Das All-Terrain-E-Bike (ATB) liegt im Trend, es ist im Prinzip das SUV der Fahrradwelt. Dabei handelt es sich – um genau zu sein – um All-Terrain-Pedelecs. Sie sind zusammengefasst alltagstaugliche E-Trekkingräder mit offenkundigen Anleihen aus der Mountainbike-Welt. Die Grenzen sind fließend, rein äußerlich ist oft schwer zu sagen, wann es sich um ein All-Terrain-E-Bike handelt. Werfen wir daher einen Blick auf das Testfeld:

Neun All-Terrain-E-Bikes im Test: Die Kandidaten

Riese & Müller Supercharger2 GT
Erfolgreich: Das Riese & Müller Supercharger2 GT gewinnt den Vergleichstest.
Bild: Bike Bild
Der Schweizer Hersteller Flyer schickt ein Quasi-Hardtail mit MTB-verdächtigen 120 Millimeter Federweg ins Rennen. Der Hamburger Fahrradbauer Bergamont ein All-Terrain-Pedelec mit Vollfederung. Andere Hersteller, Stevens und Centurion, begnügen sich indes mit 63 Millimeter Federweg und lassen ihre Pedelecs auf profilarmen, aber flotten Reifen anrollen. Riese & Müller, so betiteln wir den Supercharger im Testbrief, schickt den "Futuristen unter den SUV" ins Rennen, ein Schwergewicht der Spitzenklasse (nicht nur preislich) mit beeindruckender Rohloff-Nabenschaltung, die – kein Scherz – im Stand automatisch in den fünften Gang schaltet – als Anfahrthilfe sozusagen. Die Modelle von Scott, Merida und Victoria siedeln sich gewissermaßen dazwischen an. Mit großer Spannung haben wir das erste E-Trekkingrad von Canyon erwartet. Man tritt dem Versender sicher nicht zu nahe, wenn man sagt, dass Trekking nicht zur Kernkompetenz der Koblenzer zählt. Spoiler: Ab sofort muss es "zählte" heißen.

Bosch-Motoren dominieren, Shimano in der Unterzahl

Neben dem Canyon rollten sechs weitere Räder mit Boschs Highendmotor Performance CX an. Moment mal, Performance CX, ist das nicht das Herz vieler E-MTB? 75 Newtonmeter Drehmoment, leicht und kompakt, mit bis zu 340 Prozent Unterstützung. Richtig, Leistung und Kraft satt, in der vierten Generation sensibel und perfekt abgestimmt, kein reines Leistungsmonster mehr. Auf diese Motorcharakteristik setzt das Gros der Hersteller, ein Drittel füttert den Antrieb mit zwei Bosch-Akkus, die 1000 Wattstunden Kapazität und mehr bieten.
Dass Shimano in der Fahrradwelt in der Minderheit ist, kommt nicht oft vor. Hier schon. Nur zwei Bikes kommen mit Mittelmotoren vom Komponentenriesen daher. Merida gar mit der abgespeckten Variante, dem Steps E7000, der sich laut Hersteller an "freizeitorientierte Mountainbiker" richtet. Ohne Zweifel empfinden wir die Leistung in der Praxis als ausreichend, denn machen wir uns nichts vor: Wer durchs bergige (Downhill-)Gehölz jagen will, kauft sich ohnehin ein E-MTB und kein All Terrain Bike. Der große Bruder des Steps E7000, Shimanos Spitzenmodell E8000, der im All-Terrain-Pedelec von Victoria verbaut ist, liefert den höchsten Unterstützungsfaktor im Testumfeld.

