Von wegen Motorsport ist Männersache! Diese 20 Frauen wollen zeigen, dass Östrogen kein Ausschlusskriterium für schnelles Fahren und knallharte Rad-an-Rad-Duelle auf der Strecke ist. Mit einem VW Golf GTI TCR (Vierzylinder, zwei Liter Hubraum, rund 350 PS) starten sie 2019 in der VLN-Langstreckenmeisterschaft, inklusive des Saisonhöhepunkts, dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Die VLN beginnt an diesem Wochenende ihre neue Saison.
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Die Idee dahinter hatte Thorsten Willems, der mit seinem Team WS Racing seit 1994 diverse Fahrzeuge auch in der VLN an den Start bringt. Allein 2019 wird WS Racing mindestens fünf Autos beim deutschen Motorsportfestival, den 24 Stunden am Nürburgring, betreuen. Unter anderem einen Audi R8 LMS ultra mit Rahel Frey (33) und Bernhard Henzel am Steuer. Doch das besondere Projekt ist das Girlsonly-Team: „Es gab in der Vergangenheit immer wieder Frauenteams. Aber unserer Meinung nach war das nie konsequent durchdacht. Es ist zwar schön, wenn vier Damen im Auto sitzen, aber wir haben das weitergesponnen. Wir haben jede Position in diesem Team weiblich besetzt“, erklärt Willems. Teammanagerin ist daher passenderweise seine Frau Nicole Willems. „Das bedeutet in der logischen Konsequenz auch, dass wir keine Grid Girls haben, sondern Grid Boys“, grinst Willems.
Inzwischen sind in einem Castingverfahren 20 Frauen ausgewählt worden, die nun zu einem Team wachsen müssen. Jede Frau mit Motorsportaffinität konnte sich bewerben. Die technische Leitung übernimmt zum Beispiel Corinna Schäfer, die zuvor als leitende Fahrzeugingenieurin in der Formel 4 gearbeitet hat. „Ich habe mich schon länger gefragt, warum es kein reines Frauenteam im Motorsport gibt und dass es bestimmt ganz interessant wäre, in einem solchen Team mal zu arbeiten“, sagt sie. Die Motivation ist riesig: „Von Anfang an war eine so große Motivation und Leidenschaft von den Mädels zu spüren, das ist der Wahnsinn!“
Dieses Team besteht nur auf Frauen
Das Girls Only Team beim Testen auf der Nordschleife.
Es sind aber auch Frauen im Team, die bisher im Motorsport noch wenig Erfahrung gesammelt haben, oder wie Tatjana Stäbler (Felgenentwicklung) und Tamara Streib (Bremsen, Fahrwerkskinematik) aus der Formula Student kommen. Hier bauen Studentinnen und Studenten innovative Rennwagen und treten gegeneinander an. Stäbler: „Da habe ich schon gemerkt, dass man als Frau eher in der Minderheit ist und sich erst mal beweisen muss.“
Genau das wollen sie 2019 machen. Dafür haben sie sich auch vier starke Fahrerinnen an Bord geholt. Carrie Schreiner (20) fuhr 2018 in der Lamborghini Super Trofeo neben Sebastian Vettels Bruder Fabian Vettel (20). Jasmin Preisig (26) kennt den VW TCR schon aus der ADAC TCR Germany. Dazu kommen Ronja Assmann (23) und Petra Bäcker, die Nordschleifen-Erfahrung mitbringen. Schreiner wollte ursprünglich auch in der neuen W Series, der Formelserie nur für Frauen, mitfahren. „Aber dieses Girlsonly-Projekt ist sehr, sehr cool. Das hat es noch nie gegeben. Da können wir wirklich ein Zeichen setzen“, glaubt sie.
Und wie fällt der Vergleich zu einem Team mit Männern aus? Preisig: „Das ist noch schwer zu sagen. Normalerweise kommst du in ein Team, das schon seit Jahren existiert und wo sich alle kennen. Bei uns müssen sich jetzt erst mal alle zusammenfinden. Aber der Eindruck bisher ist durchweg positiv.“

Von

Michael Zeitler