Die Babyschale ist zu klein? Dann wird es Zeit für den nächsten Sitz. Weil es so praktisch ist, entscheiden sich viele Eltern für ein Modell der Kindersitz-Gruppe 1/2/3 – der kann nämlich ab einem Gewicht von neun Kilo bis zum Ende der Kindersitzpflicht (12 Jahre oder Körpergröße von 1,50 Metern) genutzt werden. Der Wechsel sollte allerdings möglichst lange hinausgezögert werden, denn der Gruppe-1/2/3-Sitz wird in Fahrtrichtung verwendet. In der Babyschale wird das Kind dagegen rückwärtsgerichtet transportiert. Dadurch werden bei einem Unfall die noch schwach ausgebildete Hals- und Nackenmuskulatur entlastet. Deswegen lautet die AUTO BILD-Empfehlung, möglichst erst ab einem Alter von 15 Monaten auf den vorwärts gerichteten Sitz umzusteigen. So ist es auch in der neuen Kindersitz-Norm i-Size (weitere Infos zu i-Size) vorgeschrieben. Die Alternative zum vorwärts gerichteten Transport wäre ein Reboarder, er ermöglicht rückwärts gerichtetes Fahren bis zu einem Alter von vier Jahren.

Gruppe 1/2/3-Sitz bis zum Ende der Kindersitzpflicht

Die Besonderheit des Gruppe-1/2/3-Sitzes: Er wird in zwei Phasen genutzt. Die erste Phase entspricht etwa der Gruppe 1 (9 bis 18 Kilo), hier bietet der Sitz ein eigenes System zur Kindersicherung – entweder ein Gurtsystem oder einen Fangkörper. Bei ersterem hat der Kindersitz ein eigenes Fünfpunkt-Gurtsystem, mit dem das Kind angeschnallt wird. Der Sitz selbst wird mit Isofix und Toptether gesichert. In einigen Fällen kann auch der Fahrzeuggurt verwendet werden. Im Falle eines Aufpralls wird das Kind durch den Fünfpunkt-Gurt zurückgehalten. Beim Fangkörper-Sitz hingegen wird ein Sicherheitskissen in Form eines Tischchens mit dem Fahrzeuggurt vor dem Körper des Kindes befestigt. Bei einem Unfall hält der Fangkörper das Kind großflächig zurück. Der Sitz kann zusätzlich mit Isofix fixiert werden.

Gurtsystem oder Fangkörper? Eine Frage der Vorliebe

Sieben Sitze im Vergleich
Ein Sitz mit Fangkörper? Mads (19 Monate) ist zunächst noch skeptisch.
Objektiv betrachtet sind beide Formen sicher, wichtig bei der Entscheidung sind die Vorlieben des Kindes – viele empfinden das Tischchen als störend. So auch unser Testkind Mads (19 Monate): Nur mit gutem Zureden ließ er sich dazu bewegen, den Fangkörper auf seinem Schoß befestigen zu lassen. Auch das Handling kann ein wichtiges Kaufkriterium sein: Der Fangkörper-Sitz ist oft leichter und einfacher zu bedienen, bei häufigen Fahrzeugwechseln kann das ein Vorteil sein.

Von Gruppe 1 zu Gruppe 2/3

Spätestens wenn das Kind 18 Kilo wiegt, wechselt man in die zweite Phase. Dazu wird das sitzeigene Sicherungssystem entfernt, dann entspricht der Sitz einem Gruppe-2/3-Sitz (15 bis 36 Kilo). Beim Fangkörpersitz wird dazu der Fangkörper abgenommen. Bei Sitzen mit Gurt muss das Gurtsystem entfernt werden. Wer die Wahl hat, greift zu einem Gruppe-1/2/3-Sitz, dessen Gurtsystem verstaut und nicht ausgebaut wird. Der Ausbau hat meist seine Tücken. Wer nicht geduldig und genau ist, riskiert Fehler, die letztlich auf Kosten der Kindersicherheit gehen. So ging es uns im Test vor allem beim Sitz von Heyner: Der komplizierte Ausbau und die unzureichende Anleitung führten dazu, dass wir beim Hersteller um Hilfe bitten mussten.

Große Unterschiede bei Bedienung und Qualität

Sieben Sitze im Vergleich
Ein kleines Styroporteil sorgt auf der Zielgeraden noch für einen Defekt.