Alltagstaugliche Ausstattung, offroadtaugliche Reifen

An fast allen Bikes mit Ausnahme des Supercharger von Riese & Müller sind Kettenschaltungen mit elf oder zwölf Gängen verbaut. Damit dürfte man selbst dann auf der sicheren Seite sein, wenn der Akku leer gefahren ist oder Anstiege mit zweistelligen Prozentangaben winken. Häufiger als das kleine Ritzel dürften Schutzblech, Lichtanlage und Gepäckträger zum Einsatz kommen. Radler, die ein ATB zum Pendeln oder als Alltagsrad nutzen, haben die freie Wahl – jedes unserer Testräder rollt pendlergerecht vom Band. 
Wann wird aus einem Trekkingrad ein ATB? Den größten Unterschied beim Fahren macht der Reifen. Die Bikes von Centurion und Stevens fuhren auf ihren profilarmen Tourenreifen mit "nur" 50 Millimeter Breite merklich sportlicher und direkter. Und, das nur am Rande: Stollenreifen produzieren auf Asphalt einen lauten Sound. Ganz anders ist die Sachlage, wenn man die Straße verlässt. Profil, Breite, Stollen sind jetzt Trumpf. Je offroadiger der Untergrund wird, desto wichtiger wird das Reifenprofil für Grip im Gelände. 27,5-Zöller sind jetzt das i-Tüpfelchen und bieten Mountainbike-Qualitäten am Trekkingrad.
Victoria eAdventure 8.9
Das Victoria eAdventure 8.9 sichert sich den Preis-Leistungssieg.
Bild: Bike Bild
Kommen wir zum SUV-ATB-Vergleich vom Anfang zurück. Der hinkt nämlich an einer Stelle recht beharrlich: Alle getesteten All-Terrain-Pedelecs wirken wuchtiger, als sie im Vergleich zu herkömmlichen Pendlerrädern oder Trekkingbikes tatsächlich sind. Das, was aus einem E-Trekkingrad ein All-Terrain-Pedelec zaubert, ist zum Großteil auf die Bereifung zurückzuführen und zeigt sich in natura am besten im Wie-auf-Wolken-Fahrgefühl. Der kräftige Mittelmotor, der ohnehin ab etwa 25 km/h abriegelt, ist weitestgehend Beiwerk.

Fazit: All-Terrain-Pedelecs

All-Terrain-Pedelecs sind alltagstaugliche Hybride, teilweise hochgezüchtet, um vor keinem Untergrund oder Terrain zu kapitulieren. Die elektrische Zweirad-Allzweckwaffe für Menschen, die der Freiheit frönen wollen, alles tun zu können – aber es nicht zu müssen. Ein Segen, dass man als Radler die Wildcard in der Tasche hat, ganze Wälder, Parkwege und ferne Flussufer zu erkunden. Ein ATB bringt Sie sicher wieder zurück – und vielleicht am nächsten Tag zur Arbeit.

Bildergalerie

All-Terrain-E-Bikes im Test
Riese & Müller Supercharger 2 GT
Riese & Müller Supercharger 2 GT
Kamera
All-Terrain-E-Bikes: Technische Details und Wertung

So hat BIKE BILD getestet

BIKE BILD arbeitet seit neuestem mit dem renommierten Test- und Prüfinstitut DEKRA zusammen. Dekra ist eine 1925 gegründete Prüfgesellschaft mit mehr als 45 000 Mitarbeitern und genießt weltweit sehr hohes Ansehen. Mit Wurzeln im Automotivbereich verstärkt der Prüfkonzern sein Engagement aktuell im Bereich von motorisierten Zweirädern und Fahrzeugen. Hierzu zählt neben der Prüfung nach der einschlägigen Maschinenrichtlinie auch die Prüfung nach nationalen und  europäischen Normen.
Teststand
Testrad auf dem Reichweitenprüfstand: Der Test ist gewichtsneutral, das heißt, es wird immer bis 100 Kilogramm Systemgewicht aufgelastet.
Bild: Bike Bild
Die Testkriterien haben wir durch den Wechsel zur Dekra nicht verändert. Weiterhin baut unser großer E-Bike-Test zweistufig auf. Im Labor lassen wir von den Experten Reichweite, Unterstützungsfaktor (U-Faktor) und die Standfestigkeit (Stresstest) des Motors ermitteln. Im Rahmen des Reichweitentests kombinieren wir Fahrten in der Ebene mit solchen bergauf, um ein realistisches Gesamtbild zu zeichnen. Der U-Faktor gibt dabei an, mit welchem Faktor der Motor die Leistung des Fahrers an einer Steigung von sechs Prozent multipliziert. Zusätzlich bestimmen wir die Bremsleistung bei Trockenheit (zwei Drittel) und Nässe (ein Drittel). Alle von uns getesteten Räder erreichten die volle Punktzahl. Bei blockierenden Bremsen auf dem Bremsprüfstand – die Norm wurde längst überschritten – wurde die Höchstbepunktung vergeben. Anschließend folgt Teil zwei der Prüfung, der Praxistest. Wir fahren die Räder auf unterschiedlichen Untergründen Probe. Hieraus ergibt sich die Bewertung für Fahrspaß. Bei den All Terrain Bikes lag der Fokus auf Beherrschbarkeit und Komfort auf Asphalt, Feldwegen und im Gelände. Häufig heiß diskutiert ist die Bewertung des Designs. Redakteure und Außenstehende vergeben Noten für Integration, technische Raffinesse und Gesamteindruck. In Ausstattung bewerten wir die verbauten Komponenten
und Anbauteile sowie die allgemeine Ausstattung (Licht, Gepäckträger o. Ä.).

