Keine klappernde Lenkradverstellung und giftig herbeizitierten Mitarbeiter dieses Mal, versprochen. Wohl aber den penibel nach technischen Feinheiten forschenden VW-Chef Martin Winterkorn. Der pflügt samt vielköpfiger Entourage zielstrebig über den Genfer Salon 2012, um schließlich bei Volvo aufzuschlagen. Kurzer Smalltalk mit den Schweden-Verantwortlichen, dann verschwindet der Technik-Profi im neuen V40. Mit einem neuen Auto auf dem Radar des Technik-Profis Winterkorn aufzutauchen, ist der Ritterschlag für jeden Hersteller. Hyundai kann ein Loblied davon singen, und auch bei Volvo nahm man das Interesse des VW-Obersten mit größtmöglicher Genugtuung zur Kenntnis. Winterkorn im V40, das heißt, dass die Schweden ganz viel richtig gemacht haben. Genug, um neben dem flammneuen Audi A3 bestehen zu können?
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Video: Volvo V40 in Genf

Winterkorn checkt den Volvo V40

Vorab: Dieser Vergleich ist natürlich gar keiner. Denn während der V40 in Genf als fünftüriger Sportkombi antritt, gibt sich die dritte A3-Generation als Dreitürer sportlich zugeknöpft. Macht aber nichts. Der passende Sportback ist bereits fertig, und spätestens mit dessen Präsentation müssen sich die Ingolstädter diesem Vergleich eh stellen. Nicht, weil der oberste VW-Fahrer sichtlich Gefallen am selbstbewussten Volvo gefunden hat, sondern weil beide größentechnisch in einer Liga spielen. Hier der 4,24 Meter lange Audi, dort der knapp 13 Zentimeter längere Volvo.  Vorteil für die Schweden? Noch. Mit Start des A3 Sportback werden die Ingolstädter den Abstand verkürzen. Der neue Sportkombi wird künftig etwas länger als der Dreitürer. MQB macht's möglich. Mehr zum Nord-Süd-Gipfel im Fakten-Check.
Audi A3
Leichte Vorteile beim Design für den A3: Sein Heck wirkt stimmiger als das des V40.
Design:
Hauchdünne Vorteile für den Audi. Das Design des A3 ist alles, nur nicht wegweisend. Dafür aber konsequent umgesetzt und von vorne bis hinten stimmig. Gerade da muss der V40 Federn lassen. Das zerklüftete Heck des Volvo ist, ähm, mutig. Übersichtlichkeit: Wieder sammelt das dezentere Audi-Heck Punkte. Die massige C-Säule und die kleinen Seitenfenster im Fond des V40 verwandeln taugliche Parklücken zu schwarzen Löchern. Beim Blick nach vorn schenken sich beide nichts. Durch die dem Fußgängerschutz geschuldeten hohen Nasen, sind die Enden der Stoßfänger nur zu erahnen. Cockpit: Ein klassisches Unentschieden. Der Audi überzeugt mit hochwertig wirkenden Materialien, blitzsauberer Verarbeitung und exzellenter Ergonomie. Volvo hält mit extravaganten Details (freistehende Mittelkonsole), einem herrlichem Materialmix und netten Details dagegen.
Ergonomie: Sind alle Technik-Spielereien an Bord, hat der Audi ganz klar die besseren Karten. Online-Dienste, maximale Kompatibilität und der zentrale Bedienknubbel mit integriertem Touchpad sind in dieser Klasse konkurrenzlos. Auch der V40 kommuniziert mit diversen Mobiltelefonen, kann Mini-Programme (Apps) nutzen, sich mit MP3-Playern verbinden und protzt auf Wunsch mit einer starken Soundanlage, kann der Audi-Bedienlogik aber nur viel zu viele Knöpfchen und Tasten entgegensetzen.
Sicherheit: Klassisches Heimspiel für Volvo. Im V40 kommt der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung zum Einsatz. Dieses System erkennt Fußgänger, warnt den Fahrer und leitet automatisch eine Vollbremsung ein, falls er nicht rechtzeitig reagiert. Bis zu einer Geschwindigkeit von 35 km/h kann das System Kollisionen mit Fußgängern verhindern. Dazu kommt ein Fußgänger-Airbag, den es so nur bei Volvo gibt. Bis auf den Airbag für die Windschutzscheibe wird es ahnliche Systeme zu einem späteren Zeitpunkt auch für den A3 geben. Aber eben erst später. Motoren: Leichte Vorteile für Volvo. Audi startet mit zwei Turbo-Benzinern (122 und 180 PS) und einem Diesel (150 PS). Kurz nach dem Start kommt ein zweiter Diesel (1,6 Liter) hinzu. Volvo kann zeitnah, je nach Markt, bis zu vier Benziner (150, 180, 213, 254 PS) und drei Diesel (115, 150 und 177 PS) anbieten, punktet also auch mit den stärkeren Motoren.

Fazit

von

Jochen Knecht
Danke, Volvo! Der V40 zeigt, dass die Schweden wieder auf einem guten Weg sind. Als herrlich selbstbewusster und technisch ambitioniert gemachter Sportkombi muss er sich auf keinen Fall vor dem Audi A3 verstecken. Wir freuen uns auf den ersten Vergleich auf der Straße!

Von

Jochen Knecht