Benziner und SUV, das passte bisher so gut zusammen wie deutsche Schwimmer und Olympia-Medaillen. Dabei wurden die Benzinmotoren in den letzten Jahren noch härter trainiert als die Wassersportler. Sie treten heute mit modernster Technik an: Direkteinspritzung, Turbo, Start-Stopp-Systeme, Bremsenergie-Rückgewinnung. Sie liefern so viel und so früh Drehmoment, dass manchem Diesel Angst und Bange wird. Vielleicht passen Benziner und SUV inzwischen doch zusammen ... Beim Facelift des Audi Q5 standen die Motoren im Mittelpunkt. Der getestete Zweiliter-Vierzylinder-TFSI wurde gründlich überarbeitet und leistet jetzt 225 PS statt bisher 211. Ein passender Gegner für den ebenso modernen Zweiliter-Vierzylinder mit 245 PS im BMW X3 28i.

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VW Tiguan
Von wegen klein: Mit den geringsten Abmessungen bietet der Tiguan in diesem Test den meisten Platz.
Mit im Vergleich: der 210 PS starke VW Tiguan, immerhin Bestseller dieser Klasse. Vor X3 und Q5. Alle drei Autos fahren in diesem Vergleich mit Allradantrieb vor. Der Tiguan zerstreut gleich zu Beginn alle Bedenken, er könne für diesen Vergleich vielleicht zu klein sein. Im Gegenteil, er ist ein Meister der Raumausnutzung: Vorn bietet er praktisch so viel Platz wie die beiden anderen Testkandidaten, im Fond sogar etwas mehr. Und das bei gut zwanzig Zentimeter weniger Außenlänge – der quer liegende Motor macht es möglich, BMW und auch Audi bauen ihre Maschinen dagegen längs ein. Eine verschiebbare Rückbank mit verstellbarer Lehnenneigung bietet VW genauso serienmäßig an wie die klappbare Lehne für den Beifahrersitz, sehr praktisch. Audi berechnet beides extra (Rückbank 200 Euro, Beifahrersitz 150 Euro). Bei BMW gibt es nichts in dieser Art. Die Rücklehne ist umlegbar, das war es mit der Variabilität dann auch schon. Im X3 sitzen Hinterbänkler überraschend ungemütlich, zu flach über dem Boden. Im Q5 und im Tiguan geht es bequemer zu, und die Rückbänke liegen höher.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW X3

BMW X3
Gute Kombination: Der wild entschlossen drehende Motor passt perfekt zur Automatik des BMW X3.
Dafür lässt BMW vorn nichts anbrennen, die Fahrerposition passt ebenso perfekt wie die gut ausgeformten Sportsitze mit viel Seitenhalt für 630 Euro, die wir sehr empfehlen. Große, straffe Sportsitze kann Audi auch bauen. Warum diese allerdings im "Designpaket Stoff Micron" (830 Euro) der Sonderausstattungsliste versteckt wurden, weiß wohl nur der diensthabende Marketing-Experte. Auch hier gilt aber: empfehlenswert. Im VW sind die Sitze zierlicher gebaut und nicht ganz so sportlich ausgeprägt, tendieren ins Gemütliche. Gar nicht locker geht es bei Materialauswahl und Verarbeitung zu, hier liegt Audi vorn. BMW sollte sich den Q5 mal in Ruhe ansehen. Was für alle drei gilt: Die starken Turbo-Benziner bereiten mit ihrer Drehfreude, Laufkultur und Leistungsbereitschaft richtig Freude, gerade in den drei SUV. Im BMW dreht der leicht brummige Zweiliter wild entschlossen und harmoniert perfekt mit der schnellen Achtstufenautomatik. Mit den adaptiven Dämpfern (1100 Euro) fährt der X3 bemerkenswert agil, federt zugleich hochkomfortabel.Audi verzichtet beim Test-Q5 auf verstellbare Dämpfer, die 1100 Euro kosten würden, und vertraut dem serienmäßigen Dynamikfahrwerk. Der Q5 federt damit auf seinen 19-Zoll-Rädern (600 Euro extra) zwar nicht so geschmeidig wie der X3, bewegt sich aber ähnlich leichtfüßig. Der lebhafte, kräftige 225-PS-TFSI gefällt mit seiner Laufruhe, bleibt stets leise und zivilisiert. Auch er spielt routiniert mit den acht Gängen der Automatik. Der VW wirkt mit seinem 210-PS–TSI im direkten Vergleich zwar schmalbrüstiger, wiegt aber auch 200 Kilo weniger und verliert deshalb nie den Anschluss, der leise TSI dreht locker, legt sich kräftig ins Zeug. Allerdings kommt das Siebengang-DSG nicht ganz an Komfort und Geschwindigkeit der beiden Achtstufenautomaten heran.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi Q5

Audi Q5
Der Audi Q5 tritt ohne dynamische Dämpfer an, er vertraut auf sein serienmäßiges Dynamikfahrwerk.
Der Test-Tiguan hat die adaptiven Dämpfer an Bord (DCC für 1070 Euro), steht auf 18-Zoll-Rädern (610 Euro). Ergebnis: harmonische Federung, friedliches Fahrverhalten. So weit die guten Nachrichten, jetzt zum Verbrauch. Schon auf unserer Norm-Testrunde genehmigten sich die Benziner einen kräftigen Schluck aus dem Tank: Der VW gönnte sich 9,9, der Audi 9,5 Liter/100 km. Mit 8,8 Litern blieb der BMW am sparsamsten. Doch ein dickes Ende kommt noch: Bei Vollgas verbrauchen die Benziner bis zu 31,8 Liter! Der Spaß hat also seinen Preis. Was übrigens bei zwei Testkandidaten auch für die Anschaffungskosten gilt: Der X3 steht mit 48.530 Euro ganz oben, einschließlich der adaptiven Dämpfer, der Sportsitze und der Sportlenkung (300 Euro). Audi verlangt für den Q5 45.880 Euro – Drive Select, Rücksitzbank plus, Sportsitze und 18-Zoll-Räder inbegriffen. Für 35.450 Euro liefert VW den Tiguan inklusive DCC–Fahrwerk und 18-Zoll-Rädern. Das sind knapp zehntausend Euro weniger – für viele Käufer sicherlich ein entscheidendes Argument.

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Dirk Branke

Fazit

Audi hat die äußerlich kaum sichtbare Modellpflege für den Q5 gut hin bekommen: Er fährt am X3 vorbei auf Platz eins. Der BMW bestätigt seine erstklassige Form, doch sein bei Antrieb, Komfort und Dynamik herausgefahrener Vorsprung ist nicht mehr groß genug. Und er ist teuer. Der Tiguan kann sich in diesem Umfeld erstaunlich gut behaupten. Für alle drei gilt: Die Benziner sind etwas für Liebhaber. Genuss-Motoren, bei Vollgas aber viel zu durstig.