Alles über Kindersitze: von der Babyschale bis zur Gruppe 2/3
So fährt Ihr Kind sicher im Auto mit

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Welcher Kindersitz passt zu welchem Kind? Worauf muss ich beim Kauf achten, und welche Fehler sollten vermieden werden? AUTO BILD erklärt, wie Sie einen wirklich sicheren Kindersitz finden.
Bild: Daniel Ewen / AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
Kindersitze im AUTO BILD-Test
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Für Kinder bis zum Alter von 12 Jahren oder einer Körpergröße von 1,50 Metern ist im Auto ein Kindersitz Vorschrift. Dabei gibt es für die unterschiedlichen Alters-, Gewichts- und Größenklassen während des Wachstums unterschiedliche Kindersitz-Modelle, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Den passenden Sitz zu finden, ihn korrekt einzubauen und zu benutzen und schließlich zu erkennen, wann er wieder ausgemustert werden muss, ist nicht einfach. Hier kommen die wichtigsten Infos.
Sicherheit ist beim Kindersitz ein wichtiger Aspekt – aber längst nicht alles. Denn ein Kindersitz, der schwierig in der Handhabung ist, verursacht Bedienfehler, die letztlich auch auf Kosten der Sicherheit gehen. Und ein unbequemer Sitz sorgt für quengelnde Kinder – eine weitere Gefahrenquelle im Verkehr.
Um herauszufinden, welcher Kindersitz wirklich gut ist, führt AUTO BILD regelmäßig eigene Kindersitz-Tests durch. Dabei geht es vor allem um Alltagstauglichkeit. Die Sitze werden im normalen Alltag mit Kindern genutzt und bewertet: Gibt es Potenzial für Fehlbedienungen? Hat der Sitz störende Komponenten? Besteht ggf. sogar Verletzungsgefahr? Außerdem nehmen die Experten jeden Sitz genau unter die Lupe und bewerten ausführlich, wie es um Verarbeitung, Funktionen und Handhabung des Sitzes steht. Die Ergebnisse unserer aktuellen Kindersitz-Tests:
Babyschalen: Beim Test stellte sich heraus, dass einige Modelle Eltern vor jeder Autofahrt regelrecht in den Wahnsinn treiben, andere hingegen durch ihre besonders einfache Handhabung hervorstechen. Insgesamt fünf Modelle mussten sich den Experten stellen – Testsieger wurden die Kindersitze Britax Römer Baby-Safe i-Size und Cybex Cloud Q. (Zum Testbericht)
Reboarder: AUTO BILD hat sechs i-Size-Sitze getestet, die rückwärtsgerichtet montiert werden. Als besonders praktisch stellten sich die Reboarder mit Drehfunktion heraus, denn die erleichtert das Einsetzen des Kindes. Jedoch waren diese Modelle aufgrund der Basis auch besonders schwer und sperrig. Testsieger wurde der Britax Römer Dualfix i-Size – allerdings schnitten alle Sitze im Test zufriedenstellend ab und sind empfehlenswert. (Zum Testbericht)
Gruppe-1/2/3-Sitze: Sieben Gruppe-1/2/3-Sitze mussten sich im Test beweisen. Darunter fünf Sitze mit eigenem Gurtsystem und zwei Sitze mit Fangkörper. Letztere hatten vor allem einen Vorteil in Sachen Bedienung: Sie funktionierten deutlich intuitiver als Gurtsystem-Sitze. Nichtsdestotrotz konnte sich der Maxi-Cosi Titan Pro mit Fünfpunkt-Gurtsystem den Testsieg sichern. Er punktete mit hoher Qualität, gutem Gurtverlauf und einfacher Bedienung. (Zum Testbericht)
Gruppe-2/3-Sitze: Beim Test von acht Gruppe-2/3-Sitzen unterschiedlicher Preisklassen gab es nur Kritik auf vergleichsweise hohem Niveau. Es zeigte sich, dass es eher Kleinigkeiten sind, die sehr gute Sitze von weniger guten Modellen unterscheiden. Bei der Verstellbarkeit der einzelnen Sitze gab es große Unterschiede. Der Testsieger Britax Römer Kidfix III M punktete mit einer besonders ausgeklügelten Gurtführung. (Zum Testbericht)
Beim Kindersitz-Kauf stoßen Eltern immer wieder auf Kindersitzgruppen und i-Size – die Kindersitznormen. Momentan gibt es noch kein einheitliches System, das kann verwirrend sein. Noch stehen zwei verschiedene Normen, nach denen Kindersitze zugelassen und klassifiziert werden, nebeneinander: zum einen die ältere Norm ECE R44/04, die Kindersitze nach Gewicht in Gruppen einteilt, sowie die neue i-Size-Norm (ECE-R129), die Kindersitze nach vom Hersteller festgelegten Größen einordnet. Irgendwann soll aber komplett auf das neue i-Size-System umgestellt werden. Trotzdem können die Gruppen-Sitze nach der älteren Norm weiterhin beruhigt gekauft werden. Sie sind ebenso sicher und verlieren auch nach der Umstellung nicht ihre Zulassung.
