Leichter gleich schneller? Mehr Sturz weniger Sekunden? Fünf auf Diät und Semislicks gesetzte Sportler wollen diese Fragen beim Trackday am Sachsenring beantworten. Mit dabei: der Mini JCW Eagle von AC Schnitzer, ein C 63 AMG von Hirsch Tracksport, der mit amerikanischen Zutaten verfeinerte Mazda MX-5 Flyin' Miata, der 911 GT3 à la 9ff und der vom Werk feingetunte KTM X-Bow R. Den Anstoß dieses außergewöhnlichen Vergleichstest, bei dem es ausnahmsweise nicht um Sieger und Verlierer geht, gab ein Anruf von Mario Hirsch. In feinstem Bayerisch tönte es aus dem Hörer: "Ihr foahrt's doch immer am Sachsnenring. Da bin i mit meiner C-Klasse etz oane 1:34er-Zeit g'foahrn." Ja klar, dachte sich die Redaktion. Vielleicht mit einer alten Aufziehuhr. Als er dann noch etwas von fast 200 Kilo leichter sagte, wurden unsere Mienen etwas ernster.

Übersicht: Alle News und Tests zum Mercedes C 63 und Porsche GT3

Fünf Leichtbau-Raketen
Referenz: kein Dach, keine schweren Scheiben, 855 Kilo leicht – ist der KTM X-Bow damit automatisch vorne?
Okay, Beweise mussten her. Grund genug, auch die bereits in der Pipeline wartenden Exponate von AC Schnitzer, KTM, Mazda und 9ff an den Sachsenring zu laden. Im Rahmen des Trackday sollten alle fünf Leichtbausportler ihre Karten auf den Tisch legen.

Hirsch Tracksport C63 AMG
Dieser Benz hat rein gar nichts mehr mit einem C 63 AMG zu tun. So leichtfüßig, so spritzig, kernig, die 160 verlorenen Kilo merkt man überall, beim Anbremsen und beim Herausbeschleunigen – herrlich. Mit 2,5 Grad Sturz an der Vorderachse schießt der Silberling in einer Linie durchs Rund. Die üblichen Drifts bleiben aus und gelingen nur mit viel Mühe. Ein defekter Dämpfer vereitelt jedoch am Trackday die vorgegebene Rundenzeit. Mit 1:36,11 Minuten ist der Hirsch C 63 dennoch satte vier Sekunden schneller als eine Werks-C Klasse. Liebe AMGler, genau so sollte eine Black Series-Version der C-Klasse sein.

9ff GT3 GTrack 480
Der 9ff GTrack macht schon optisch einen auf schnell. Tankstutzen wie beim Rennwagen in der Fronthaube, BBS-Schmiederäder und ein abgeändertes Heckleitwerk aus dem 911-Cup zeugen von Speed. Bei diesem Auto hat 9ff-Macher Jan Fatthauer nicht wie üblich Wert auf Topspeed, sondern auf weniger Gewicht und Rennstrecke gelegt. Auf der Waage messen wir knapp 90 Kilo weniger als bei einem Serien-GT3 (1448 kg). Der verlorene Speck kommt von breiteren GFK-Kotflügeln vorne, erleichterten Blinkleuchten, Leichtbauscheinwerfern, entleertem Kofferraum, Endschalldämpfer (minus 23,4 kg), leichteren Rädern sowie zusätzlichen Luftauslässen am Heck.

Übersicht: Alle News und Tests zum Mini und KTM X-Bow

Fünf Leichtbau-Raketen
Abgespecktes Rennauto in 911er-Optik: 9ff reduziert den Speckmantel des Porsche auf 1360 Kilo.
AC Schnitzer JCW Eagle Bevor Schnitzer dem John-Cooper-Works-Mini mehr Power einhauchte, wurde abgespeckt. So verwendete man Carbon für die vorderen Kotflügel, Türen, Schalensitze, Motorhaube und Heckdeckel. Zusammen mit Macrolon-Scheiben und leer geräumtem Innenraum ergibt das 100 Kilo weniger auf der Waage. Zum Powerplus von 49 PS (260 statt 211 PS) tragen ein neuer Turbolader, geänderte Motorelektronik, Ladeluftkühler und Auspuffanlage mit Sportkat bei. Das mit viel negativem Sturz versehene Gewindefahrwerk wurde zudem mit Spezial-Stabis gewürzt. Das alles kann eigentlich nur gutgehen und schnell machen. Wir nehmen es vorweg: Dieser Mini ist eine Sensation!

KTM X-Bow R
Der Nächste bitte! KTM hat für den Trackday seine jüngste Kreation, den X-Bow R, an den Start geschickt. Das R steht für tiefergelegten Motor und Fahrwerk, steiferes Heck, neuen Turbo und Einspritzanlage. Dass der KTM ein Rennstreckentier ist, wussten wir schon bei unserem ersten X-Bow-Test, bei dem die Clubsport-Version eine Zeit von 1:39,51 Minuten in den sächsischen Asphalt meißelte. Rein vom Papier her sollten mit dem "R" noch einige Sekunden drin sein. Schon nach zwei Runden ist klar: Die Österreicher haben an den richtigen Stellschrauben gedreht.
Mazda MX-5 Editions Flyin' Miata Kurz bevor die Sonne untergeht, darf noch Nummer fünf unserer "Trackster" auf die Strecke. Oder besser gesagt Nummer 17. Der schwarze Mazda MX-5 mit Kriegsbemalung hört auf den Namen "Flyin‘ Miata". Und das mit dem Fliegen macht durchaus Sinn. Denn dieser Japaner hat es wirklich in sich. Basis ist ein ehemaliges Mazda Open-Race-Auto, welches mit einem amerikanischen Kompressor-Kit gedopt wurde. Zusammen mit Fächerkrümmer, Cosworth-Kolben und Pleuel erwachen 253 statt 160 PS. Ein Sachs-Eibach-Fahrwerk, Motec-Räder mit Toyo-Semislicks, Sportbremse und Vollschalensitze machen den Mazda noch rennstreckentauglicher.
Der aufgeladene 2,0-Liter-Motor schiebt herrlich an, kein Vergleich zu einem normalen MX-5. Untermalt wird die Hatz vom rotzigen Auspuff- und Kompressorsound. Trotz leichtem Unter- und Übersteuern ist der MX-5 stets sicher mit dem Gaspedal zu dirigieren. Ein Driftauto ist es aber nicht. Mit einer Zeit von 1:41,97 Minuten fährt der Flyin‘ Miata locker auf dem Niveau eines aktuellen Audi TT RS Roadster.

Wie sich die fünf Leichtbau-Raketen schlagen, erfahren Sie oben in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen Daten und Tabellen finden Sie in AUTO BILD SPORTSCARS 11/2011 oder als Download im Heftarchiv.