Alle wollen Alexa! Bei den Präsentationen von Autoherstellern oder Zulieferern auf der CES 2019 in Las Vegas (8. bis 12. Januar) scheint der Amazon-Sprachdienst allgegenwärtig. Audi zeigt beispielsweise den e-tron mit direkter Alexa-Einbindung in das MMI-Bediensystem. Sobald der Fahrer die Sprachsteuerung aktiviert und den Namen "Alexa" ausspricht, gelangen seine Anfragen zu den Servern von Amazon. Das LTE-Modul im MMI-System stellt über ein Audi-Backend die Verbindung her. Die angeforderten Informationen werden über die Audioanlage des Autos ausgegeben. Mit Alexa kann sich der Audi-Fahrer über Nachrichten, Wetter und aktuelle Spielstände von Sportveranstaltungen informieren. Er kann Lebensmittel bestellen oder Dinge auf seine Aufgabenliste setzen – ohne dabei die Hände vom Lenkrad zu nehmen oder den Blick von der Straße abzuwenden. Alexa streamt Musik und Hörbücher und bietet Zugriff auf über 50.000 Skills. Mit der Smart-Home-Steuerung lassen sich aus dem Auto heraus die Türen im Haus verriegeln, es kann die Beleuchtung geregelt und das Garagentor verschlossen werden. Weil der Sprachdienst cloudbasiert funktioniert, lernt Alexa kontinuierlich dazu und passt sich dem Nutzer an.

BMW-Sprachdienst beißt sich nicht mit Alexa

Amazon Alexa erobert die Autos
Auf dem Amazon-Stand ist ein BMW 5er das Highlight. Natürlich mit Alexa an Bord. 
Auch BMW präsentiert sich auf der CES mit einer Alexa-Anbindung und stattet damit ab März seine Fahrzeuge mit dem aktuellen Operating System aus. Dabei kommt BMW zeitgleich mit seinem neuen Sprachdienst "Intelligent Personal Assistant" (IPA) raus. Laut Dieter May, BMW Senior Vice President Digital Services und Business Models, muss sich das aber nicht beißen. Man hole sich mit Amazon Alexa einen etablierten Drittanbieter ins Fahrzeug, der viele Skills anbiete. Und Alexa wird, genau wie bei Audinicht auf Fahrzeugfunktionen zugreifen. Das Regeln der Temperatur per Sprachsteuerung zum Beispiel wird ausschließlich dem IPA vorenthalten bleiben. Byton lässt da mehr Spielraum. Der chinesische Autobauer wird Amazon in Kooperation mit Zulieferer Faurecia in seinem ersten Fahrzeug, dem M-Byte, integrieren. Später ist aber eine Alexa-Steuerung von Fahrzeugfunktionen zumindest denkbar. 

Amazon zeigt Alexa-Auto

Amazon ist mit seinen Plänen offenbar schon weiter. Der Tech-Gigant hat erstmals einen eigenen Stand auf der CES. Und zwar genau in der Halle, wo ansonsten nur Stände für den automobilen Sektor untergebracht sind. Auf dem Amazon-Stand sieht man nicht nur Demonstrationsfahrzeuge von BMW und Byton, sondern auch einen längeren Videoclip (noch nicht offiziell verfügbar), der die Zukunft von Amazon Alexa zeigen soll: Darin hat Alexa die komplette Steuerung eines Autos mit autonomen Level 4 übernommen. Alexa organisiert Mitfahrten, bedient die Sitzeinstellung oder die Klimaanlage und bestellt Einkäufe beim nächsten Supermarkt.

Fahrzeugbedienung durch Alexa 

Alexa: sprachgesteuertes Internet im Auto
Amazon wird wahrscheinlich keine Autos bauen, möchte sie aber offenbar kontrollieren. 
Der Zugriff auf Fahrzeugfunktionen durch Alexa soll in den nächsten drei Jahren erfolgen. 
Offenbar gibt es dazu konkrete Planungen. Neben Google (Waymo) und Apple (Project Titan) positioniert sich Amazon zunehmend als Player beim autonomen Fahren. Gegenwärtig muss ein Autohersteller aber Alexa gar nicht selber ins Auto holen. Auch dazu zeigt Amazon auf seinem Stand Nachrüstlösungen über kleine Devices und Infotainmentsysteme. Amazon hat zudem gerade erst Alexa-Auto präsentiert, eine Art zigarettenschachtelgroße Echo-Dot-Variante fürs Auto. Noch bekommen nur ausgewählte Kunden in den USA Alexa-Auto, aber bald soll das Zubehör für umgerechnet ca. 50 Euro in den Handel gehen, auch in Europa.

Alexa sagt bei Kartendienst Here, wo es langgeht

Nicht nur klassische Autohersteller kündigen die Kooperation mit Amazon an, auf der CES hat auch Karten-Dienst Here eine Verknüpfung mit Alexa verkündet. Dabei nutzt Alexa ortsbezogene Dienste von Here, die es Nutzern ermöglichen sollen, nach sogenannten Points of Interest (POI) zu suchen, Echtzeit-Verkehrsinformationen zu nutzen und nahtlos Routen inner- und außerhalb des Autos zu planen. Nutzer können beispielsweise Alexa schon zuhause bitten, eine Erinnerung für den Einkauf im Supermarkt nach Feierabend aufzusetzen. Basierend auf Echtzeit-Verkehrsinformationen findet das Navigationssystem auf dem Weg zum Wohnhaus dann die schnellste Route vom Arbeitsplatz zum Geschäft und erinnert den Benutzer an den Einkauf, wenn sich das Fahrzeug dem Supermarkt nähert. Zukünftig wäre es außerdem denkbar, dass Alexa Fragen in natürlich gesprochener und kontextabhängiger Form beantwortet. So könnte ein Fahrer etwa fragen: "Alexa, wo muss ich abbiegen?" Und Alexa würde beispielsweise antworten: "Biege direkt hinter dem Starbucks links ab."

Google in 500 Modellen von 50 Herstellern

Amazon Alexa erobert die Autos
Google steckt mit Android Auto bereits in 500 Modellen von 50 Herstellern.
Und was macht der größte Konkurrent von Amazon Alexa? Google schaut mit seinem Assistant natürlich nicht nur zu, wie Alexa in immer mehr Fahrzeugen integriert wird. Immerhin liefert man sich schon im vernetzen Zuhause einen erbitterten Kampf um jede Integration. Um seine Macht zu demonstrieren, hat Google seinen Stand auf dem CES-Außengelände mehr als vervierfacht und auch eine Achterbahn (!) aufgebaut. Im automobilen Sektor unterstützt Google die Premiere des 12V-Steckers Roav Bolt, der für knapp 50 Euro demnächst den Google Assistant ins Auto bringt. Roav hatte vor einem Jahr so eine Lösung bereits für Alexa gezeigt. Doch Google ist gar nicht so sehr auf Nachrüstlösungen angewiesen, da der Internetriese mit Android Auto bereits in 500 Modellen von 50 Autoherstellern verfügbar ist. Auf Fahrzeugfunktionen darf der Assistant da auch nicht zugreifen, aber auch das könnte sich ändern. Im Rahmen der LA Auto Show 2018 wurde bekannt, dass Volvo offenbar das Android-Betriebssystem in eine kommende Fahrzeuggeneration integriert und dann auch die Bedienung von Fahrzeugfunktionen wie die Klimaanlage zulässt. Renault-Nissan-Mitsubishi planen wohl Ähnliches. Das letzte Wort zwischen Amazon Alexa und Google Assistant im automobilen Bereich ist offenbar noch nicht gesprochen.