Mach’ ich blau, oder mach’ ich nicht blau? Beim Golf entscheiden über diese Frage 1050 Euro. So viel kostet das Sparmodell BlueMotion mehr als der gewöhnliche 1.6er TDI. Für 22.415 Euro steckt dort zwar der gleiche 105-PS-Motor unter der Haube. Hinzu kommen Start-Stopp-Technik, längere Achsübersetzung, Bremsenergie-Rückgewinnung und windschnittigere Karosserie. Der Durst soll von 4,5 auf 3,8 Liter pro 100 Kilometer sinken. Sagt VW ... 99 Gramm CO2 – für Gesinnungstäter ist das schon mal ein starkes Argument; nur der Benzin-Elektro-Zwitter Toyota Prius ist zum Klima noch netter. Doch zahlt der Öko-Golf sich auch für kühle Rechner aus? AUTO BILD hat nachgemessen und -gerechnet.

Alle News und Tests zu VW auf der neuen VW-Markenseite

VW Golf 1.6 TDI VW Golf BlueMotion
Test unter Alltagsbedingungen: Der Golf BlueMotion (rechts) tritt gegen den 1.6 TDI an.
Bild: Uli Sonntag
Bei einer 100-Kilometer-Verbrauchsfahrt über niedersächsische Landstraßen, Autobahnen und durch den Stadtverkehr von Celle traten Golf BlueMotion und Golf 1.6 TDI unter Alltagsbedingungen gegeneinander an. Der endgültige Test auf der Verbrauchsstrecke der Redaktion steht zwar noch aus; unser erster Abgleich klärt aber schon mal, ob VW zu viel versprochen hat. Antwort: Jein. Die Werksangabe verfehlt der BlueMotion um einen ganzen Liter. Mit 4,8 Litern schluckt er auf 100 Kilometer aber trotzdem 0,6 Liter weniger als der TDI ohne spezielle Spartechnik. Den Mehrpreis hat man dank niedrigerer Spritkosten und besserer Restwertprognose schon nach 10.037 Kilometern pro Jahr wieder heraus. Der BlueMotion lohnt sich also immer. Denn wer einen Kompakten mit Diesel kauft, fährt damit in der Regel nicht nur Brötchen holen.

Die Start-Stopp-Technik im Golf BlueMotion arbeitet flott und geschmeidig

VW Golf BlueMotion
Funktioniert: An die Start-Stopp-Technik des BlueMotion gewöhnt man sich schnell.
Bild: Uli Sonntag
Einen Haken hat die Öko-Variante nicht. Das tiefere Fahrwerk und die strammer aufgepumpten Leichtlaufreifen tasten die Fahrbahn zwar nicht ganz so zartfühlend ab wie beim Standard-Golf. Die Komforteinbußen fallen im Alltag aber ebenso wenig ins Gewicht wie das minimal größere Turboloch und die Tatsache, dass der kürzer übersetzte Normal-TDI etwas wacher am Gas hängt. Daran, dass der Golf an der Ampel automatisch ausgeht und beim Kupplungtreten wieder startet, gewöhnt man sich rasch: Die Start-Stopp-Technik arbeitet flott und geschmeidig. Genauso rennt der Öko-Golf auch über die Autobahn – wenn es sein muss, sogar mit Tempo 190 km/h. Die Drei vorm Komma schafft der BlueMotion-Golf so zwar nicht. Aber man lernt, dass Sparen nicht immer Verzicht bedeutet.

Polo TDI vs. Polo BlueMotion

Beim Polo lässt sich VW das Sparmodell teurer bezahlen als beim Golf. Mit 17.310 Euro kostet der viertürige BlueMotion 1775 Euro mehr als der vergleichbare 1.6 TDI Trendline (15.535 Euro). Dessen 75-PS-Vierzylinder war bisher der einzige Diesel im Programm, jetzt kommt der neue 1,2-Liter-Dreizylinder im BlueMotion hinzu, ebenfalls mit 75 PS. Neben dem kleineren Motor hat der Polo BlueMotion wie der Golf die komplette VW-Spritspartechnik an Bord: Bremsenergie-Rückgewinnung, Start-Stopp-System, rollwiderstandsarme Reifen, verbesserte Aerodynamik und so weiter. Das Schöne daran: Hier kommt kein spaßarmer Knauser, sondern weiter ein agiler Kleinwagen.

Weder Polo 1.6 TDI noch BlueMotion schaffen den versprochenen Verbrauch

VW Polo 1.6 TDI VW Polo BlueMotion
Durstiger als VW verspricht: Polo 1.6 TDI und BlueMotion liegen über dem Werksverbrauch.
Bild: Uli Sonntag
Bei der Vergleichsfahrt mit dem 1,6-Liter-TDI (gleiche Runde wie mit dem Golf) benimmt sich der Dreizylinder sogar noch eine Spur temperamentvoller als der Vierzylinder. Der 1,2-Liter hängt lebhaft am Gas, dreht freudig, typisch Dreizylinder. Typisch auch das kernige, etwas heisere Knurren. Nicht laut, aber stets hörbar. Klar, der 1,6-Liter ist der gelassenere Motor, läuft leiser und kultivierter. Schneller fährt er nicht, diesen Eindruck bestätigen die Werksangaben. Für den BlueMotion verspricht VW einen Verbrauch von 3,3 Litern, für den 1.6 TDI 4,2 Liter. Normwerte, die beide auf unserer Vergleichsstrecke nicht erreicht haben: Der BlueMotion verbraucht 4,0 Liter, der TDI nimmt einen Liter mehr. Unsere Rechnung ergibt, dass sich der BlueMotion trotz des Mehrpreises ab etwas mehr als 10.000 Kilometern im Jahr rechnet – das ist für einen Kleinwagen eine stattliche Laufstrecke.
Weitere Details finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Die aufwendige Spritspartechnik von VW funktioniert bestens. Golf und Polo fahren als BlueMotion tatsächlich messbar sparsamer als direkt vergleichbare TDI. Und das ohne wesentlichen Verzicht auf Komfort oder Temperament, beide bleiben auch als BlueMotion komfortable und langstreckentaugliche Autos. Nicht zu verstehen ist jedoch die seltsame Namenspolitik von VW. Der Kunde will Klarheit.