Was für Rennen der Sportwagen-WM in Silverstone: wechselnde Wetterbedingungen, Safety-Car-Phasen, Kollisionen und Unfälle – und am Ende ein enges Finish am Rennende. Das Toyota für sich entschied, weil Sébastien Buemi rund eine viertel Stunde vor Schluss bei wieder einsetzendem Regen Brendon Hartley im Porsche überholt. Toyota gewinnt also den Auftakt in Silverstone – aber der große Sieger ist Porsche!
Denn: Während Toyota in Silverstone eine Aerodynamik-Konfiguration an den 1000-PS-Prototypen baute, die zur Strecke passte, fuhr Porsche schon mit dem Le-Mans-Aero-Kit. Im Qualifying war Porsche zwei Sekunden langsamer als Toyota, im Rennen aber nicht nur wegen den Zwischenfällen fast auf Augenhöhe!
Autorennen
Der Toyota mit der Nummer sieben hatte heute viele Probleme
Dass Porsche in Silverstone nicht mit dem High-Downforce-Kit fuhr, das für den Kurs wegen den vielen Kurven besser geeignet wäre, hatte mehrere Gründe. Die Reduzierung auf nur noch zwei statt drei erlaubte Aero-Varianten pro Saison ist einer davon. Teamchef Andreas Seidl zu ABMS: „Letztes Jahr sind wir einfach mit einem leicht überarbeiteten Vorjahres-Kit die ersten Rennen gefahren, aber jetzt sind nur noch zwei verschiedene Aero-Konfigurationen erlaubt, da ist das nicht mehr möglich.“
Porsche-Neuzugang André Lotterer: „Wir können jetzt das Kit für die Rennen nach Le Mans ganz einfach noch drei Monate länger entwickeln.“ Und: Auch wenn die Streckencharakteristik in Silverstone eine andere ist als im Juni in Le Mans – Porsche will schon bei den ersten beiden Rennen für Le Mans lernen. „Wir rutschen natürlich mit dem Low-Downforce-Paket viel mehr rum“, erklärt Ex-Weltmeister Timo Bernhard gegenüber ABMS. „Das heißt, wir lernen auch, wie wir schonender mit den Reifen umgehen können. Das ist in Le Mans nicht unwichtig.“
Verlängerung bis 2019: Toyota bekennt sich zur WEC
Neel Jani ergänzt: „Der Audi-Ausstieg hat uns zu dem Entschluss ermutigt. Denn wenn das Auto hält, können wir ja jetzt schlechtestenfalls Dritter oder Vierter werden. Ein schlechtes Rennen fällt da nicht mehr so ins Gewicht. Da kann man dieses Rennen für Le Mans und den Titel schon mal opfern.“
Am Ende wurde Porsche sogar Zweiter und Dritter. Der zweite Toyota steckte nämlich permanent in Problemen: Software-Defekt, Stabilisator kaputt, großer Abflug von Neuzugang José María López. Der amtierende Tourenwagenmeister brachte seinen havarierten Toyota zwar wieder in die Box zurück, musste danach aber ins Krankenhaus: Rückenschmerzen.
In der GT-Klasse setzte sich Ford durch. Dramatisch war das Finish in der GT-Amateur-Kategorie: Dort kollidierten drei Kurven vor Rennende Pedro Lamy (Aston Martin) und Miguel Molina (Ferrari). Das brachte Weng Sung Mok, Keita Sawa und Matt Griffin für Ferrari den Klassensieg.

Von

Michael Zeitler