Darauf sollten Sie beim ATB-Kauf achten

• Viel Federweg: Federgabeln kommen aus dem Mountainbikebereich. Komfort ist der eine Vorteil, je länger der Federweg, desto mehr Unebenheiten kann die Gabeln absorbieren. In Kombination mit breiten Reifen rollt es sich deutlich entspannter. Der andere ist Sicherheit: Geht es mal ruppig zu, bleibt der Reifen am Boden kleben. Federgabeln gehören somit zur Pflichtausstattung am All-Terrain-E-Bike.
• Breite Reifen: Ein wichtiges Merkmal am Rad, häufig unterschätzt (s. auch Gravelbikes, S. 48), ist die Reifenwahl. Breite, teilweise mit Stollen versehende Pneus machen aus einem E-Trekkingrad erst ein echtes All-Terrain-E-Bike. Unter 50 Millimetern geht hier nichts; Bikes mit Mountainbike-Genen rollen auf 27,5-Zöllern an. Im Gelände ist Profil Trumpf, kann auf Asphalt wegen der Lautstärke aber nerven.
• Starker Antrieb: An unseren Testbikes fanden wir die Crème de la Crème der Mittelmotoren. Sieben von neun Rädern rückten mit dem Bosch Performance Line CX an. Nicht nur E-Mountainbiker freuen sich über die 75 Newtonmeter. Shimanos E-MTB-Antwort auf Bosch ist der Steps E8000 (70 Newtonmeter) und der abgespeckte E7000 für freizeitorientierte Mountainbiker. Leistung hatten alle genug.

Testergebnisse All-Terrain-E-Bikes im Detail

Riese & Müller Supercharger2 GT: Futurist unter den ATB

Preis: 7599 Euro • Wertung: 32/35 Sterne • Note: sehr gut
Der Supercharger ist Styleguide unter den SUV-Bikes. Monströse Rohre, in denen der Hersteller Platz gefunden hat für zwei 500-Watt-Akkus von Bosch. Derart breite Puschen, dass manches MTB neidisch aufblicken wird. Und super zupackende Magura-Bremsen, dass man Ungeübten eine Bremsschulung ans Herz legen möchte. Doch das eigentliche Juwel an diesem Schwergewicht ist die 14-Gang-Rohloff-Nabenschaltung, übrigens der einzige Riemenantrieb inmitten der Kettenschaltungskonkurrenz. Die Nabe funktioniert wie eine Eins, auch im Stand. Dann schaltet die Rohloff nämlich automatisch in den fünften Gang, sodass man stets entspannt anfahren kann. Und sonst? Wir könnten gar nicht alle Features aufzählen: Bosch-Antrieb, dämpfende Sattelstütze, schöne, flächige Lenkergriffe. Mit 134 Kilometern kann sich der Supercharger als Reichenweitenkönig feiern lassen, sollte aber den Kopf einziehen, wenn der U-Faktor verglichen wird. Ein Tester resümierte begeistert: "Mit dem Ding machst du alles platt!" Einem anderen war das Bike für ein E-Trekkingrad
wiederum "zu hochgezüchtet".
Fazit: Wir sind aufs Neue begeistert, was uns Riese & Müller für ein brachiales Komfort-Geschoss hingestellt hat. Schmerzend wird der Weg zur Kasse: Da werden
7599 Euro für sein Premiumbike fällig.

