Pupsen ist wichtig! Diesen Test beginnen wir ausnahmsweise mal mit einem Furz, obwohl wir auch über den blauen Himmel in Bella Italia schreiben könnten, den wir in diesen Cabrios blitzschnell zu Gesicht bekommen. Aber pupsen ist hier wichtiger. Nicht dass Sie jetzt denken, wir von AUTO BILD seien größere Stinker als die manipulierten Diesel von VW; in diesem Fall furzen wir auch nicht selber, wir lassen pupsen. Und das geht so: Per drive-select-Schalter in der Mittelkonsole des Audi S5 das Programm "Dynamic" wählen, im zweiten Gang der Achtstufenautomatik auf etwa 60 km/h beschleunigen, dann mit der rechten Schaltwippe den dritten Gang einlegen. "Pffffffzzz", macht es aus der Vierrohr-Auspuffanlage. Kraftvoll, sonor und herrlich vulgär.

Der Allradantrieb ist bei Mercedes-AMG hecklastig ausgelegt

Mercedes-AMG C 43 Cabrio
Neu sortiert: AMG verteilt die Kraft des C-Klasse-Allrads im Verhältnis 69:31 zugunsten der Hinterachse.
Sie finden es obszön, wenn das Auto pupst? Und ob das schön ist! Aber hier geht's ja nicht nur darum, was hinten rauskommt. Wenn schon: Da könnte das Mercedes-AMG C 43 Cabrio locker mithalten, der offene Bodybuilder knallt ja auch ganz doll hinten raus ... Bevor wir losdüsen noch die Frage, die uns alle bewegt: Warum ist da kein BMW dabei? Na, weil der 4er ein Stahlklappdach und mit 326 PS viel weniger Leistung zum (fast) gleichen Preis hat. Okay, jetzt wissen wir, wer Dritter wird. Kümmern wir uns um Audi und Benz! Wir beginnen mit einem Bekannten, vorgestellt im letzten Sommer. Mercedes C-Klasse Cabrio, 4,69 Meter geballte Eleganz, in diesem Fall als "kleiner" AMG. Der C 43 hat einen Dreiliter-V6-Biturbo mit 367 PS – und einen auf Sport getrimmten Allradantrieb: Wo bei anderen 4Matic-C-Klassen die Kraftverteilung auf Vorder- und Hinterachse im Verhältnis 45:55 ausfällt, wird beim C 43 die Power im Verhältnis 31:69 nach hinten gewuchtet. Heckbetonter Allrad nennen das die Dynamiker von AMG.
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Beim Gepäckvolumen liegt der Ringträger leicht vorne

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Video: Audi S5 vs. Mercedes-AMG C 43 (2017)

Duell der Power-Cabrios

Wir Hans Dampfs in allen Kurvengassen sagen: Kommt die Power von hinten, bleibt vorn mehr Gefühl fürs Lenken! Ach ja, das Dach: Stoffhäubchen, öffnet sich bis 50 km/h in unter 20 Sekunden. Der Neue in diesem Duell legt 'ne Schippe drauf beim Sonnenbad: In 15 Sekunden offen, in 18 Sekunden zu, das Ganze geht ebenfalls bis 50 km/h. Mit seinen 4,69 Metern ist der neue S5 fünf Zentimeter länger als der alte – und fast auf den Millimeter so groß wie der Konkurrent mit Stern. Aber hinten geht mehr rein: Der S5 schluckt 380 Liter, der C 43 AMG 20 Liter weniger. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn diese Zahlen gelten bei geschlossenem Verdeck. Wer offen fährt, lädt weniger ein; beim Audi sind es am Ende 320, beim Mercedes schrumpft das Gepäckabteil auf 285 Liter. Nun sind wir ja keine Erbsenzähler, bei solch einer rasenden Sonnenbank sind uns 20 Liter mehr oder weniger im Popo-Abteil egal, denn eines müssen wir beiden Cabrios konstatieren: Vier Erwachsene reisen komfortabel; und in den Urlaub geht es ohnehin nur zu zweit, dann landet das Restgepäck auf der Rückbank – und gut ist.
Alle News und Tests zum Audi S5
Bevor es auf die Piste geht, ein Wort noch zum Audi-Allrad: Im normalen Fahrbetrieb gehen 60 Prozent der Antriebsmomente auf die Hinterachse, 40 nach vorn. Je nach Fahrsituation gelangen die Kräfte auf die Achse mit der besseren Traktion – bis zu 70 Prozent nach vorn oder 85 nach hinten.

