Yamaha MT-125: Test, Preis, PS
Verspielte Yamaha für Nachwuchs-Biker

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Die Yamaha MT-125 zählt zu den Bestsellern der Achtelliter-Klasse – besonders bei den Unter-18-Jährigen punktet der kantige Allrounder. Wir haben eine MT in junge Hände gegeben – und erstaunlich kluge Kommentare bekommen. Aber auch Einblicke in die schräge Welt der Nachwuchs-Biker.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
So neugierig wie auf diese Geschichte waren die alten Hasen von AUTO BILD MOTORRAD schon lange nicht mehr: Wir geben einem jungen Burschen eine Yamaha MT-125 und schauen, was passiert. Gucken auf seinen Kupplungsfinger, schnüffeln ihm auf der Fahrt zur Schule, Freizeit-Ausritten, Instagram-Shootings und allen anderen Späßchen hinterher.
Fahrtenbuch, Fotosammlung und Fragen an den Piloten – wir wollten alles über die Yamaha wissen. Von einem, der vorrangig auf eine MT-125 gehört: Johann heißt der Bengel, er ist 17 Jahre jung, aber dank reichlich Motocross-Sport und Supermoto-Erfahrungen sattelfest genug, um glasklare Urteile fällen zu können. (Bike-Neuheiten für 2022)

Voll auf Linie: gutes Gripniveau, handlich, Schräglage nicht zu früh über die Fußrasten begrenzt.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Seine Einschätzungen haben wir hier zusammengetragen. Der Hamburger Jung hat uns seine Bilder und einen Haufen vollgekritzelter Notizzettel überlassen, darunter auch ein typisches Bild der Szene einer bestimmten Gattung Motorrad-Nachwuchsfahrer geliefert.
Denn 125er sind heutzutage nicht mehr nur Mittel, um von A nach B zu fahren. Sie transportieren auch den Spieltrieb in Richtung Social Media. Wheelie-Szene, Posing, Tuning, Selbermachen, Fahrgemeinschaften, Marken- und Modellenthusiasmus – Instagram und Co verdichten die Bandbreite des Bikens auf Fotos und Likes.
Dazu passt das Testobjekt bestens. Die Yamaha MT-125 gehört zu den modernsten Typen und zu den Bestsellern der Liga. Fast jede fünfte neu zugelassene 125er war 2020 eine MT. Speziell bei den jungen Piloten kommt die Naked-Maschine an. Weil sie dank schlanker Taille, Zwei-Augen-Licht und fetter 140er-Walze hinten besonders erwachsen aussieht.
Dazu werden die erlaubten 11 kW Leistung ausgereizt und mit ergänzender technischer Ausstattung garniert. Dem Viertakter hilft eine variable Ventilsteuerung auf die Beine, eine 292 Millimeter große vordere Bremsscheibe mit Zange in Radialbauweise inklusive ABS verzögert das 142 Kilo leichte Gefährt, und das digitale Cockpit begrüßt den Piloten per programmiertem Schriftzug mit "Hi buddy". Ein Gimmick, das auch Johann bei der allerersten Begegnung sofort wahrnimmt. "Cool. Kann man das umprogrammieren?" Ja, kann man, Youtube hält Anleitungen parat.

Die Yamaha MT-125 ist besonders für aktive A1ler und Technik-Liebhaber geeignet.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Die Stärken und Schwächen der MT muss Johann auf 2000 Kilometer Strecke selbst herausfinden. Erste Erkenntnis: "Der Motor zieht schön gleichmäßig durch. Außerdem legt sich die Maschine fast von allein in die Schräglage und hält sich da angenehm sauber." Tatsächlich liefert der Einzylinder sowohl typischen Viertaktdruck bis in die mittleren Drehzahlen, mag dann aber auch bis in den fünfstelligen Bereich zulegen.
Erstaunlich: Trotz harter Vollgasorgien, ungezählter Wheelie-und Stoppie-Exzesse sowie häufiger Beschleunigungsduelle mit Fantic-Supermotos, Aprilia-Zweitaktern und gefühlt jeder einzelnen KTM Duke 125 in Hamburg hat Johann über die gesamte Distanz einen Verbrauchsschnitt von 2,6 Liter Super erreicht – sparsamer geht es kaum.
Auch was das Fahrverhalten angeht, trifft der 17-Jährige ins Schwarze. Das Einlenkverhalten der zarten 125er wirke spontan und geschmeidig gleichermaßen. Dazu arbeiten die zuverlässigen Bremsen der MT unerwartet griffig, aber gleichzeitig angenehm dosierbar.
Allerdings: Fährt Kumpel Robert – ein 1,83 Meter großer Kerl – hinten mit, bringt das Zweierteam die Bremsscheiben der MT in Hitzestress. Unser Juniortester macht das über stetig steigenden Kraftbedarf am Handhebel fest. Also: Im Duo lieber vorsichtig fahren.

Zielgruppe A1: Johann (17) testet für AUTO BILD MOTORRAD Maschinen der 11-kW-Zielgruppe.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Über die Zeit hat Johann nach und nach den universellen Charakter der MT erspürt. Seine Notizen offenbaren zum Beispiel, dass er die Sitzhaltung für tauglich hält, sowohl eine sportliche Angriffslust einzunehmen als auch die Möglichkeit, sich aufrecht und mit weiter gestreckten Armen dem Cruisen hinzugeben.
Aber auch die kleinen Macken der Yamaha hat unser Testfahrer entdeckt. "Rolle hat zu viel Spiel und zu langen Weg", beschreibt er das Gefühl am Gas. Denn die E-Gas-Übertragung hat eine starke Lose, das stört beim Übergang vom Schiebebetrieb ins Ziehen. So nerven starke Lastwechselreaktionen im Alltag.
Und: "Der knappe und schräg gebaute Soziusplatz ist eher ein Notsitz." Treffender hätten es auch die alten Motorradhasen kaum sagen können.
Technische Daten und Preis: Yamaha MT-125
• Motor Einzylinder-Viertakt, 124 ccm
• Antrieb 6-Gang-Getriebe, Anti-Hopping-Kupplung, Kette
• Leistung 11 kW (15 PS) bei 10.000/ min
• max. Drehmoment 11,5 Nm bei 8000/min
• Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
• Bremsen hydraulische Scheibenbremse, Radialsattel, 292 mm vorn; hydraulische Scheibenbremse, 220 mm hinten
• Gewicht 142 kg
• Preis ab 5149 Euro
• Antrieb 6-Gang-Getriebe, Anti-Hopping-Kupplung, Kette
• Leistung 11 kW (15 PS) bei 10.000/ min
• max. Drehmoment 11,5 Nm bei 8000/min
• Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
• Bremsen hydraulische Scheibenbremse, Radialsattel, 292 mm vorn; hydraulische Scheibenbremse, 220 mm hinten
• Gewicht 142 kg
• Preis ab 5149 Euro
Fazit
Technisch ein feines Werk, Fahrverhalten sehr gut, Motor top, grell aufgemacht – die 125er trifft den Nerv der Nachwuchs-Motorradfahrer. Note: 2+
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