VW Touareg 3.0 TDI/BMW X5 30d: Diesel-SUVs im Test
Wolfsburg will die Bayern ärgern
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Wolfsburg als schärfster Verfolger der Bayern – was in der Bundesliga derzeit verblüfft, soll auch auf der Straße für Spannung sorgen: VW Touareg gegen BMW X5.
Feiern unsere Kicker Karneval? Na ja, zumindest spielt die Bundesliga gerade ein wenig verrückt. Der hartnäckigste Verfolger des übermächtigen FC Bayern heißt derzeit weder Borussia Dortmund noch Bayer Leverkusen, sondern VfL Wolfsburg. Und weil es im Fußball gerade so gut läuft, greifen die Niedersachsen auch gleich auf der Straße an. Der frisch geliftete VW Touareg will den BMW X5 ausspielen. AUTO BILD gibt dabei den Schiedsrichter.
Im VW Touareg verlieren Langstrecken ihren Schrecken
Frisch gemacht: Mit dem Modellpflegeprogramm will VW den Touareg näher an den BMM X5 bringen.
Die Optik leicht nachgeschärft, bleibt das große VW-SUV doch das gemütliche Reisetier. Der fein eingerichtete Innenraum mit den bequemen Sesseln, das niemals aufdringliche Geräuschniveau und das Platz-Plus im Fond gegenüber dem X5 machen den VW zu einer vornehmen VIP-Lounge. Selbst die lange Anreise zum Auswärtsspiel in München verliert so ihren Schrecken – auch wenn der Kofferraum kleiner ausfällt als bei BMW. Überhaupt stimmt die Bayern-Taktik. An der Qualität des X5 gibt es nichts zu meckern, der Diesel knurrt nur bei vollem Einsatz lauter, und die hervorragenden Sportsitze (630 Euro) mit Oberschenkelauflage zum Ausziehen passen noch eine Idee besser als bei VW. Sogar beim Federungskomfort liegt der X5 knapp vorm Touareg. Der für 2700 Euro Aufpreis luftgefederte VW gibt auf langen Wellen zwar die Sänfte, kann sich bei kurzen Stößen ein leichtes Zittern aber nicht verkneifen und quittiert schnelle Wechselkurven mit Wanken.
Der BMW X5 ist das fahraktivere SUV des Vergleichs
Typisch BMW: Wenn es um Fahrdynamik geht, liegen die Münchner vorne – auch mit dem X5.
Sportlich gesehen hat das Bayern-SUV deutlich mehr drauf. Der X5 fährt zu diesem Test mit dem teuren Fahrwerk-Paket Professional für 5100 Euro vor (inkl. Wankstabilisierung). Zügige Spritztouren nimmt er gelassen und ohne übermäßige Schaukeleinlagen. Und selbst auf schlechten Pisten rollt er geschmeidig ab und erspart seinen Gästen einen detaillierten Straßenzustandsbericht. Und die Antriebe? Drei Liter Hubraum verteilt auf sechs Zylinder – so weit herrscht Einigkeit zwischen BMW und VW. Und auch die Leistungsdaten unterscheiden sich kaum. Der V6 im Touareg hat vier PS und 20 Newtonmeter mehr als der Reihensechser des X5. Also ein totes Rennen? Keinesfalls. Der 79 Kilo leichtere Bayer wirkt ungleich lebendiger und spontaner, kommt flotter in Fahrt und dreht hemmungsloser aus. Bis Tempo 160 klaut er dem auch nicht gerade schläfrigen Wolfsburger amtliche 2,6 Sekunden. Egal ob Ampelstart, Zwischenspurt oder Vollgas auf der Autobahn – der Touareg fährt immer hinterher Obwohl auch er gerade mal 7,6 Sekunden bis Tempo 100 braucht und erst bei 225 km/h an Luft-und Rollwiderstand scheitert.
Das tut weh: In den getesteten Ausstattungen kosten VW Toureg und BMW X5 um die 70.000 Euro.
Dem X5 hilft hier unter anderem die hervorragende Achtstufenautomatik von ZF. Rasend schnell und dennoch butterweich legt sie die Übersetzungen nach. Und trifft dabei stets die perfekt passende Fahrstufe. Auch der VW weiß mit seinen acht Stufen umzugehen – allerdings dauert bei ihm alles etwas länger. Nur einmal kommt er vor dem BMW ans Ziel: beim Tanken. Mit 8,5 l/100 km genehmigt er sich genau einen Liter mehr als der X5, muss 130 Kilometer eher Sprit nachfassen. Aber schon bei der Anschaffung heißt es an der Kasse tapfer sein – selbst bei den Basismodellen. Der Touareg V6 TDI steht mit 55.625 Euro in der Preisliste, für den X5 30d ruft BMW 60.100 Euro auf. Mit allen für den Test relevanten Extras kommen bei beiden noch mal deutlich über 10.000 Euro dazu – die teure Versicherung des X5 oder das nur einjährige Wartungsintervall des Touareg werden da fast zur Nebensache. Verrückt. Auch ohne Karneval.
Letztendlich fällt der Sieg der Bayern über Wolfsburg deutlich aus. Der BMW X5 glänzt einfach mit sehr ausgewogenen Talenten. Der Touareg erreicht dennoch stolze 560 Punkte, was ihn zu einem richtig guten Auto adelt. Verlierer sehen anders aus.