Aktion: Vans im ZF-Praxistest 2014
Im großen Stil

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20 Leser sind beim sechsten ZF-Praxistest in die Rolle des Autotesters geschlüpft. Zehn Vans mussten sich dem Urteil der Jury stellen. Die Voraussetzungen für ein packendes Finale waren ideal!
Sitze umlegen, verschieben, ausbauen. Gepäckraumabdeckung und Trennnetz raus, Fahrrad oder Buggy rein. Klapptisch und Armlehne runter, Lounge-Atmosphäre hoch. Weil keine Fahrzeugklasse so viel Variabilität bietet wie die Vans, erging unsere Einladung zum ZF-Praxistest 2014 erstmals an 20 Leser. Getestet wurde in Zweierteams, bewertet mit Punkten von eins bis zehn – sowohl statisch als auch in Fahrtests auf öffentlicher Straße und Rennstrecke. Mit dabei: Mutter-Tochter- und Vater-Sohn-Duo, Zwillinge, Paare, Freunde – alle mit unterschiedlichen Ansprüchen, aber einem Ziel: den besten Van zu ermitteln.
Welcher Hersteller meistert den Spagat am besten?

Die Leserjury: So unterschiedlich die Konstellationen der Zweierteams, so unterschiedlich sind auch ihre Bedürfnisse an die Vans.
Freitag: Benotung im Schlossgarten
Los geht's am Freitagnachmittag mit der statischen Benotung. Der Hofgarten von Schloss Reichmannsdorff in der Nähe von Schlüsselfeld – dem Quartier der Mannschaft – bietet dafür den idealen Rahmen. Hier inspizieren die Leser die Vans bis ins Detail. Für viele ein Unbekannter: Billigheimer Dacia Lodgy, der selbst top ausgestattet nur 16.590 Euro kostet. Das gefällt – ebenso wie das großzügige Platzangebot und das einfach zu bedienende Navi. "Es gibt Autos hier, die sind doppelt so teuer und kommen nicht an dieses Navi ran", stellt Torsten Oeltjen fest. Doch kein Lob ohne Tadel: "Die Qualitätsanmutung ist schon sehr billig. Kunststoffe sind kratzempfindlich, nicht richtig entgratet, Filze nicht verklebt, die Heckklappe unverkleidet. Dennoch: Wer nach einem Auto mit riesigem Kofferraum späht und auf diese Dinge keinen Wert legt, für den ist der Lodgy eine Option."
Ein Kompaktwagen, nicht mehr und nicht weniger
Krasses Gegenteil: die B-Klasse für mehr als 27.000 Euro in der Basis. Der Testwagen, den Mercedes zur Verfügung stellte, kostet sogar gut 44.000 Euro. "Zu viel, denn die B-Klasse ist kein Van", meint Gunar Weber, der von seinem Ford Tourneo anderes gewohnt ist. "Die Ausstattung ist top, das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer ebenfalls, aber der Mercedes ist zu unpraktisch, nicht flexibel genug. Ein Kompaktwagen, nicht mehr und nicht weniger", ergänzt der 49-Jährige. Auch Claudio Bollin und Sebastian Mager sehen die B-Klasse nicht als klassischen Familienvan, sondern maximal als Viersitzer. Besonders angetan hat es ihnen das Comandsystem: "Das Drehrad in der Mittelkonsole ist super, ermöglicht eine intuitive Bedienung. Im Vergleich dazu hat Opel nichts von Systematik verstanden. Der Zafira hat viel zu viele Tasten, das ist alles zu kompliziert." Eine Schwäche, die auch andere Jurymitglieder notieren, die aber weitgehend die einzige des Opel bleibt.
Der Wagen ist äußerlich so groß

"Das Platzangebot in Reihe zwei ist hervorragend, vorn
dagegen ist es im Mazda 5 zu eng", kritisieren die Grevers.
dagegen ist es im Mazda 5 zu eng", kritisieren die Grevers.
Wenn du Caddy fährst, hast du plötzlich ganz viele Freunde