Die nach der älteren Norm zugelassenen Kindersitze werden in Gewichtsklassen, die sogenannten Kindersitz-Gruppen eingeordnet. Grundsätzlich gibt es dabei vier Abstufungen:
• Gruppe 0/0+: ab Geburt bis 13 Kilo
• Gruppe 1: 9 bis 18 Kilo
• Gruppe 2: 15 bis 25 Kilo
• Gruppe 3: 22 bis 36 Kilo
• Gruppe 1: 9 bis 18 Kilo
• Gruppe 2: 15 bis 25 Kilo
• Gruppe 3: 22 bis 36 Kilo
In der Praxis werden diese Gruppen aber kombiniert. Angefangen wird in der Regel mit einer Babyschale der Gruppe 0/0+. Sie sind ab der Geburt bis 13 Kilo Gewicht (ca. 15 Monate) nutzbar. Anschließend folgt der Gruppe-1-Sitz für Kinder bis 18 Kilo (ca. neun Monate bis vier Jahre). Der letzte Sitz gehört zur Gruppe 2/3 und ist bis zum Ende der Kindersitzpflicht nutzbar. Auch die einfachen Sitzerhöhungen zählen zu dieser Gruppe.
Es gibt aber viele weitere Kombinationen der Kindersitzgruppen. Kindersitze der Gruppe 0/1 (0 bis 18 Kilo) ersetzen die Babyschale, die bis zum Alter von ungefähr vier Jahren genutzt werden können. Sehr beliebt sind zum Beispiel Sitze der Gruppe 1/2/3 (9 bis 36 Kilo). Sie können direkt nach der Babyschale eingesetzt werden und zeichnen sich durch ihre lange Nutzbarkeit aus.
Die neue Norm i-Size (ECE-R129) ist im Juli 2013 in Kraft getreten. Neu ist vor allem das verpflichtende rückwärtsgerichtete Fahren für Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten. Die ältere Norm schreibt dies nur bis zu einem Gewicht von neun Kilo vor. Außerdem macht i-Size zusätzliche Sicherheitsvorgaben: Die Norm schreibt erstmalig auch Leistungskriterien für Unfälle mit seitlichem Aufprall vor. Außerdem können die Sitze ausschließlich mit Isofix-Befestigungen und nicht alternativ mit dem Dreipunktgurt im Auto angebracht werden (Ausnahmen sind Babyschalen mit entsprechender Gurtführung).
Nach i-Size zugelassene Sitze werden außerdem nicht mehr nach Gewicht eingeteilt. Der richtige Zeitpunkt für den Sitzwechsel wird anhand der Körpergröße des Kindes festgelegt. Dabei gibt es anders als bei den Gruppen keine festgelegten Klassen – jeder Hersteller legt die zulässigen Körpergrößen für seinen Sitz selbst fest.
Darauf sollten Sie beim Kindersitz achten
Prüfplakette
Probesitzen
Probeeinbau
Sitzposition
Gurtführung
Gurtsystem
Seitenaufprallschutz
Befestigung im Auto
Belüftung
Flexibilität
Babys (ab der Geburt): Für Säuglinge ist das rückwärtsgerichtete Fahren bis zu einem Gewicht von neun Kilo (ECE R44/04) bzw. einem Alter von 15 Monaten (i-Size) Vorschrift. Der erste Kindersitz nach der Geburt ist meist die Babyschale. Sie hat einen Tragegriff, wodurch das Baby leicht zum Auto transportiert werden kann. Dort wird der Sitz entweder mit dem Fahrzeuggurt oder auf einer Isofix-Basis befestigt. Der Vorteil der Babyschale: Der Säugling ist von allen Seiten gut geschützt – auch auf dem Weg zum Auto. Viele Hersteller bieten Optionen für eine möglichst flache Liegeposition, um die Wirbelsäule des Kindes zu schützen.
