Vier sportliche Kombis
Die Lust-Laster

—
Mit dem neuen RS 6 Avant schickt Audi einen höchst potenten Lust-Laster ins Rennen um die Krone für den schnellsten Sportkombi. AUTO BILD SPORTSCARS hat ihn mit Mercedes E 63 AMG T, BMW M5 Touring und Alpina B5 S Touring verglichen.
Bild: Lena Barthelmeß
Über die Sinnhaftigkeit dieser bärenstarken Kombis mit Motorleistungen teilweise weit jenseits der 500 PS kann man sicher geteilter Meinung sein. Doch unwiderlegbar ist: Alpina B5 S Touring, Audi RS 6 Avant, $(LB219929:BMW M5 Touring)$ und Mercedes E 63 AMG T-Modell sind die sportlichen Speerspitzen im Kombi-Programm der renommierten Hersteller und durchaus in der Lage, auf der Rennstrecke eine mehr als passable Figur abzugeben. Dass bei satten Leergewichten zwischen 1947 (Alpina) und 2111 kg (Audi RS 6) keine fahrdynamischen Wunder zu erwarten sind, liegt auf der Hand. Ebenso, dass bei betont lustvollem Umgang mit der dargebotenen Kraft entsprechend große Mengen des teuren Super Plus (Ausnahme: Der RS 6 begnügt sich mit Super) verbrannt und die Tankstopps zur Bremse auf langen Autobahnetappen werden. Unter 15 Litern im Schnitt tut es nur der Alpina, am oberen Ende vergurgeln E 63 und M5 fast 17 Liter. Im Durchschnitt, wohlgemerkt.
Unter wütendem Donnern schiebt der Audi RS 6 vorwärts
Dennoch kann man sich der Faszination dieser vier hochmotorisierten Reisesportwagen nur schwer entziehen. Die Mühelosigkeit und Vehemenz, mit der sich die Zweitonner in abgehobene Geschwindigkeitsbereiche weit jenseits der 200 km/h schießen, ist zwar bei derartigen Leistungsniveaus kein Hexenwerk. Beeindruckend ist es dennoch, wenn etwa der RS 6 unter wütendem Donnern seines V10-Biturbomotors nach 14,1 Sekunden die 200-km/h-Marke durchbricht, der Schub auch darüber kein Ende nehmen will und die Tachonadel immer weitereilt. Bis 280 km/h (optional, sonst 250 km/h) lässt sich dieses Spielchen im RS 6 treiben, Benz und BMW regeln bei 250 ab; der Alpina regelt überhaupt nicht ab und rennt nach Herstellerangabe bis zu 313 km/h. Dabei treten die vier Kontrahenten optisch eher verhalten auf. Allenfalls an den mächtigen Rädern oder den – bis auf Alpina – zweiflutigen Doppelendrohren und mehr oder minder dezenten Anbauteilen unterscheiden sich die vier Renntransporter von ihren zahmeren Versionen von der Stange.
Mercedes setzt beim E 63 AMG T auf hohe Drehzahlen

Doch der akustische Genuss geht mit einem im Vergleich deutlich zu Tage tretenden Manko einher: Bei mittleren oder gar niedrigen Drehzahlen kommt der M5 vergleichsweise behäbig in die Gänge. Will man den V10-Sauger maximal fordern, sind hohe Drehzahlen gefragt. So richtig zur Sache geht es im M5 ab etwa 5000 Umdrehungen, die Nennleistung von 507 PS liegt erst bei 7750 Umdrehungen an. Auch der Vierte im Bunde, der Audi RS 6, setzt auf die Kraft von zehn Halbliter großen Zylindern, wird aber von zwei Turboladern unter Druck gesetzt. Mit 580 PS ab 6250 Touren ist der RS 6 mit großem Abstand am besten motorisiert und setzt diesen Vorteil bei der Messung der Fahrleistungen auch konsequent um. Traktionsprobleme, wie sie bei den hinterradgetriebenen Kontrahenten auftreten können, kennt der allradgetriebene Audi ebenso wenig wie Leistungsknicke bei niedrigen Touren. Bei jeder Drehzahl geht der RS 6 ähnlich forsch zur Sache wie E 63 AMG und Alpina, setzt dank Allradantrieb die eindrucksvolle Leistungsexplosion jedoch ohne nennenswerten Schlupfverlust um.
Das bevorzugte Revier dieser Kombis ist die Autobahn

Wie sich die vier Raketen-Kombis auf der Rennstrecke in Oschersleben geschlagen haben, sehen Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Fahrleistungen können Sie im Heftarchiv als pdf herunterladen.
Service-Links