Die Härtel-Zwillinge auf Erkundungstour im Caddy: Die Rücksitze sind klapp- und herausnehmbar, aber arg schwer.
Samstag: Das Auto ist eine herrliche Katastrophe
Part zwei folgt am nächsten Tag mit dem dynamischen Test, zu dem alle Vans mit Dieselmotor und manueller Schaltung antreten. Die ernüchternden Erfahrungen mit dem Mazda 5 holen Rainer Möller hier jäh wieder ein: "Das Auto ist eine herrliche Katastrophe. Ich fand es gestern beim Reingucken schon schlimm, und der Eindruck bestätigt sich heute. Der 1,6-Liter dröhnt, die Lenkung ist fürchterlich indirekt. Nur komfortabel ist der Mazda einigermaßen." Das kann Kirsten Zühlsdorff nicht nachvollziehen. Die 22 Kilometer lange Testfahrt im schaukeligen Japaner ist ihr auf den Magen geschlagen. Sie hängt ihre Rolle als Beifahrerin ebenso kurzzeitig an den Nagel wie Bettina Grever.
Der fährt sich einfach toll

Wie kräftig zieht der Motor durch? Der Dacia holt nicht die Wurst vom Brot, federt zudem ruppig. Resultat: letzter Platz in der Onroad-Wertung.
Das Interieur ist echt spacig, das macht Spaß
Gleiches gilt für den Touran, der zwar nicht so sportlich ist, dafür komfortbetont und mit seiner unauffällig-soliden Art Punkt um Punkt kassiert. Der Citroën kann hier nicht mithalten. "Das Fahrwerk ist nicht so komfortabel, wie ich das erwartet hatte. Das kann der Touran deutlich besser. Dafür ist der Motor klasse. Er hat Kraft von unten und ballert richtig los", zeigt sich Rainer Möller begeistert, während er den Franzosen eine Steigung hinaufjagt. Sohn Joos spielt derweil am Radio rum und zeigt, was der Vater schon zuvor mit einem breiten Grinsen bekannte: "Das Interieur ist echt spacig, das macht Spaß; hier wird der Spieltrieb befriedigt." Offensichtlich aber nur dieser, denn das Frauenduo kann sich mit dem futuristischen Cockpit nicht anfreunden, eher schon mit der B-Klasse. Die kristallisiert sich am Ende des Fahrkapitels als Favorit der Berliner Zwillinge heraus. Im Gesamteindruck sehen sie indes den Opel vorn, dicht gefolgt vom Peugeot. "Die Performance vom 1.6er des Zafira hat uns erstaunt. Er ist fast so gut wie der Peugeot, der aber einen Zweilitermotor hat. Dagegen kommt der Verso schlecht vom Fleck. Die Performance am Berg ist miserabel. Der 112-PS-Diesel braucht Drehzahl, um in Schwung zu kommen."
Sonntag: Die kleine Berg-und-Tal-Bahn in Schlüsselfeld
Ein Eindruck, der sich auf dem Handlingkurs am Sonntag bestätigt. Mit pfeifenden Reifen und fleißig regelnden ESP jagt die Jury die zehn Vans über die kleine Berg-und-Tal-Bahn des Fahrsicherheitszentrums in Schlüsselfeld. Schwächen von Bremsen, Fahrwerk und Lenkung treten hier noch deutlicher hervor als am Vortag. "Schwammiges Fahrverhalten", lesen wir zum Verso in den meisten Bewertungsbögen, womit er die Erwartungen der meisten nicht erfüllt. Vom Dacia dagegen war der Großteil positiv überrascht. Zwar punktet er nicht mit Komfort, dafür mit Sicherheit: "Das Fahrwerk ist nix", sagt Wolfgang Wegner, ist aber beruhigt, dass der Lodgy "nur über die Vorderräder schiebt" und das ESP früh genug eingreift. Meilen voraus fahren da B-Klasse und C-Max, die klar die Sportlichsten im Feld sind – dank eines vergleichsweise niedrigen Schwerpunkts. Mit hervorragenden Beurteilungen in der Dynamikwertung mischen die beiden am Ende ganz vorn mit. Letztlich bieten sie aber zu wenig Platz und Variabilität, um ganz oben zu stehen.