Doch das war nicht der einzige Ausfall im Test: Beim Britax Römer Advansafix IV R brach während des Gebrauchs eine Styropornase, welche das Styroporteil in der Kopfstütze an ihrem Platz hält – ärgerlich. Zwar versichert Britax Römer, dass es dadurch zu keinerlei Einbußen in Sachen Sicherheit kommt, doch für die Nutzer des Kindersitzes bedeutet es zusätzlichen Aufwand: Es muss ein Ersatzteil beschafft werden. Für alle anderen Sitze verlief der Test ohne größere Pannen. Testsieger ist der Maxi-Cosi Titan Pro, ein Gruppe-1/2/3-Sitz mit Fünfpunkt-Gurtsystem. Seine hohe Qualität, viel Komfort für das Kind und die sehr einfache Bedienung überzeugen. Mit 300 Euro ist der Sitz aber auch vergleichsweise teuer. Deutlich günstiger und ebenfalls mit einem guten Testergebnis gibt es den Joie Traver Shield (170 Euro), einen Gruppe-1/2/3-Sitz mit Fangkörper. Er trumpft vor allem durch einfaches Handling und gute Verstellmechanismen auf.

So hat AUTO BILD getestet

Sieben Sitze im Vergleich
Suche nach der Kopfstützen-Verstellung: Auch Passform und Bedienbarkeit im Auto sind Kriterien.
Sieben Gruppe-1/2/3-Sitze wurden für den Alltagstest ausgewählt. Der Fokus: Bedienbarkeit, Einbau ins Fahrzeug und das Einsetzen des Kindes. Dabei am wichtigsten: Wie groß ist die Gefahr von Bedienfehlern? Wie sitzt das Kind im Sitz? Wie ist der Gurtverlauf? Und welchen Eindruck macht der Sitz in Bezug auf Qualität? Um letzteres zu beurteilen, wurden die Sitze zum Abschluss des Tests auseinandergenommen (Bezüge runter, Bauteile ab) und auf ihre Beschaffenheit überprüft.

