Die Deutschen lieben ihre Autos – besonders die, die vom Chef bezahlt werden. Fast jeder zweite Neuwagen wird mittlerweile geschäftlich finanziert. In der Gunst deutscher Vielfahrer liegt der Dienstwagen hinter der betrieblichen Altersversorgung bereits auf Platz zwei. Ärgerlich nur, dass die Chefs bei der Wahl des Dienstwagens meist mitreden wollen. 62 Prozent der Dienstwagenfahrer konnten bislang nur zwischen zwei bis vier Marken wählen. Unschwer zu erraten, dass deutsche Fabrikate dabei bevorzugt werden. Immerhin tragen rund 99 Prozent der Dienstwagen ein deutsches Firmenlogo.

Fuhrparkleiter schwören auf den Stern

Alternativen von Alfa, Renault, Skoda und Volvo
Dienstwagen für clevere Euro-Rechner: Die Alternativen von Renault, Alfa, Volvo und Skoda bieten deutlich mehr Auto fürs Geld als ihre deutschen Kollegen.
Unter den beliebtesten Firmen-Fahrzeugen rangiert der VW Passat insgesamt auf Platz eins, gefolgt vom VW Golf und von der deutschen Mittelklasse-Elite (3er, A4, C-Klasse). Weiter oben, in den Chefetagen, genießt weiterhin der Stern das höchste Ansehen. Laut Manager-Magazin schwören deutsche Fuhrparkleiter auf E- und S-Klasse. In der Oberklasse folgt dem Mercedes aber schon der gerade ein Jahr alte Tscheche Skoda Superb. Wahrlich eine erstaunliche Karriere. Bleibt trotzdem die Frage, warum sich automobile Ausländer so schwer tun, die Firmen-Fuhrparks zu entern. Und das, obwohl die Dienstwagenordnungen immer öfter gelockert werden.

Die üblichen Anforderungen an Dienstwagen können kaum schuld sein. Denn der Wunsch nach Sicherheit, Komfort und Eignung für den Beruf lässt sich auch bei Volvo, Renault und anderen erfüllen. Um das Rätsel zu lösen, bleibt also nur der direkte Vergleich. Vier der beliebtesten deutschen Dienstwagen vom Kompakten bis zur Oberklasse haben wir ausgewählt. Und ihnen attraktive Alternativen aus Europa entgegengestellt. Ein Vergleich, der Bosse und Beschäftigte gleichermaßen interessieren dürfte.

Audi A3 1.8T – Alfa 147 2.0 Twin Spark

Seriös und unauffällig – nach diesem Motto wählen Vertreter offensichtlich nicht nur ihre Anzüge, sondern auch den Dienstwagen. Warum auch nicht? So ein A3 macht schließlich auch nach sechs Jahren noch eine gute Figur. Jedenfalls bis der Kollege aus dem Nachbarbezirk mit dem Alfa 147 vorfährt. Der fesche Italiener lässt den kompakten Audi plötzlich wie die Mode von gestern aussehen. Noch entscheidender: Der feurige Romeo glänzt auch mit inneren Werten.

Edel geht es in beiden Karossen zu. Vornehm zurückhaltend im komfortableren und routinierter verarbeiteten Audi, sportlich-elegant im figurnah geschnittenen Alfa. Auch die jeweils 150 PS starken Motoren enttäuschen nicht. Mit kultiviertem Turbo-Schub überzeugt der 1,8-Liter im A3, mit kernigem Klang und Spritzigkeit der 2,0-Liter-Twin-Spark im Alfa.

