VW Golf Variant, Peugeot 308 SW: Test, Kombis, Motor, Preis
Gut kombiniert: neuer Peugeot 308 SW fordert VW Golf Variant heraus

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Kompakte Kombis sind praktisch, aber gerade nicht angesagt. Peugeot 308 SW und VW Golf Variant kämpfen um ihr Ansehen. Und um die Kombi-Krone.
Bild: Michael Nehrmann/AUTO BILD
Auf einen Blick lassen sich die geringen Unterschiede bei den Außenabmessungen niemals erkennen. Entsprechend erstaunt es nicht, dass die Piloten in beiden Kombis bestens klarkommen. Ja, der Peugeot verlangt von großen Fahrern mit seinem kleinen Lenkrad zum Drüberlinsen und den kleineren, schlechter konturierten Sitzen ein paar Zugeständnisse – schlecht aufgehoben fühlen wir uns aber nicht. Zumal der Peugeot mit der etwas liebevolleren Verarbeitung wieder Boden gutmacht.

Lademeister: Ins Heck des 308 passen zwischen 606 und 1634 Liter, der Golf-Kofferraum schluckt 611 bis 1642 Liter.
Bild: Michael Nehrmann/AUTO BILD
Variant und SW zeigen beste Kombi-Tugenden
Unentschieden auch beim Kofferpacken. Gut 1600 Liter Stauraum reichen für den Alltag der meisten Menschen völlig aus. Die Kombi-Tugenden beherzigen beide vorbildlich. Doppelter Ladeboden, Fernentriegelung der Fondlehne, 12-Volt-Steckdose und Unterflurfach fürs sauber geführte Heckrollo fehlen nicht. Erst wenn wir die Pfunde zählen, geht der VW leicht in Führung. Der Wolfsburger darf mehr zuladen (+ 72 kg) und auch mehr an den Haken nehmen (+ 200 kg).
Fahrzeugdaten
Modell
Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8
VW Golf Variant 1.5 eTSI DSG
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2*
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Ottopartikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast/Dachlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis ***
Testwagenpreis *** (wird gewertet)
Peanuts im Vergleich zu dem, was sich auf der Rückbank abspielt. Trotz des größeren Radstandes ist schon der Einstieg beim 308 mühsamer. Und die Sitzprobe macht noch deutlicher, dass VW weniger auf Design als auf Raumausnutzung geachtet hat. In allen Richtungen fehlen dem Peugeot ein paar Zentimeter auf seinen deutschen Mitstreiter. Und weil die kurze Fondbank des 308 gegenüber der im Golf flacher über dem Boden montiert wurde, während die Lehne gleichzeitig steiler steht, fahren nicht nur Anhalter doch lieber im Variant mit.

Das kleine Lenkrad und die Instrumente darüber bleiben auch im 308 gewöhnungsbedürftig. Die Sprachsteuerung funktioniert gut.
Bild: Michael Nehrmann/AUTO BILD
Der Peugeot 308 gehorcht aufs Wort
Keine Blöße gibt sich der Gallier dagegen bei der Konnektivität. Wie beim Golf gehorchen neben Navi und Radio auch Klima und Sitzheizung aufs Wort. Ein Tipp: Sagen Sie im 308 nicht "Temperatur auf 21 Grad stellen". Das veranlasst den Klimakompressor nur dazu, alles zu geben. Ein simples "21 Grad" bringt dagegen das gewünschte Wohlfühlklima. Besonders gefallen hat uns beim 308, dass die Touchflächen zur Schnellwahl unterm Monitor frei belegbar sind (außer der Home-Button).
Einen Drehknopf vermissen wir im VW
Weniger gelungen finden wir die karge Navi-Darstellung im Digitalcockpit, der auch ein Zoom fehlt. Das macht der VW besser. Eher langsam arbeiten leider beide Systeme, auf der Karte werden nur Verzögerungen, aber nicht freie Strecken markiert. Und beim großen Navi Discover Pro (1950 Euro) spart sich VW auch noch den Drehknopf für laut und leise.

Unterschiedliche Charaktere: Während der 308 etwas weicher über Bodenwellen geht, setzt der Golf als R-Line auf ein Sportfahrwerk.
Bild: Michael Nehrmann/AUTO BILD
Ja, der Peugeot wiegt eine Spur weicher über Bodenwellen als der Golf. Zum einen, weil er tatsächlich softer abgestimmt ist (was bei voller Zuladung aber das Durchschlagen näher rückt), zum anderen, weil der VW als R-Line mit Sportfahrwerk und mit 18-Zoll-Rädern für 990 Euro zum Vergleich vorgefahren ist. Das lässt ihn handlicher wirken, bringt auf schlechten Pisten aber mehr Unruhe.
Messwerte
Modell
Peugeot 308 SW PureTech 130 EAT8
VW Golf Variant 1.5 eTSI DSG
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130/160 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Bei den Fahrleistungen herrscht weitgehend Gleichstand. Beiden reichen die 130 PS für etwa zehn Sekunden auf Tempo 100 und eine Spitze knapp oberhalb von 200 km/h – nicht nur wegen der aktuellen Spritpreise mehr als genug. Unterschiede gibt es bei der Art der Leistungserbringung. Der VW läuft dank Vierzylinder weniger knurrig als der Peugeot mit Dreizylinder, das 48-Volt-Bordsystem überspielt das nicht immer perfekte Anfahrverhalten des Golf-Doppelkupplers. Hier glänzt Peugeot mit einer guten Wandlerautomatik. Segeln können beide, der 308 tut es nur im Eco-Modus.
Preise: Wolfsburg langt an der Kasse stärker zu
Exakt 30.000 Euro verlangt Peugeot für den 308 SW PureTech 130 EAT8, im Testtrimm werden daraus noch akzeptable 33.550 Euro. Beides toppt der VW Golf 1.5 eTSI DSG locker: Einstieg bei 32.495 Euro, mit den relevanten Extras stehen 38.025 Euro auf dem Preisschild. Stramm! Mehr als zwei Jahre Garantie trauen die Wolfsburger sich dennoch nicht, Peugeot zeigt allerdings auch kein größeres Selbstvertrauen. So was könnte gern mal unter die Räder kommen.
Fazit
Sie bieten ausreichend Platz, fahren wirtschaftlich und wendig, geizen nicht mit Komfort – diese Kompakt-Kombis können es mit jedem SUV locker aufnehmen. Am Ende setzt sich der teurere Golf Variant dann deutlich ab, weil er im Alltag einfach mehr draufhat. Den 308 SW sollten Familien aber unbedingt auf ihrem Zettel haben.
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