Die Alternative zur Babyschale ist der Gruppe-0/1-Sitz. Dabei handelt es sich um einen vollwertigen Kindersitz, der meist bis zum Alter von ungefähr vier Jahren genutzt werden kann. Für den Säugling gibt es spezielle Einlagen, um den Sitz der Körpergröße anzupassen. Bis zu einem Gewicht von neun Kilo (ECE R44/04) bzw. einem Alter von 15 Monaten (i-Size) muss das Kind auch hier rückwärtsgerichtet transportiert werden. Viele Sitze, die sogenannten Reboarder, sind auch darüber hinaus noch entgegen der Fahrtrichtung nutzbar. Immer mehr Hersteller bieten mittlerweile auch Reboarder der Gruppe 0/1/2 (0 bis 25 Kilo) an. Sie können besonders lange genutzt werden.
Kleinkinder (ungefähr ab 12 bis 18 Monate): Bei den Folgesitzen nach der Babyschale haben Eltern die größte Auswahl an unterschiedlichen Sitz-Konzepten. Als am sichersten gelten Reboarder, die auch nach der Babyschale einen rückwärtsgerichteten Transport ermöglichen. Das ist sinnvoll, denn so wird das Kind bei einem Frontalaufprall in den Sitz gedrückt und die Halswirbelsäule geschont. Viele Reboarder sind mittlerweile drehbar, sodass sie jederzeit in einen vorwärtsgerichteten Sitz gewandelt werden können und darüber hinaus das Einsetzen des Kindes erleichtern.
Es gibt aber auch ganz "klassische" vorwärtsgerichtete Folgesitze der Gruppe 1. Auch sie bieten dem Kind guten Schutz, haben aber nicht den Vorteil des rückwärtsgerichteten Fahrens. Wer wenig Geld investieren möchte und viel Wert auf eine lange Verwendbarkeit legt, kann sich für Gruppe-1/2/3-Sitze entscheiden – sie können direkt nach der Babyschale bis zum Ende der Kindersitzpflicht genutzt werden. Auch hier gibt es mittlerweile Konzepte, die das rückwärtsgerichtete Fahren bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ermöglichen.
Kinder (ungefähr ab vier Jahre): Ab vier Jahren können Kinder problemlos vorwärtsgerichtet fahren. Wer sich nach der Babyschale für einen Gruppe-1-Sitz entschieden hat, kann nun zum letzten Kindersitz wechseln, dem Gruppe-2/3-Sitz. Theoretisch wäre jetzt auch der Einsatz einer einfachen Sitzerhöhung möglich. Das ist jedoch nicht zu empfehlen, da hier ein Seitenaufprallschutz fehlt und der Gurtverlauf im Oberkörperbereich nicht eingestellt werden kann.
Wer sich für einen länger nutzbaren Sitz wie den Gruppe-1/2/3-Sitz entschieden hat, kommt nun an den Punkt, an dem vom sitzeigenen Gurtsystem auf den Dreipunktgurt des Fahrzeugs umgestellt wird.
Die größten Fehler beim Kindersitz-Kauf
Zu früh wechseln
Blind kaufen
Gebrauchten Kindersitz kaufen
Kein Seitenaufprallschutz
Natürlich ist die Auswahl des Kindersitzes auch eine Frage des Geldes, doch am sichersten fährt das Kind im Auto mit, wenn es in jeder Phase seines Wachstums einen speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Kindersitz hat. Das bedeutet als ersten Sitz die Babyschale, anschließend der im Idealfall rückwärtsgerichtete Folgesitz und schließlich der Gruppe-2/3-Kindersitz bis zum Ende der Kindersitzpflicht.
Der Kopf eines Babys ist im Verhältnis zum Körper sehr groß und schwer und die Hals- und Nackenmuskulatur noch sehr schwach. Bei einem Frontalaufprall wird der Kopf des Kindes nach vorn geschleudert. Dabei wirken starke Kräfte, die von der Nackenmuskulatur kaum kompensiert werden können. Die Position im Reboard-Kindersitz schützt die Halswirbelsäule des Kindes, weil es bei einem Frontalaufprall in den Sitz gedrückt wird. Erst im Alter von etwa vier Jahren gleicht sich die Kopfgröße des Kindes in Bezug auf den Körper aus, und die Hals-Muskeln haben sich genug entwickelt, um auch mit größeren Belastungen fertig zu werden.
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