Testergebnisse der einzelnen Sitze

Avova Sperling Fix i-Size
Avova ist ein Newcomer auf dem Kindersitz-Markt und bietet ausschließlich Kindersitze an, die schon nach der neuen Norm i-Size zugelassen sind (weitere Infos zu i-Size). Das bedeutet, der Sitz wird nach Köpergröße und nicht mehr nach Gewicht des Kindes zugelassen. Im Test bedient der Avova-Sitz zwei Extreme: Die 350 Euro auf dem Etikett des Sperling Fix bilden die preisliche Obergrenze bei den Testsitzen. Und mit fast 14 Kilo ist er der schwerste Sitz im Testfeld. Das macht den Einbau zu einer Herausforderung. Insgesamt bekommt man mit dem Avova Sperling Fix einen soliden, hochwertig verarbeiteten Kindersitz. Aber: Es gibt Wettbewerber, die ein ähnlich gutes (manchmal sogar besseres) Produkt bieten und im Preis auch noch deutlich günstiger sind. Testnote: 2-
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Sieben Sitze im Vergleich
Testkind Paul (6) bemängelt die Kopfstütze im Sitz von Britax Römer.
Britax Römer Advansafix IV R
Schade, kurz vor Ende des Tests verhagelt ein kleiner Defekt dem Britax-Sitz noch das Testergebnis – beim Tragen bricht eine Styropornase, die das Innenteil der Kopfstütze an Ort und Stelle hält - ärgerlich. Britax Römererklärt dazu: "Die abgebrochene Styropornase hat keinen Einfluss auf die sehr guten Sicherheits- und Komforteigenschaften des Advansafix IV R. Der Kindersitz besteht auch mit diesem kleinen Manko unsere strengen internen Sicherheitsanforderungen, welche weit höher sind als vom Gesetzgeber gefordert. Der Advansafix IV R wird in Deutschland produziert und falls einmal etwas kaputt geht, können wir oder der qualifizierte Fachhandel dies in den meisten Fällen problemlos reparieren." Trotzdem bedeutet die Reparatur, auch wenn sie unkompliziert möglich ist, zusätzlichen Aufwand. Ansonsten ist der Advansafix IV R ein solider Sitz mit kleinen Schwächen (schwergängige Isofix-Arme, scharfkantige Basis, hohes Gewicht). Toll: Für die zweite Nutzungsphase gibt es den Secure Guard, einen zusätzlichen Gurtführungspunkt, der den Beckengurt an Ort und Stelle hält. Testnote: 3
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Cybex Pallas B-Fix
Der Trumpf im Ärmel des Cybex Pallas B-Fix? Der Verzicht auf feste Isofix-Arme und eine Basis macht ihn zu einem echten Leichtgewicht unter den Gruppe-1/2/3-Sitzen. Nur 4,97 Kilo bringt er auf die Waage. Und auch der Preis spricht für den Sitz: Nur 170 Euro ruft Hersteller Cybex auf. Allerdings muss man auch Abstriche machen – vor allem in Sachen Passform. Der Sitz ist sehr breit, die V-förmig verlaufenden Seitenwangen bieten größeren Kindern mehr Platz. Der anderthalbjährige Mads wirkt in dem großen Sitz allerdings noch etwas verloren. Auch die fehlende Tiefenverstellung des Fangkörpers ist ein kleines Manko, das man in Kauf nehmen muss. Wird der Pallas B-Fix als Gruppe-2/3-Sitz genutzt, ist je nach Einstellung der Lehne, die Gurtführung im Bereich der Schulter nicht immer optimal – hier kann der Gurt verdrehen. Wer allerdings aufs Budget achten muss, bekommt mit dem Cybex-Sitz eine solide Rückhalteeinrichtung bis zum Ende der Kindersitzpflicht. Testnote: 3+
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Heyner MultiFix Aero+
Leider nur ein gutes "ausreichend" für den Gruppe-1/2/3-Sitz von Heyner – das Potenzial für Fehlbedienung ist hoch. Vor allem beim Ausbau des Gurtsystems ist die Anleitung nicht ausführlich genug, wir müssen beim Hersteller um Hilfe bitten. Der Umbau ist kompliziert, das Gurtsystem muss komplett entfernt werden. Beim Wieder-Einbau wird es noch schwieriger. Hinzu kommt das schlechte Platzangebot – für Testkind Konrad (7) ist die Kopfstütze bereits zu niedrig. Dabei fällt er mit seiner Größe von 1,26 Metern und 23 Kilo noch deutlich in die Kindersitzpflicht. Immerhin: Für die Kleinen passt der Sitz besser, es gibt eine extra Sitzeinlage. Mit der Neigungsverstellung können drei verschiedene Sitz- und Ruhepositionen eingestellt werden. Und: Die Bezüge sind besonders atmungsaktiv und robust. Testnote: 4+
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Joie Traver Shield (Preis-/Leistungssieger)
Wenn das Kind einen Sitz mit Fangkörper akzeptiert, ist der Joie Traver Shield eine gute Wahl. Er überzeugt durch Einfachheit, gute Qualität und das zu einem fairen Preis: 170 Euro stehen auf dem Etikett. Dafür bekommt man einiges geboten. Neben üblichen Sicherheits-Features wie einem zusätzlichen Seitenaufprallschutz und Isofix, bietet der Traver Shield besondere Komfortfunktionen. So können Beinauflagefläche und Fangkörper in der Tiefe verstellt und so der Statur des Kindes angepasst werden. Vor allem wer häufiger das Fahrzeug wechseln muss, macht mit dem Traver Shield nichts falsch. Das geringe Gewicht und die leichtgängigen Verstellmechanismen machen den Umbau einfach. Bedienfehler sind nahezu ausgeschlossen. Testnote: 2
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Sieben Sitze im Vergleich
Der Maxi-Cosi zeigte den besten Gurtverlauf im Test.

Maxi-Cosi Titan Pro (Testsieger)
Der Gruppe-1/2/3-Sitz von Maxi-Cosi macht alles richtig: Für Kleinkinder gibt es Extra-Polster, der Sitz bietet drei Sitz- und Ruhepositionen, die Montage ist einfach, das Einsetzen komfortabel und der Gurtverlauf vorbildlich. Lediglich minimale Abzüge muss der Sitz für den etwas schwergängigen Gurtstraffer, das hohe Gewicht und den empfindlichen Bezug hinnehmen. Für den Titan Pro muss man aber auch ordentlich in die Tasche greifen: Satte 300 Euro werden fällig. Hochgerechnet auf die vorgesehene Nutzungsdauer von mehr als einem Jahrzehnt ist der Preis angesichts der hohen Qualität jedoch zu verkraften. Testnote: 2+
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Osann Flux Isofix
Auffällig unauffällig – so kann das Testergebnis des Osann Flux Isofix am treffendsten beschrieben werden. Der Flux Isofix ist mit seinen 8,2 Kilo Gewicht der leichteste Sitz mit Gurtsystem in unserem Test. Und mit seinem Preis von nur 160 Euro ist er auch noch von allen getesteten Sitzen der günstigste. Da kann man mit kleinen Schwächen wie der unbeweglichen Rückenlehne, der etwas unpraktischen Kopfstützenverstellung oder der eher durchschnittlichen Polsterung gut leben. Der Ausbau des Gurtsystems ist etwas knifflig, dank der guten Anleitung aber gut zu bewältigen. Testnote: 2-
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