Für 22.000 Euro liefert uns Audi im fünftürigen 1.8T Attraction aber nur die nötigsten Extras. Den abschaltbaren Beifahrer-Airbag (80 Euro), die Mittelarmlehne vorn (120 Euro) oder Leder an Lenkrad und Schaltknauf (165 Euro) lassen sich die Ingolstädter extra bezahlen. Geiz, auf den Alfa mit Großzügigkeit reagiert. Der 147 2.0 T.S. Distinctive fährt für 22.950 Euro mit einer Komplett-Ausstattung vor, die auch verwöhnte Vertreter zufrieden stellt. Neben den erwähnten Kleinigkeiten fahren auch 16-Zoll-Alus, Klimaautomatik, CD-Radio mit Bose-Boxen und Windowbags ab Werk mit. Ausstattungsbereinigt kostet der 147 damit rund 4400 Euro weniger als der A3.

Fazit Nicht dass der Audi A3 eine schlechte Wahl wäre. Der Ingolstädter überzeugt mit feinem Komfort und ausgereifter Technik. Wir empfehlen dennoch den frischeren Alfa. Die deutlich bessere Ausstattung und die betörende Optik liefern gute Gründe, beim nächsten Dienstwagen mal nach Italien zu schielen.

Passat Variant TDILaguna Grandtour dCi

Zwei Kombis, zwei Welten: Der Passat trifft den Laguna. Deutscher Beamter gegen französischen Lebenskünstler. Das Klischee ist griffig und trifft auf den Punkt. Der Außendienstmitarbeiter von Wolters Pilsener (kommt aus Braunschweig) dieselt im biederen Variant durch die Republik, während der Einkäufer von Jacques’ Weindepot im schicken Grandtour vorfährt.

Weg mit dem Schubladendenken, her mit der frischen Idee. Und die heißt in der Kombi-Klasse Laguna. Kein Zweifel: Der Renault ist eine schöne Alternative zum VW. Er kann vieles so gut wie der Passat, einiges besser und nur weniges schlechter. Aufgepasst, Fuhrparkchefs: Der Blick in die Preis- und Ausstattungsliste überzeugt. Ihre Fahrer werden es Ihnen danken. Besonders in puncto Motor.

Alternativen von Alfa, Renault, Skoda und Volvo
Bordeaux oder Bier: Zigtausendfach dieselt der TDI-Variant als Dienstwagen durch die Republik. Der Renault ist rar, aber keinesfalls schlechter.
Der Renault-Common-Rail-Diesel ist 20 PS stärker als der Pumpe-Düse-VW und damit schneller, durchzugsstärker sowieso. Passat-Fahrer müssen sich außerdem mit einer lästigen Anfahrschwäche rumplagen, freuen sich dafür aber über bessere Verbrauchswerte. Nur 160 Euro teurer ist der Grandtour Privilège gegenüber dem Variant Comfortline. Doch dafür glänzt der Franzose mit üppiger Ausstattung und innovativen Details wie Scheckkartenschlüssel. Nur an den Sitzen muss Renault noch feilen. Die sind zwar aus Leder, doch das veloursbezogene Passat-Gestühl ist bequemer.

Fazit Auf den ersten Blick unterscheiden Passat und Laguna nur Design und Details. Doch der hubraum- und PS-stärkere Renault bietet bei fast gleichem Preis bessere Fahrleistungen. Auch bei der Ausstattung kann VW nicht mithalten. Der Passat ist ein solider, wertstabiler Langstrecken-Kombi. Nicht mehr, nicht weniger.

BMW 320i – Volvo S60 2.0 T

Der Dreier-BMW steht ja mittlerweile an jeder Ecke, ist nach dem Golf in diesem Jahr sogar das meistverkaufte Auto bei uns. Ein Grund mehr, mal die Alternativen gründlich anzuschauen. Den Volvo S60 zum Beispiel. Mit Zweiliter-Fünfzylinder-Turbo und 180 PS für 28.650 Euro passt er genau zum BMW 320i. Der steht mit 2,2-Liter-Reihensechszylinder und 170 PS für 29.300 Euro in der Liste.

