Zweitaktöl im Diesel
Zumischung von Zweitaktöl in den Diesel – Mythos oder Geheimtipp?

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Viele Fahrer von älteren Dieseln mischen Zweitaktöl in den Kraftstoff – für eine längere Lebensdauer der Einspritzanlage und einen ruhigeren Motorlauf. Doch hilft es wirklich? Und funktioniert das auch bei modernen Dieseln?
Bild: Lars Golly
➤ Was ist Zweitaktöl?
➤ Warum wird älteren Diesel Zweitaktöl zugegeben?
➤ Darf man Zweitaktöl bei modernen Dieselmotoren verwenden?
➤ Fazit
Früher war es ein beliebter Trick unter Taxifahrern, doch auch heute schwören viele Fahrer von älteren Dieseln darauf: die Zumischung von Zweitaktöl in den Kraftstoff. Sie versprechen sich davon nicht nur einen ruhigeren Motorlauf und eine bessere Verbrennung, sondern vor allem eine bessere Schmierung der Einspritzanlage. Besonders bei Einspritzsystemen, die durch den Kraftstoff und nicht durch das Motoröl geschmiert werden, soll die Zugabe von Zweitaktöl für einen geringeren Verschleiß an der Dieselpumpe und an den Injektoren sorgen. Bis in die 1970er-Jahre gab es für Ottomotoren ein ähnliches Phänomen: Hier kippten Autofahrer häufig sogenanntes "Obenöl" in den Tank, das Vergaserteile, Ventile und Kolben vor Verschleiß schützen sollte. Während das Obenöl aber meist nur für Verkokungen, nicht aber für irgendeinen Verschleißschutz sorgte und inzwischen praktisch vom Markt verschwunden ist, halten viele Dieselfahrer am Zweitaktöl fest. Doch hilft es dem Diesel wirklich? Und kann man Zweitaktöl auch in modernen Dieseln verwenden?
➤ Warum wird älteren Diesel Zweitaktöl zugegeben?
➤ Darf man Zweitaktöl bei modernen Dieselmotoren verwenden?
➤ Fazit
Früher war es ein beliebter Trick unter Taxifahrern, doch auch heute schwören viele Fahrer von älteren Dieseln darauf: die Zumischung von Zweitaktöl in den Kraftstoff. Sie versprechen sich davon nicht nur einen ruhigeren Motorlauf und eine bessere Verbrennung, sondern vor allem eine bessere Schmierung der Einspritzanlage. Besonders bei Einspritzsystemen, die durch den Kraftstoff und nicht durch das Motoröl geschmiert werden, soll die Zugabe von Zweitaktöl für einen geringeren Verschleiß an der Dieselpumpe und an den Injektoren sorgen. Bis in die 1970er-Jahre gab es für Ottomotoren ein ähnliches Phänomen: Hier kippten Autofahrer häufig sogenanntes "Obenöl" in den Tank, das Vergaserteile, Ventile und Kolben vor Verschleiß schützen sollte. Während das Obenöl aber meist nur für Verkokungen, nicht aber für irgendeinen Verschleißschutz sorgte und inzwischen praktisch vom Markt verschwunden ist, halten viele Dieselfahrer am Zweitaktöl fest. Doch hilft es dem Diesel wirklich? Und kann man Zweitaktöl auch in modernen Dieseln verwenden?

Taxifahrertrick: Mit der Beimischung von Zweitaktöl sollten Dieselpumpe und Einspritzdüsen vor Verschleiß geschützt werden.
Bild: © NDR/Meyerbroeker
Aber Zweitaktöl ist nicht gleich Zweitaktöl. Es gibt nämlich verschiedene Verfahren, wie Zweitaktöle hergestellt werden können. Wird es aus Grundölen hergestellt, die durch Erdöldestillation gewonnen werden, spricht man von einem "mineralischen" Zweitaktöl. Kommen bei der Herstellung synthetische Grundöle zum Einsatz, spricht man von einem "vollsynthetischen" Zweitaktöl. "Teilsynthetische" Zweitaktöle sind eine Mischung aus beidem. In den meisten Fällen sind Zweitaktöle mit Motorölen vergleichbar – allerdings enthalten sie andere Additive, die zum Beispiel die Selbstvermischung des Öls mit dem Kraftstoff fördern.
Höhere Schmierfähigkeit: Der Hauptgrund, warum Fahrer alter Diesel zum Zweitaktöl greifen, ist die Hoffnung, die Schmierfähigkeit des Dieselkraftstoffs zu erhöhen und so den Verschleiß an der Dieselpumpe oder den Injektoren einzudämmen. Denn diese werden häufig nicht durch das Motorenöl geschmiert, sondern durch den Dieselkraftstoff. Zweitaktöl kommt hauptsächlich zum Einsatz, da sich seit vielen Jahrzehnten das Gerücht hartnäckig hält, moderner Diesel verfüge über schlechte Schmiereigenschaften. Die Ursache liegt in der Entwicklung des Kraftstoffs, wie wir ihn heute an den Tankstellen bekommen: Noch vor gut 40 Jahren hatte der Dieselkraftstoff einen relativ hohen Schwefelanteil, der nach der Verbrennung als Schwefeldioxid aus dem Auspuff kam. Schwefeldioxid ist aber ein hochgiftiges Gas, das unter anderem für sauren Regen sorgt. Heutzutage wird dem Dieselkraftstoff deswegen bei der Herstellung der Schwefel entzogen. Dieser Prozess nennt sich "Hydrodesulfierung". Dabei büßt der Dieselkraftstoff tatsächlich einiges an Schmierfähigkeit ein. Daher stammt das Gerücht der schlechteren Schmiereigenschaft moderner Dieselkraftstoffe.
Bessere Verbrennung, leiserer Motorlauf

