessere Sprintzeit. Die letzte Souveränität lässt auch das manierlich federnde, aber etwas hölzern ansprechende Fahrwerk vermissen. Familien müssen zwar nicht um die Gesundheit der Liebsten fürchten, das ESP ruft den deutlich untersteuernden Japan-Van aber doch recht spät zur Ordnung.
Auf der französischen Welle der Gemütlichkeit schaukelt sich der Picasso in die Familienplanung. Dazu passt das automatische Schaltgetriebe EGS6 recht gut. Der Automatik-Modus wechselt die Gänge langsam aber sanft. Wer flott unterwegs sein will, sollte aber besser per Hand schalten. Denn sportliche Fahrweise mit viel Druck auf dem Gaspedal quittiert die Automatik mit abrupten Gangwechseln – was nicht zum gemütlich-gediegenen Komfort des Citroën passt. Auf großen Polstern gebettet, schaukelt uns der Grand C4 fernab von Hektik und Hupkonzert durch die Landschaft und bemüht sich redlich (wenn auch nicht immer erfolgreich), uns die Sünden der Straßenbauer zu verheimlichen. In forschen Kurven neigt sich der Picasso zudem merklich, bleibt dank des elektronischen Rettungsankers aber risikofrei.
Wer beim Kosten-Kapitel die Nase vorne hat, lesen Sie in der Bildergalerie!
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Neues Familienmitglied: der VW Touran.Trotz des höchsten Preises sichert sich der harmonische Touran den Sieg. Doch seine Verfolger holen auf. Nur drei Punkte trennen den VW vom stark motorisierten Zafira, der geräumige Mazda5 mit den praktischen Schiebetüren folgt dicht auf Rang drei. Der Citroën Grand Picasso gefällt zwar mit schöner Schale und gutem Komfort, kann beim Antrieb und der Ausstattung aber nicht ganz mithalten.