Wir sind uns nicht ganz sicher, wo wir Typen wie den neuen Volvo XC40 einordnen wollen. Irgendwie hat das kompakte SUV ja einerseits Schmackes. Er ist schnieke und ähnlich prestigebombig wie seine großen Offroad-Brüder, mit 190 PS aus einem 2,0-l-Turbodiesel mehr als schwungvoll motorisiert. Andererseits muss der Volvo auch für das Alltagsgeschäft gewappnet sein: Komfort, Verbrauch, Platz für Mann und Maus. Also, wo holt der XC seinen Schwung? Das zeigt am besten der direkte Abgleich mit ähnlich gestrickten Schlitten. Wir sehen in Audis Q3 und im BMW X1 die idealen Gegenspieler

XC40: Nur gut auszusehen reicht in diesem Vergleich nicht

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Video: Volvo XC40 (2017)

Erste Fahrt im XC40

Der Audi fräst sich mit 184 PS durch den Schnee, quattro-Kraftverteilung an alle vier Räder hält die Fuhre im Zaum, und die typische feine Audi-Verarbeitungsqualität veredelt ihn locker zum Premium-SUV. Ganz ähnlich beim BMW X1: Kompakt sind nur die Maße. Der Rest schlittert ganz stark in Richtung Oberklasse. 190 PS stemmt der Vierzylinder, satte 400 Newtonmeter Drehmoment zerren an der Fuhre, acht Gänge verteilen die Kraft über den vollelektronischen Allradantrieb xDrive. Obwohl die Eckdaten der drei ganz ähnliche Fahrqualitäten ankündigen, muss sich der Neue aber erst einmal hinten einreihen. Dem Volvo fehlt nämlich Entschlossenheit beim Sprinten. Der leichtere Audi wirkt im ersten Antritt spritziger, der satter laufende Diesel des BMW packt untenrum brachialer zu. Gleichzeitig sortiert die Automatik des X1 die Gänge besonders wach und emsig. Der Vierzylinder im Volvo klingt mechanischer – in der Folge vorlauter – als das Aggregat im X1. Nachteil der BMW-Maschine dagegen: Der 20d läuft speziell in den unteren Drehzahlbereichen kantig, feinfühlige Menschen spüren Vibrationen bis in den Lenkradkranz.

Der Dynamiker trägt vier Ringe im Kühlergrill

Audi Q3
Leichtfüßig: Wer die sportlichere Gangart liebt, ist mit dem Q3 bestens bedient – Kurven kann der Audi.
Der TDI des Audi beweist mehr Laufruhe, ist aber auch ständig zu hören – er brummt altbacken. Dafür fühlt sich der Q3 im Fahrbetrieb lebendiger an. Ausweichen? Kurvenspaß? Schnelle Richtungswechsel? Mag er! Und kann er. Im Gegensatz zum Volvo. Der gaukelt seine Sportlichkeit nur über eine direkt übersetzte Lenkung vor. Der schwere XC schiebt bald über die Vorderreifen nach außen, das ESP zerrt dann ungehobelt an den Bremsen herum. Taumelnd und unter reichlich Kursuntreue stampft der Volvo beim Ausweichen auf dem Asphalt herum. Immerhin: Gefährlich wird das nie, es kommt nur eben etwas spaßbefreit rüber. Der BMW liegt besser, jedoch verhagelt dessen unsensible Lenkung die Freude an präzisen Fahrmanövern. Gleichzeitig leidet der Geradeauslauf unter der mäßig auf Rückmeldung geeichten Steuerung des bayrischen Kompakt-SUV. Volvo und BMW ankern zum Ausgleich zuverlässig, Werte um die 36 Meter können sich in dieser Liga sehen lassen. Den Audi bringen dagegen unsere Bremsversuche mit heißer Anlage ins Schwitzen. Besonders zuverlässig stoppt der Q3 somit nicht.
Was den Alltagsgebrauch angeht, zeigt Audi ebenfalls kleine Schwächen. Klar, er ist der Älteste und Kleinste in diesem Feld, im Juni feiert der Nachfolger Premiere. Entsprechend fehlt es an Platz (vor allem im Fond und im Kofferraum) sowie an Ausstattung. Gegen die hochmoderne Bestückung mit Sicherheitssystemen und Multimediaversorgung der beiden Konkurrenten hat ein Q3 nichts zu melden.

BMW verschenkt beim X1 klassische SUV-Vorteile

BMW X1
Eng: Bequemes Ein- und Aussteigen gelingt beim X1 wegen breiter Schweller und dicker B-Säule nicht.
So bietet Volvo zum Beispiel ab Werk sogar einen Knieairbag und eine Art vorausschauendes Sicherheitssystem an, baut zudem einen aktiven Spurhalter ein. BMW montiert aufpreisfrei eine Fahrlichtautomatik und bietet wenigstens gegen Zuzahlung einen Staufahrassistenten für den X1. Schade jedoch: Den SUV-Vorteil des bequemen Ein- und Aussteigens verschenkt der BMW. Der Schweller ist breit, die Sitzwangen der Vordersitze ragen hervor, und die B-Säule macht sich dicke – so gerät das Ganze eher zur Turnübung als zum flüssigen Ins-Auto-Gleiten. Flüssig – da war doch was? Hoffentlich haben Sie mindestens 46.230 Euro übrig. So viel kostet der Audi Q3 im für den Test relevanten Trim. Damit geht er sogar noch als Schnäppchen durch. BMW verlangt für einen 20d inklusive (u. a.) 18-Zoll-Bereifung und verstellbarem Stoßdämpfersystem 48.540 Euro. Bei Volvo sind sogar 49.490 Euro für einen XC40 D4 Momentum mit R-Designpaket fällig.

Fazit

Prestige, Tempo, moderne Technik – von allem reichlich da, und zwar in jedem der drei SUV. Das insgesamt meiste steckt jedoch im BMW. Der X1 kann reisen und rasen, schleppt Gepäck und ist nicht einmal teurer. Dem neuen Volvo fehlt vor allem Temperament.

Von

Berend Sanders