Was waren das doch für strahlende Zeiten für die Marke Toyota im Segment der Kompakten: 2005 verkauften die Japaner in Deutschland 45.000 Corolla (Platz 22 in der Gesamt-Zulassungsstatistik) und landeten bei den Kompaktwagenverkäufen auf Rang acht. Dann wurde 2006 der Nachfolger Auris vorgestellt. Der sollte mit unauffälliger Mainstream-Optik und feinster Technik alles bisher Erlebte toppen. Denkste! Der Auris konnte die Lücke, die der Corolla hinterließ, nie füllen. 2011 verkaufte Toyota bei uns lediglich 13.000 Einheiten, landete in der Jahreshitliste auf Platz 60, bei den Kompakten auf Rang 13. Jetzt soll wieder alles wie früher werden. Mit deutlich sportlicheren Linien, sparsamen Verbrennungsmotoren und einem feinen, noch mal verbesserten Hybridantrieb blasen die Japaner zum Angriff in diesem stark umkämpften Segment. Wie gut der neue Auris im Vergleich mit dem Kompakt-König Golf wirklich ist, soll unser erster Messe-Vergleich zeigen.

Die Highlights auf dem Autosalon Paris 2012

Toyota Auris
Das Heckfenster des Auris ist zu klein geraten, schlecht für die Übersichtlichkeit.
Design: Der neue Toyota Auris mit seinen unzähligen Ecken, Kanten und Sicken, wirkt sportlich, aber ein wenig überfrachtet. Vorne ein wenig Civic, seitlich ein bisschen i30 und hinten lässt die Giulietta grüßen. Es wirkt, als hätte man die optischen Leckerbissen der gesamten Kompaktklasse in einen großen Bottich geworfen, um einen neuen Kompaktklassen-Messias zu kreieren. Der Golf hingegen ist ein Golf – auffällig unauffällig, manche nennen es auch einfach langweilig. Hier werden sich die Geister scheiden, was denn nun schöner beziehungsweise massentauglicher ist. Daher: Unentschieden. Übersicht und Komfort: Meister der Über- und Rundumsicht sind sie leider beide nicht. Dennoch zieht der Toyota Auris in dieser Disziplin knapp den Kürzeren. Sein Rückfensterchen ist zu klein, seine C-Säule viel zu mächtig. Hier kann zwar der Golf auch nicht gerade glänzen. Doch die neuen kleinen dreieckigen Fenster in den A-Säulen verschaffen zumindest eine verbesserte Sicht nach rechts und links vorne. Im Fahrer- und Beifahrergestühl sitzt es sich in beiden Kandidaten prima, die Rücksitzbank des Auris ist aber viel zu weich geraten. 

Das ist der neue Toyota Auris

Cockpit: Durch viele Soft-Touch-Elemente fühlen sich die Armaturen beider Kandidaten recht geschmeidig an. Die Technik im Cockpit ist bei Toyota schon in der Basisausstattung standesgemäß auf dem modernsten Level, leider ist das Navi zu kompliziert und nicht intuitiv bedienbar. Minuspunkt hier für den Golf, bei dem es in der Basis "Trendline" nicht mal ein Radio gibt.

Alles zu den Modellen von Toyota

VW Golf VII
Die TDI- und TSI-Aggregate aus dem VW-Regal gefallen und sind mit Verbräuchen um die vier Liter nicht viel durstiger als der zahmste Hybride.
Sicherheit:
Der neue Golf ist kein Fort Knox – da haben andere Hersteller in Sachen Sicherheits-Features mehr zu bieten. Doch mit Fahrer,- Beifahrer,- Knie,- Seiten- und Kopfairbags sowie dem neuen System "Multi Collision Brake" (bremst beim Unfall automatisch), ist der Wolfsburger gut ausgestattet. Da der Auris ebanfalls die oben genannten Airbags und einen cleveren Bremsassistenten an Bord hat, teilen sich beide im Sicherheitscheck die Punkte. Motoren: Diese Kategorie kann der Auris nicht gewinnen – auch wenn er im Gegensatz zum Golf vom Start weg mit einem Hybridantrieb (aus dem Prius) zu haben ist. Doch die kleinen TDI- und TSI-Aggregate aus dem VW-Regal agieren zu überlegen und sind mit Verbräuchen um die vier Liter auch nicht viel durstiger als der zahmste Hybride. Punkt für den Golf.
Fazit Der Toyota Auris ist ein gutes Auto, zeigt kaum Schwächen, muss sich in diesem ersten Vergleich aber geschlagen geben. Wir sind gespannt, wie sich der Japaner auf der Straße aus der Affäre zieht.

Von

Boris Pieritz