Der Volvo hat die etwas komplettere Ausstattung, vor allem aber fühlt er sich eine Klasse geräumiger an als der im Vergleich doch erstaunlich enge Dreier. Und wie immer haben die Schweden ihn auf ihre unnachahmlich freundliche, familiengerechte Art eingerichtet, die umklappbare Lehne des Beifahrersitzes ist das beste Beispiel.

Solche Spielchen macht der BMW nicht mit, hier steht nur einer im Mittelpunkt: der Fahrer. Und der wird seine helle Freude haben: Der Reihensechser klingt so sonor, hängt so gierig am Gas und dreht so wunderbar seidenweich wie immer. Wirklich schneller als der Volvo ist er allerdings nicht: Auch der Turbo macht Ernst, tritt sogar früher und kräftiger an als der Sechszylinder. In einem Punkt hat der S60 allerdings das Nachsehen gegenüber dem BMW: Der liegt ausbalancierter, präziser und ruhiger, bringt die Kraft besser auf die Straße. Ansonsten begegnen sich BMW und Volvo durchaus auf Augenhöhe. Aber wie gesagt, einer von beiden steht ja schon an jeder Ecke.

Fazit Reihen-Sechszylinder oder Fünfzylinder-Turbo? Front- oder Heckantrieb? Mit BMW 320i und Volvo S60 2.0 T treffen zwei Welten aufeinander, Spaß machen beide. Hier der fahraktive, aber ziemlich enge BMW. Dort der luftige, helle Volvo. Und eins ist sicher: Nach dem dreht sich der Nachbar noch um.

Mercedes-Benz E 240 – Skoda Superb 2.8 V6

Alternativen von Alfa, Renault, Skoda und Volvo
Der Superb ist nur 1,5 Zentimeter kürzer als die E-Klasse, aber fast sechs Zentimeter schmaler. Das lässt ihn im Vergleich sichtbar zierlich wirken.
Noch vor wenigen Jahren wäre dieser Vergleich völlig unmöglich gewesen. Skoda baute Kompaktwagen, Image gab's nicht mal gegen Aufpreis. Und heute? Da ziehen fleißige Tschechen den Passat in der Länge um zehn Zentimeter auseinander, spendieren dieses Wachstum den Fondpassagieren, nennen das Ganze selbstbewusst Superb und räubern damit plötzlich in der Oberklasse.

Auch die Ausstattungs-Namen ähneln sich: Classic, Elegance und Avantgarde lautet die Rangfolge bei Mercedes; Skoda beginnt auch mit Classic, dann folgt Comfort, und die Topversion heißt Elegance. Erstes Aha-Erlebnis: Stuttgart liefert die Basis E 240 Classic für stattliche 36.888 Euro. Deutlich günstiger ist der Top-Superb 2.8 Elegance: 32.690 Euro. Teuro gegen Euro. Um einigermaßen Extra-Gleichstand zu erreichen, muss der E 240 mit Xenonlicht, Skisack und vier beheizbaren Sitzen ausgestattet werden – macht 38.900 Euro. Der Superb ist also 6210 Euro billiger.

Innen gaben sich die Ausstatter alle Mühe, ab Dezember 2002 gibt es endlich auch das Footboard genannte Loch in der Beifahrer-Sitzlehne, durch das Chef von hinten rechts die müden Füße stecken kann. Vorn links sitzend, bereitet der Superb aber mehr Spaß. Sein V6 hängt traumhaft am Gas, das straffe Fahrwerk macht ihn leichtfüßig wie einen GTI. Der E 240 kann mithalten, wirkt dabei unaufgeregter, was wiederum Manager-Nerven schont.

Fazit Der große Skoda ist die ideale Tarnkappe für Leute, die bescheiden auftreten wollen oder es beruflich müssen. Keiner sieht dem Superb die inneren Qualitäten (schon ab 100 Diesel-PS) an. Auch außen kommt er unauffällig daher. Für Mercedes-Benz sprechen immer noch das Image und der geringe Wertverlust.