Canyon Pathlite:ON 8.0: Überzeugender Debütant

Preis: 4399 Euro • Wertung: 30/35 Sterne • Note: sehr gut
Lange hat sich Canyon mit seinem ersten E-Trekkingbike zurückgehalten. Die Sportradmarke aus Koblenz hatte schrittweise ihre Mountainbikes elektrifiziert und ein E-Fitnessbike auf den Markt gebracht. Nun kommt mit dem Pathlite:ON der erste Aufschlag in einem echten Pedelec-Massensegment. Canyons Kalkül: Qualitätskomponenten, Integration und die hauseigene Formsprache mit Wiedererkennungswert. Und erstmals hat der Hersteller einen Bosch-Motor in einem seiner E-Bikes verbaut. Der Performance Line CX schiebt das Bike zuverlässig (U-Faktor: 2,5) an. Dank der Akkukapazität von 1000 Wattstunden (2 x 500) kann das junge Pathlite:ON in Sachen Reichweite mit der etablierten Konkurrenz mithalten. Schaltgruppe, Reifen und Federgabel sind für Touren mit wechselnden Untergründen ausgelegt. Kleine Details machen den Unterschied zu den Mitbewerbern: Das Frontlicht sitzt elegant am Schutzblech, das Cockpit besteht aus einem Stück. Für beides gilt indes: Muss man mögen. Das Licht ist eben auch exponiert, und der Lenker ist für Fahrer mit speziellen Ergonomiewünschen zu unflexibel.
Fazit: Mit dem Pathlite:ON ist Canyon der Einstieg in die neue Klasse geglückt. Fans der Marke werden Leistung und Formsprache überzeugen, manch innovative Lösung bleibt letztlich Geschmackssache.

Flyer Goroc1 6.50: Potenter Überall-Fahrer

Preis: 4399 Euro • Wertung: 30/35 Sterne • Note: sehr gut
Wer auf jedem Terrain auf Nummer sicher gehen will, ist beim Flyer bestens aufgehoben. Geländetauglichkeit ist beim Goroc alles andere als ein Marketingspruch. Ob auf Feldwegen, Schotterpisten oder Asphalt, mit dem Rad fühlt man sich überall sehr wohl und sicher. Die üppigen 27,5-Zoll-Pneus von Maxxis wühlen sich mühelos durch groben Schotter und matschiges Geläuf und bieten jederzeit jene Spurtreue, die man beim Anblick erwartet. Die MTB-Kettenschaltung Sram Eagle liefert bis zu zwölf knackige Schaltvorgänge am Stück. Das Goroc strotzt nicht nur optisch vor Kraft und Potenz. Passenderweise setzt der Schweizer Hersteller, bekannt für Crossover-Pedelecs, auf den Bosch-Performance-Line-CX-Motor mit 75 Newtonmeter Drehmoment. Neudeutsch würde man
sagen: Das bringt Fun! Sportler dürfte das Bike ad hoc begeistern und dazu verführen, neue Wege einzuschlagen. Wer eine entspanntere Tourensitzposition bevorzugt, könnte sich mit dem Flyer überfordern .Für Ausdauer ist trotz Power gesorgt: In der Dual-Battery-Ausstattung stehen 1125 Wattstunden zur Verfügung. Stark.
Fazit: Extrem potentes All-Terrain-Pedelec, das im früheren Leben auch ein Hardtail hätte sein können. Mit Schutzblechen, Gepäckträger und Ständer nun pendlergerecht modifiziert. Die Sitzposition hätte allerdings insgesamt etwas gemäßigter ausfallen dürfen.

Scott Axis eRide 10:Attraktiver Alltagskünstler

Preis: 4199 Euro • Wertung: 29/35 Sterne • Note: sehr gut
Scott steht im Kern für Sport, ähnlich wie Canyon. Dieser Test zeigt: Beide Hersteller können offenkundig auch sehr gelungene E-Trekkingbikes bauen. Zunächst müssen wir uns beim Scott übers Design auslassen: schlank, sportlich, klare Linien. So geht das! Wer es klassisch mag (und nicht futuristisch wie bei Riese & Müller), findet beim Scott ein voll ausgestattetes E-Trekkingrad im schlichten Fahrradgewand. Bei der Ausstattung wurde nicht gespart, dran ist, was Pendler brauchen: Schutzbleche, Lichtanlage, Gepäckträger. Den Motor-Stresstest hat der Bosch Performance CX, wie zu erwarten, mit Bravour gemeistert, beim U-Faktor (2,3) und bei der Reichweite (70 Kilometer) fährt das Pedelec eine mittlere Platzierung ein. Beim prüfenden Blick auf die Reifen wird deutlich, dass Scott das Rad eher im Alltag denn auf anspruchsvollen Schotterpisten verortet. Die Reifen von Schwalbe bauen zwar breit auf, bleiben ohne Profil im Ergebnis zahnlos. Klare Sache, man soll das Bike über Asphalt oder entlang von Flusswegen steuern. Für den Rest gibt es Mountainbikes.
Fazit: Voll ausgestattetes E-Trekkingrad, wie es sich Pendler und Tourenfahrer nur wünschen können. Attraktiver Begleiter im Alltag und für Touren. Eher nichts für MTB-Schwärmer. Deutlich mehr E-Trekkingbike als All-Terrain-Pedelec.

