”Lass es, Junge du kommst hier nicht rein, geh wieder nach Hause." Lustig – ich stelle mir gerade vor, wie ein großer Koffer mit gesenktem Kopf vor dem Türsteher steht, vom linken Röllchen auf das rechte tritt und belämmert nachfragt: "Aber, äh, wieso, ich versteh nicht, komm, lass mich doch rein. Beim letzten Mal durfte ich doch auch ...?" Der Türsteher ist unerbittlich: Pech gehabt. Passt halt nicht. Der Laden ist voll. Arrogant? Eher ehrlich.

Die dynamischere Form kostet den Mercedes Ladevolumen

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Video: E-Klasse T-Modell vs A6 vs 5er

Oberklasse, diese Kombis

Tatsächlich werden künftig so einige Taschen und Koffer an der Pforte des "Club T-Modell" abblitzen. Das Etablissement wurde verkleinert. Mercedes hat seinen neuen Kombi nämlich "gestrafft", dabei auch Dachlinie und Heckdeckel eingezogen, letztlich das Innenraumangebot reduziert. Um bis zu 130 Liter schrumpft das Fassungsvermögen des Gepäckabteils, aus 1950 Liter Maximalvolumen beim Vorgänger werden aktuell 1820 Liter. Immer noch Bestwert in diesem Feld, dennoch schade. Gerade das T-Modell (steht übrigens für Transporter) liebten viele bislang für jeden Liter Laderaum. Zum Ausgleich hat die E-Klasse aber in vielen anderen Punkten dazugewonnen. Mehr Technik, zusätzlicher Luxus, feinerer Motor, eine neue Automatik – damit wird das neue T-Modell seiner Konkurrenz das Leben ganz schön schwer machen. Die Gegner in dieser Liga sind alte Bekannte. Audis A6 Avant und der 5er Touring von BMW.
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Nur im Audi geht die Kraft des Diesels an die Vorderräder

Audi A6 Avant 2.0 TDI
Sonderweg: Der Audi A6 Avant setzt als einziger des Testtrios auf einen Frontantrieb.
Bild: Toni Bader
Zum ersten Vergleichstest nach Punkten stellen sich die fast 200 PS starken Dieseltypen mit Vierzylindermotoren auf. Genauer: Der Mercedes E 220 d mit 194 PS trifft auf den BMW 520d mit 190 PS und den 190 PS starken A6 2.0 TDI. Letzterer fährt in dieser Version mit Frontantrieb und einem Siebengang-DSG vor, BMW (Achtstufenautomatik) und Mercedes vertrauen traditionell auf angetriebene Hinterräder. Das T-Modell verfügt als Automatikversion sogar über neun Gänge. Auweia – da wird einem ja fast schwindelig. Doch abwarten: Richtig in die Höhe geht es erst beim Thema Preis. Der Audi kostet in dieser Variante mindestens 47.100 Euro, ein 5er Touring ist erst ab 47.950 Euro zu haben. Das T-Modell wird sogar mindestens 50.486 Euro teuer. Immerhin gibt es bei allen Herstellern eine Menge für das Geld. Grundsätzlich fahren Klimaautomatik, Temporegler und ein Multimedia-Navi mit. Die jeweiligen Topgeräte gibt es jedoch bei keinem der drei hier getesteten Autos ab Werk. Die teuerste Ausführung in der E-Klasse kostet inklusive Echtzeit-Stauinfos und Internetmöglichkeit stolze 3273 Euro.
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Bei Fahrassistenzsystemen sieht die Angelegenheit ähnlich aus. Zwar liefert Mercedes die umfangreichste Bestückung – verlangt jedoch auch am meisten dafür. Sind aktiver Spurwechselassistent, Head-up-Display oder das teilautonome Staufahren an Bord, werden fast 4000 Euro zusätzlich fällig. Schade: Wirklich einfacher wird das Leben mit dem Technikbomber deshalb nicht. Ganz im Gegenteil – wir haben eine Reihe kleiner Ärgernisse ausgemacht, die allein auf die neue Technik zurückzuführen sind.

