Was ist eigentlich aus der Rallycross-WM geworden? Vor drei Jahren boomte die WRX: spektakuläre Sprintrennen auf Dreck und Asphalt, viele Hersteller, sogar Spitzenprofis wie Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button, die mit einem Wechsel geliebäugelt haben.
Doch von diesem Glanz ist nicht mehr viel übrig. Ein Hersteller nach dem anderen zog sich aus der WRX zurück. 2019 waren nur Privatfahrer am Start. Das hat den Sport sicherlich nicht schlechter gemacht. Aber Hand aufs Herz: Hätten Sie gewusst, dass Timmy Hansen (Peugeot) 2019 Rallycross-Weltmeister geworden ist? Oder dass DTM-Star Timo Scheider am Start war? Die WRX ist aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwunden.
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Scheider
Timo Scheider ist 2020 wieder mit dabei
In Zukunft soll sich das wieder ändern. Schon für 2020 hat Ex-Meister Johan Kristoffersson sein Comeback angekündigt. Der Champion von 2017 und 2018 war im Vorjahr im Tourenwagen-Weltcup unterwegs, kehrt nun aber zu seinen Wurzeln zurück. In der Topklasse sind 15 Fahrer mit Fahrzeugen von sechs Herstellern eingeschrieben: Audi, Hyundai, Peugeot, Renault, Seat, VW. Es ist zwar kein echtes Werks-Projekt dabei, aber die Vielfalt ist trotzdem stark. Mit Timo Scheider und René Münnich (beide Seat) sind auch zwei Deutsche am Start.
Doch das ist erst der Anfang. Bereits 2020 sollen bei ausgewählten Rennen auch Elektro-Rallycrosser von STARD auf Basis des Ford Fiesta ST eingesetzt werden und damit eine neue Ära einläuten. Als erste Fahrerin ist Natalie Barratt bestätigt. Sie fuhr von 1998 bis 2006 44 Rennen in der Rallye-WM und kehrt nun nach neun Jahren Rennrente zurück auf die Piste.
Keine Motorsport-Serie ist prädestinierter für Elektroautos als die WRX. Die Rennen sind kurz und nur wenige Minuten lang, mit Fokus auch auf Beschleunigung und Drehmoment. Alles Bereiche also, in denen die E-Motoren gegenüber den Verbrennern einen Vorteil haben.
2021, spätestens aber 2022 soll die WRX voll elektrisch fahren. Die Hersteller zeigen theoretisch Interesse, nicht alle aber sind mit dem Weg der Organisatoren zufrieden: Einheitschassis von Oreca, Einheitsbatterien von Williams. Nur die zwei E-Motoren (einer vorne, einer hinten) mit einer Gesamtleistung von 680 PS dürfen die Hersteller selber konstruieren.
Gerade für Marken wie VW ist das durchaus attraktiv. Volkswagen hat sich komplett aus dem Verbrenner-Motorsport zurückgezogen.

Von

Michael Zeitler