"Wenn's den anderen schlecht geht, geht's uns am besten." Was Julia, die Chefin des Kühtaier Hotels Konradin, hier verrät, hat nichts mit Schadenfreude zu tun. Sondern damit, dass Österreichs höchstgelegenes Skidorf bisweilen fast glücklich über schneearme Winter ist: Weil die Sportler hier auf gut 2000 Meteren Höhe immerhin ausreichend weiße Pracht vorfinden, wenn's woanders grün ist.

Mit brachialer Kraft lassen sich auch Skipisten erstürmen

Ram 1500
Eine Skipiste mit dem Auto erklimmen? Kein Problem für den Ram 1500 – er schafft die ganze Strecke.
Das gilt nicht nur für Hobby-Wintersportler, sondern auch für Profis: Wenige Tage vor unserem alljährlichen Winter-Vergleichstest erhielt Kühtai den Zuschlag für die Austragung des Weltcups im Naturbahnrodeln – der ursprüngliche Ort hatte zu wenig Schnee. Und so war die Rodelbahn am Graf-Ferdinand-Haus, wo sich sonst Familien auf griffigem Schnee tummeln, für den Publikumsverkehr gesperrt; der interessanteste Abschnitt der Privatstraße, unsere alljährliche Passstraßen-Teststrecke, war vereist und glattgehobelt: für die Rennrodler, die hier trainiert haben. Doch wo ein Wille ist, ist ein Weg; und so war die Strecke ab Mittag für uns reserviert, nachdem das italienische und das russische Nationalteam die Trainingsläufe beendet hatten. Das blankpolierte Eis war inzwischen etwas aufgeraut; pudriger Pulverschnee hatte es leicht überzuckert. Was einige Fußgänger zum Straucheln brachte – weil das blanke Eis unsichtbar war.

Der Kleinste im Test zeigte mitunter großes Talent

Fiat Panda
Kleiner Publikumsliebling: Der Fiat Panda 4x4 Cross zeigt, dass weniger manchmal mehr sein kann.
Zum Glück mussten wir die Steigung nicht zu Fuß bewältigen – wir hatten ja Autos dabei. Allradautos natürlich; mit zweirad-getriebenen SUVs wäre hier auch mit besten Reifen nichts auszurichten. Das Feld war bunt gemischt: Das Leistungsband der Kandidaten reichte von zarten 90 bis zu brachialen 396 PS, das Gewicht von schlanken 1090 bis zu feisten 2520 Kilo. Jeweils drei der zehn Kandidaten kamen aus dem gleichen Konzern: dreimal Volkswagen mit den Marken VW, Audi und Skoda; dreimal Fiat , die durch Übernahme der Chrysler-Group seit Anfang 2014 ganz dick im Allrad-Geschäft sind, weil sie nun auch Jeep, Dodge und Ram besitzen. Der kleinste Kandidat war ein echter Fiat: Die Allrad-Ausführung des Panda ist seit Herbst 2014 auch als (etwas) höhergelegte und rustikal herausgeputzte Cross-Variante zu haben. Um Vortrieb bemüht sich ein aufgeladener Zweizylinder-Benziner; den Allradantrieb besorgt eine Lamellenkupplung.  So haben wir getestet: Für den Handlingtest – dem engen Slalom mit 15 m Pylonenabstand – mussten wir diesmal auf eine Ausweichfläche gehen; die übliche Fahrdynamikfläche war wegen der kritischen Schneelage gesperrt. Gemessen wurde separat in bei-den Richtungen in unterschiedlichen Fahrmodi. Auf der präparierten Skipiste – 205 m lang, Höhenunterschied 52,2 m – lag verfestigter Alt- und Kunst-schnee; gefahren wurde in unterschiedlichen Modi. Die Passstraße ("Rodelbahn") war diesmal großteils vereist – gemessen wurden 800 m mit durchschnittlich 10,5 % Steigung. Alle Daten wurden mit der Racelogic Driftbox aufgezeichnet.
Alle Details zum großen Wintertests finden Sie in der Bildergalerie.

Fazit

von

Thomas Rönnberg
Eine steile Skipiste, eine vereiste Bergstrecke und ein enger Pylonenslalom forderten die zehn Allradler. Alle schlugen sich bemerkenswert gut; und bei allen lohnt es sich meist nicht, das Fahrdynamik-Regelsystem abzuschalten. Die Erfolge des winzigen Panda und des riesigen Ram zeigen: Viele Wege führen zum Ziel.

Von

Thomas Rönnberg