Bergamont E-Horizon FS Expert 600: Voll gefederter Chopper

Preis: 4499 Euro • Wertung: 28,5/35 Sterne • Note: sehr gut
Das einzige All-Terrain-Pedelec im Test mit voll gefedertem Fahrwerk kommt von Bergamont. Die Hamburger Firma liefert eine im wortwörtlichen Sinne abenteuerliche Mischung aus Tourenbike, Mountainbike und Pendlermaschine. Klar, dass das E-Horizon FS Expert dank des U-Faktors von 2,4 und des Hinterbaudämpfers mit 80 Millimeter Federweg im Gelände im Vorteil ist: Baumwurzeln, kleine und größere Kanten sind keine Hindernisse. Wer mag, kann das Bergamont sogar über Mountainbiketrails scheuchen. Andersrum ist so ein voll gefedertes E-Bike als Pendlerrad in den meisten Situationen überqualifiziert. Auch wenn man die Bordsteine auf dem Weg zur Arbeit mit dem E-Horizon mit einem Grinsen überfährt, bleibt doch der Nachteil, dass der Dämpfer regelmäßig gewartet und gereinigt werden möchte. Überdies beschleunigt man auf Asphalt mit deaktivierter Hinterraddämpfung besser, weswegen diese im Alltag selten zum Einsatz kommen dürfte. Bewusst haben sich die Ingenieure von Bergamont für eine Unisex-Geometrie mit tiefer gezogenem Oberrohr entschieden. Mit 67 Kilometer Reichweite liegt Bergamont im Mittelfeld.
Fazit: Das Bergamont ist prädestiniert für entspannte Touren durch die Natur und bergiges Gelände. Ob man die Hinterbaudämpfung wirklich benötigt, sollte jeder Fahrer je nach Einsatzbereich für sich selbst entscheiden.

Centurion E-Fire Tour R2600i: Stilvoller Wiederholungstäter

Preis: 3799 Euro • Wertung: 28,5/35 Sterne • Note: sehr gut
Das Rad kennen wir doch! Tatsächlich war das E-Trekkingbike schon mal im redaktionellen Einzeltest und konnte schon dort überzeugen. Der Prüfstand bestätigt nun das positive Fahrgefühl von damals. Hierfür maßgeblich verantwortlich zeichnet Boschs stärkstes Pferd im Stall, der Performance-Line-CX-Motor mit satten 625 Wattstunden. Die Kapazität reicht für ausgedehnte Touren, die ermittelte Reichweite lag bei 67 Kilometern. Optional kann am Unterrohr ein Zweitakku mit 500 Wattstunden angebracht werden. In Kombination dürfte dies das Rundum-sorglos-Paket sein. Das E-Fire ist voll ausgestattet mit Lichtanlage und Federgabel, Schutzblech und Gepäckträger, wie es sich für ein E-Bike dieser Preisklasse gehört. Das flotte Design gefällt uns. Die Sitzposition ist sportlicher, als es zunächst den Anschein hat. In Kurven reagiert das E-Fire direkt, ohne dass die Radbeherrschung gefährdet wäre. Die Reifen könnten ein wenig mehr Profil vertragen. Auf Feldwegen fühlt sich das Rad wohl, könnte bei Nässe aber schnell an seine Grenzen stoßen.
Fazit: Centurion hat nach dem Testsieg im letzten Jahr wieder ein tolles E-Trekkingbike abgeliefert. Gelungen komponiert, hochwertig verarbeitet, souverän in allen Fahrlagen. Bequemer Begleiter für Stadt-Land-Fluss-Touren.

