Skiurlaub auf Rädern

Chef sagt: "Skiurlaub gestrichen. Weihnachten müßt ihr arbeiten!" Frust, Tränen, Selbstentleibungsgedanken. Nur der Kollege von der Testwagen-Vergabe grinst – denn er hat längst ein winterliches Alternativprogramm auf Lager. "Wie wär’s mit einer Allrad-Schneegeschichte – ist fast wie Skifahren."

Doch wohin? Österreich! Zum ÖAMTC nach Saalfelden. Freundliche Menschen, ein leerer Handlingkurs und jede Menge Schnee. Und so macht sich ein illustrer Vierer-Pulk in dunkler Frühe auf, um ein wenig den Schneepflug zu üben: ein $(LBlex520837:Lamborghini Gallardo SE)$, ein Mitsubishi Evolution IX, ein $(LBlex520870:Subaru Impreza WRX STi)$ sowie ein $(LBlex520858:Porsche 911 Carrera 4S)$. Paritätisch aufgeteilt unter vier Kollegen: Volontär und Kart-Ass Alexander Kuhlig, Drift-Experte und Sunnyboy Dietrich Erben, Allrad- und STi-Freak Jochen Knecht sowie Ralf Kund, Quoten-Opa und Nicht-Skifahrer.

Keine zwei Stunden, aber 340 Kilometer und gefühlte 1000 Liter Shell V-Power später macht Tankwart Alois in Saalfelden das Geschäft seines Lebens: volltanken, waschen und föhnen. Für seinen Service bedanken wir uns mit viermal Vollgas Richtung ÖAMTC-Testgelände. Das ist auf den Pistenspaß mit den Test-Schlitten bestens vorbereitet: jungfräulicher Neuschnee, rasante Auf- und Abfahrten sowie dick mit Schnee gepolsterte Leitplanken. Safety first. Immerhin rodeln wir mit weit über 300.000 Euro teurem Equipment.

Slow in, fast out

Opa Kund gibt den Bergführer und erforscht mit seinem knallgelben Spielmobil die Lage. Mit einem infernalischen Rülpser verschwindet der Gallardo hinter der ersten Kuppe, wedelt einmal um den Kurs und stößt wenige Minuten später wieder zur Gruppe. "Wird heiß", so Kund beim Aussteigen. Allerdings meint er den Lambo und sucht hektisch nach der Entriegelung für die Motorhaube. Diagnose: akuter Hitzestau durch schneeverstopfte Atemwege.

Während der Rest der Truppe die Luftwege des Lambo-Patienten frei kratzt, hält es Allrad-Jünger Jochen nicht mehr am Krankenbett. Beseelt vom Glauben an den perfekten Antrieb, gibt er dem Impreza die Sporen. "Slow in, fast out" – ganz im Sinne von Rallye-Gott Petter Solberg bremst er die erste Kehre hart an, schaltet runter, steht in der Kurve schon wieder voll am Gas und wirft den Subaru im Drift ums Eck. Klingt kompliziert, ist aber mit der neuen STi-Generation denkbar einfach: Ein Dreh am Regler des einstellbaren Mitteldifferentials, schon landet ein Großteil der Antriebskraft an der Hinterachse.

Zwischenzeitlich ist auch Quertreiber Dietrich mit der neunten Auflage der Mitsubishi-Evo-Baureihe warmgefahren und auf dem Weg zur Piste. Den perfekten Subaru-Drift will er nicht auf sich sitzen lassen, wählt eine extremere Linie und gibt noch mehr Gas. Mit Erfolg. Der Drift ist spektakulär und der Fotograf hinter der Pistenbegrenzung anschließend total durchnäßt. Treffer, versenkt!

Die technischen Daten

Porsche-Neuling Alex war bislang vor allem auf Kartbahnen unterwegs und läßt es erst mal langsamer angehen. Runde für Runde tastet er sich an die Grenzen der schwäbischen Sportwagen-Legende heran. Als S-Modell mit mehr Hubraum, 355 PS und Keramikbremsen ist die neueste Ausgabe des 911ers mit technischen Highlights gespickt – bei ausgeschaltetem Stabilitätsprogramm und auf Schnee hat der Heckmotor-Sportwagen aber trotz Allrad einen schmalen Grenzbereich.

Auf der Fahrt zurück in die Redaktion nach Schwabach gibt sich der Porsche deutlich unauffälliger. Nur der Lambo fällt mal wieder aus dem Rahmen – sein Motorsound garantiert selbst im letzten Auto unserer PS-Kolonne noch Gänsehaut. Damit nicht genug, denn kurz vor Vaterstetten ist endlich auch das lästige Tempolimit vorbei.

Der Gallardo-Pilot geht voll aufs Gas, in den beiden Auspuffendrohren glimmt es blau wie Plasma, und so entschwindet er in der Dunkelheit. Aber der Rest kann aufholen, weil auch der Italiener auf Winterreifen unterwegs ist. Höhepunkt der Show: Beim Zurückschalten entzünden sich die heißen Abgase, und der Lambo spuckt Feuer. Ach ja, danke, Chef!