Ein klassischer Streber
Als Anwärter darauf haben viele zunächst den Zafira Tourer gesehen – dank ergonomischen Vordersitzen, flexibler Rückbank, ebener Ladefläche, großem Laderaum, ordentlichem Komfort und dem durchzugsstarken wie laufruhigen 136-PS-Diesel. Verspielt hat er den Sieg im wahrsten Sinne des Wortes mit seinem überfrachteten Cockpit, bei dem die Jury vor lauter Schaltern und Tasten die Bedienelemente nicht mehr sah. So gewinnt einer, der weder für positive noch negative Aufreger gesorgt hat und dessen Nachfolger schon nächstes Frühjahr auf den Markt kommt – "ein klassischer Streber, der alles richtig macht, aber total langweilig ist", resümiert Sebastian Mager und nimmt damit vielen das Wort aus dem Mund. Kontinuität ist der Schlüssel zum Erfolg. Das beweist VW immer wieder aufs Neue – nicht nur mit dem Touran im ZF-Praxistest.
AUTO TEST Leser-Fazit
Mit souveränem Antrieb, harmonischem Fahrwerk und einfacher Bedienung fährt der VW Touran auf Platz 1 – knapp vor der Mercedes B-Klasse. Deren Qualität hat die Tester ebenso überzeugt wie die Handlingeigenschaften; ein geringer Nutzwert und der stolze Preis haben allerdings den Sieg vereitelt. Platz 3 geht an den Zafira Tourer, nur einen Wimpernschlag dahinter. Größter Kritikpunkt: die Bedienung; Außendesign, Variabilität und eine gesunde Mischung aus Komfort und Dynamik kamen dagegen an. Letztere ist die größte Stärke des Ford C-Max, dessen Motor und Fahrwerk Lob einheimsen. Wenig Platz im Fond, schlechte Übersicht und die unklare Menüführung bescheren insgesamt aber nur Rang 4. Mit Abstand folgen Peugeot 5008, der bei den Fahrtests positiv überrascht hat, der geräumige, aber einfache VW Caddy und der spacige Citroën C4 Picasso. Toyota Verso und Mazda5 können mit ihrer fahrspaßarmen Auslegung nicht punkten, ebenso wenig wie der Dacia Lodgy. Der Rumäne bietet aber immerhin ein großes Ladeabteil und das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es in AUTO TEST 8/2014 oder als Download im Online-Heftarchiv.
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Fazit
Der Skoda Octavia liegt in der Gunst der Leserjury ganz vorn – vor allem dank des souveränen Antriebs und des hervorragenden Nutzwertes. Zudem bietet er das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Seine Konzernbrüder Audi A3 und VW Golf landen ebenfalls auf dem Treppchen, der Seat Leon nur einen Wimpernschlag dahinter. Entsprechend der Markenausrichtung weisen die Modelle kleine Unterschiede im Fahrverhalten, Raumangebot und Image auf. Auf Platz fünf fährt die Mercedes A-Klasse, die den BMW 1er mit besserer Qualität und ansprechenderem Design knapp schlägt. Beide punkten mit Fahrdynamik, schwächeln aber beim Platzangebot hinten und beim Raumgefühl. Hyundai i30, Opel Astra und Ford Focus werfen in erster Linie die durchzugsschwächeren Motoren zurück, wobei beim Focus erschwerend die komplizierte Bedienung und die billig wirkende Innenraumgestaltung hinzukommen. Schlechter schneidet nur noch der Honda Civic ab – und zwar mit Abstand. Grund sind sein zäher Antrieb, das unübersichtliche Cockpit und ein unruhiges Fahrverhalten.
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