Victoria eAdventure 8.9: Ambivalenter Voyageur

Preis: 3499 Euro • Wertung: 28,5/35 Sterne • Note: sehr gut
Der Shimano-Antrieb Steps E8000 hat – das zeigen die Ergebnisse auf dem Prüfstand – seinen eigenen Charakter. Ausgesprochen stark beim U-Faktor (3,2) und mit schwächelnder Reichweite (59 Kilometer) präsentiert sich das Victoria-Rad. Übersetzt heißt dies: Das Rad hat mächtig Dampf, ihm geht aber schnell die Puste aus. In der Praxis spürt man wenig von der unbändigen Kraft des Bikes. Die Sitzposition ist entspannt, auch wegen des hoch aufbauenden Vorbaus, auf den 27,5-Zöllern rollt
man gemütlich dahin – vom Sprinter wenig zu spüren. Den Rest schluckt die Federgabel mit völlig ausreichendem Federweg auch noch weg. Auf dem Prüfstand Kraftprotz, in natura gutmütiger Voyageur – diese Ambivalenz können wir an dieser Stelle nicht auflösen, nur sicher sagen: Wer ein
gemütliches E-Trekkingrad mit üppiger Bereifung sucht, liegt beim Victoria goldrichtig. Für weiteren Komfort, etwa beim Ausflug ins Grüne, sorgt das große Shimano- Display, das großzügig mit Daten versorgt. Wenn man etwas an diesem Rad bemängeln kann, dann die fehlende Akku-Integration und die für ein moderndes E-Trekkingrad etwas altbackene Farbe.
Fazit: Das Victoria hat uns gut gefallen. Anders als das Flyer etwa wird es sportliche Fahrer nicht glücklich machen. Als gemächliches Ausflugsrad mit der Rundumsorglos-Bereifung von Schwalbe wird es seine eigenen Fans finden, ganz sicher.

Merida eBig.Tour 500 EQ: MTB mit Trekkingherz

Preis: 3699 Euro • Wertung: 28/35 Sterne • Note: gut
Stecken im eBig Tour von Merida mehr Trekking- oder Mountainbike-Gene? Diese Frage werden sich beim Anblick viele stellen. Fahrwerk, Reifen und  Rahmengeometrie lassen unverkennbar die Offroadwurzeln erkennen. Die robusten Anbauteile prädestinieren das eBig hingegen als Geländerad und auch als Tagelöhner im Berufsverkehr. Ausdrücklich wollen wir an dieser Stelle die makellose Integration des Akkus loben. Aber: optisch hui, auf dem Prüfstand eher zurückhaltend. Die Shimano-Batterie mit 504 Wattstunden Kapazität spielt nur 51 Kilometer beim Reichweitentest ein. Bei der Schaltung setzt der Fahrradriese auf Trekking und bedient sich an Shimanos bewährter XT mit elf Gängen. Schutzbleche vorn und hinten, Lichtanlage, Gepäckträger und auch ein Fahrradständer sind am Rad formschön montiert. Pendler wird das freuen. Man muss unterscheiden: Wer mehr Wald und Gelände fährt als Straße, wird sich über die grobschlächtigen, 56 Millimeter breiten Maxxis-Schlappen freuen. Wer hingegen fast nur auf Asphalt
unterwegs ist, sollte zu effizienteren Allroundreifen greifen.
Fazit: Merida hat mit dem eBig Tour viel richtig gemacht und liefert ein All Terrain Bike, wie es sich viele Radler wünschen. Ideal für Fahrer, die sich wegen der mangelnden Alltagstauglichkeit gegen ein
E-Mountainbike und für ein All-Terrain-Pedelec entscheiden.

Stevens E-8X Tour: Aktivling im Alltagsdress

Preis: 3599 Euro • Wertung: 27,5/35 Sterne • Note: gut
Die Zauberformel steht im Namen. Der Buchstabe X steht für Cross, das Attribut "Tour" für Bequemlichkeit und Alltagstauglichkeit. In Summe ergeben beide Merkmale ein ansprechendes E-Trekkingrad für Radler, die Komfort und Fahrspaß gleichermaßen schätzen. Folgt man dieser Logik, sind alle weiteren Komponenten am Rad perfekt komponiert. Das Stevens ist solide mit Licht und Co. ausgestattet – bei einem Qualitätshersteller selbstredend. Gefreut haben uns die flott rollenden Reifen von Continental, die gleich bei der ersten Probefahrt für einen fetten Aha-Effekt sorgen. Denn schaut man sich dieses Pedelec an, kommt es einem – im positiven Sinne – normal vor. Tritt man in die Pedale und lässt sich vom starken Bosch-Motor (Performance CX) anschieben, kommt das
Stevens mächtig in Fahrt und entwickelt sportlichen Vorwärtsdrang. Links, rechts, links – bei jedem Lenkmanöver fliegen Schmetterlinge durch den Bauch. Damit ist erst Schluss, wenn die 500 Wattstunden verbraucht sind. Wir finden, eine in den Rahmen integrierte Bosch-Powertube mit
625 Wattstunden würden dem Rad noch besser zu Gesicht stehen.
Fazit: Ausgewogenes E-Trekkingbike mit Überraschungseffekt. Ideal für Stadt-, Land-, Flusstouren. Die Pneus geraten erst im Gelände ans Limit. Aber wir erinnern uns: X plus Tour lautet die Zauberformel. Und nicht: X plus X.