In Fahrt präsentiert sich die E-Klasse als kommoder Gleiter

Mercedes E220 d T-Modell
Der Federungskomfort der E-Klasse ist toll, allenfalls Schlaglöcher bringen sie schon mal aus der Ruhe.
Bild: Toni Bader
Noch etwas stört uns: Der Testwagen kostet fast 70.000 Euro – dafür sollte es weder scharfe Kanten an Verkleidungen noch lieblos befestigte Polster und schon gar keine schrumpelige Lackierung an der Heckklappe geben. Auch den Sitzen hätte mehr Material gutgetan – im Bereich der Schultern sind die Vorderlehnen geradezu mickrig ausgefallen, sie stützen kaum, das stresst den Fahrer auf kurvigen Landstraßen. Am großen Rest der E-Klasse gibt es dafür nichts zu meckern. Der starke, sparsame und laufruhige (allerdings auch immer hörbare) Dieselmotor schiebt mächtig an, den Sprint auf Tempo 100 hakt der Kombi in weniger als acht Sekunden ab. Die Neunstufenautomatik schaltet fein, die Bremsen verzögern wirkungsvoll und zuverlässig. Dank Luftfederung stellt sich der E 220 d auch auf grobe Straßenoberflächen bestens ein, allenfalls ein nerviges Nachzittern nach Schlaglöchern stört den tollen Federungskomfort. Sehr gut: Die Lenkung arbeitet mit der optimalen Servounterstützung, reagiert direkt genug und meldet genügend von der Straße zurück.

Bei der Lenkung des BMW gibt es Optimierungspotenzial

BMW 520d Touring
Etwas unruhiger Geradeauslauf: Der Lenkung des BMW fehlt um die Mittellage eine klare Richtschnur.
Bild: Toni Bader
Der BMW liegt ebenfalls satt, federt speziell in der Stellung Comfort plus dank verstellbarer Stoßdämpfer selbst auf üblen Straßenoberflächen angenehm sanft, schwingt weit durch. Auch auf feine Unebenheiten spricht das Fahrwerk sensibel an, insgesamt federt der 5er also einwandfrei. Das satte Fahrgefühl passt bestens in die Oberklasse. Der Lenkung fehlt allerdings die klare Richtschnur rund um die Mittellage (Rückstellkraft gering und Ansprechen brüchig) – so kommt unnötige Unruhe in den Geradeauslauf. Der Motor hört sich sonorer an als der 220 d im Benz und packt gefühlt noch vehementer an – verbraucht aber mehr. Subjektiv betrachtet läuft Audis Maschine am besten. Der TDI klingt leise, mag Drehzahlen, fühlt sich wach und spritzig an. Das DSG verschläft gelegentlich den Kick-down-Befehl, manchmal scharren die Vorderräder – ansonsten stufen wir die Antriebscombo als "sehr rund" ein. Schade, dass der TDI in diesem Trio am meisten schluckt. Durchschnittlich sieben Liter haben wir auf 100 Kilometern (Testrunde) durch seine Einspritzdüsen gepresst.
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Trotz strafferer Federung und zu leichtgängiger Lenkung – mit entsprechend aufgeregterem Fahrbahnkontakt – bietet der A6 hohen Fahrkomfort. Das liegt neben dem geringen Geräuschniveau auch an den erstklassigen Sitzen. Problem: Diese Sessel kosten aufgrund der Paketpreispolitik rund 5000 (!) Euro Aufpreis. Und Audi hat noch ein weiteres kleines Problem. 1680 Liter Gepäckvolumen – da heißt es bei Koffern noch öfter als bei Mercedes: Du kommst hier nicht rein.

Fazit

Deutlicher Sieg für das E-Klasse T-Modell – auch wenn Raum für Verbesserungen bleibt. Die etablierten Kombis hängt das T-Modell jedenfalls locker ab. Viel Platz sowie das umfangreiche Connectivity-Paket helfen dabei kräftig.