Ältere Diesel können vom Zweitaktöl im Diesel profitieren, allerdings ist immer mit einem Leistungsverlust zu rechnen.
Bild: Auto Bild
Bessere Verbrennung: Viele Dieselfahrer kippen auch etwas Zweitaktöl in den Tank, weil sie auf eine effektivere Verbrennung des Kraftstoffs, mehr Leistung und einen niedrigeren Verbrauch hoffen. Dafür ist die Zündwilligkeit des Diesels wichtig, die im sogenannten "Cetanwert" angegeben wird. Je höher der Cetanwert, desto besser entzündet sich das Diesel-Luft-Gemisch im Brennraum. Zweitaktöl senkt den Cetanwert allerdings. Je nach Mischverhältnis kann es so sogar zu einem spürbaren Leistungsverlust kommen.
Leiserer Motorlauf: Einige Experten vermuten hier einen möglichen Grund für den leiseren Motorlauf. Sinkt der Cetanwert, entzündet der Diesel auch langsamer. So kann es dann zu einer sanfteren Entflammung des Kraftstoff-Luft-Gemisches kommen, und das Nageln des Dieselmotors kann so leiser werden. Andere Meinungen lauten aber, dass es durch das Zugeben von Zweitaktöl zu einem Zündverzug kommt – der Diesel wird also später entflammt, als er es eigentlich sollte. Das würde zwar zu einem spürbaren Leistungsverlust, aber auch zu einem lauteren Nageln des Diesels führen. Hierfür müsste aber wesentlich mehr Zweitaktöl eingefüllt werden als das Verhältnis 1:200, das die meisten Dieselfahrer ungefähr nutzen. Einen niedrigeren Verbrauch wird man durch die Zugabe von Zweitaktöl nicht erzielen.

Verunreinigungen im Kraftstoff können zu Schäden an der Dieselpumpe führen. Späne der Dieselpumpe können durch das ganze Einspritzsystem und auch in den Tank gelangen, weshalb nach einem Schaden alles ersetzt werden muss.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Im Zweitaktöl sind Metalle wie Zink enthalten

Durch angelagerte Verbrennungsrückstände des Zweitaktöls können Common-Rail-Injektoren nicht mehr richtig arbeiten und müssen ersetzt werden.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Verbrennungsrückstände, die den Partikelfilter angreifen

Die Asche, die bei Verbrennung von Zweitaktöl entsteht, kann den Dieselfilter frühzeitig zusetzen. Verbrennungsrückstände können auch aggressiv wirken und das innere Gewebe angreifen.
Bild: Werk
Das Beimischen von Zweitaktölen in den Dieselkraftstoff ist ein heikles Thema, das nicht wirklich erforscht ist. Selbst Diesel-Techniker und Kraftstoffexperten sind hier nicht immer einer Meinung. Trotzdem kann man zu dem Schluss kommen, dass ältere Diesel zumindest von der erhöhten Schmierfähigkeit profitieren können, während es für moderne Diesel nur Nachteile mit sich bringt. Der Mythos, dass Zweitaktöl selbst gepanschten und verunreinigten Diesel besser nutzbar macht, ist hingegen nicht richtig. Während das Öl vielleicht die Schmierfähigkeit etwas erhöht, sorgt es nicht für eine bessere Zündwilligkeit. Für Fahrer moderner Diesel gibt es zwei Dinge, die sie tun können, um ihrer Einspritzanlage ein langes Leben zu bieten: Regelmäßig den Kraftstofffilter entwässern oder gegebenenfalls austauschen.
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