Mercedes-AMG trimmt das C-Klasse Cabrio auf Sport

Mercedes-AMG C 43 Cabrio
Sprintsieger: Der offene Mercedes-AMG C 43 geht dank seiner 367 PS in 4,8 Sekunden auf Tempo 100.
Darf ein Cabrio mehr Gewicht auf die Waage bringen als ein SUV? Nee? Ist aber so! Der Mercedes wiegt 1870 Kilo, sein SUV-Verwandter GLC 43 AMG ist 25 Kilo leichter. Der Audi ist das Dickerchen in dieser Story, wiegt 1915 Kilo, immerhin 30 Kilo leichter als ein SUV vom Format des SQ5. Mit diesen Zahlen im Kopf treten wir aufs Gas – und haben Schnappatmung ... Zuerst unser Freund von AMG. 367 PS, 520 Nm Drehmoment, Spurt auf Tempo 100 in 4,8 Sekunden. Unser Testwagen hat die AMG-Performance- Sitze für 2321 Euro mit extrastark ausgeformten Seitenwangen und zwei Öffnungen an den Schultern für Hosenträgergurte. Ja, Mercedes denkt bei diesem Cabrio wirklich an den Rennstreckeneinsatz, und wir geben keine Widerworte. Stellen die Verstelldämpfer AMG Ride Control auf Sport+, lernen in engen Kurven die zweistufige und wahnsinnig direkte AMG-Sport- Parameterlenkung schätzen, genießen diesen herzzerreißenden Höllensound von hinten. Und wissen: Erstens klebt dieser Benz wie Pattex auf der Straße, zweitens steckt immer Heavy Metal drin, wenn draußen AMG draufsteht. Und drittens sieht dieser kleine Spoiler auf dem Heckdeckel aus wie ein Arschgeweih. Und wir können ihn auch nicht weglassen, weil er den Auftrieb auf der Hinterachse reduzieren soll, sondern sogar noch 2083 Euro drauflegen und das komplette Paket in Carbon ordern, schönen Dank auch!

Der Allrounder in diesem Test kommt von Audi

Audi S5
Komfortables Gleiten oder perfektes Handling: Der Audi S5 überzeugt in jeder Gangart.
Wie sich der neue Audi von diesem Mercedes unterscheidet? Er kann nicht nur hart, er kann auch zart. Dass der Audi der perfekte Allrounder ist, merkst du schon nach drei Sekunden. Diese Sitze! Top-Seitenhalt und trotzdem bequem. Diese Ruhe! Gerade sind uns im Benz die Gurte auf den Senkel gegangen, wir wollten schon Panzerband im Baumarkt kaufen. Hinten Geflatter, an der Beifahrerseite klappert die Gurtzunge gegen die B-Säule. Im Audi herrscht Ruhe. Komfortables Gleiten beherrscht er, dann spürst du ein Cabrio nahe an der Perfektion; du kannst ihn aber auch treten und durch Kurven hetzen, bis der Arzt kommt. Das Sportfahrwerk mit den Fünflenker-Aufhängungen bietet perfektes Handling, das Sportdifferenzial sorgt für ordentliche Traktion in allen Lagen. Alles besser als im Benz? Nee, anders. Der Audi spurtet drei Zehntel langsamer auf Tempo 100, er ist nicht ganz so knallhart abgestimmt. Du willst mit ihm aber unbedingt 1000 Kilometer in den Urlaub fahren und nicht bloß ’ne Runde über Land.
67.800 Euro will Audi für den S5. Mit Navi, Digital-Cockpit, 19-Zöllern und Perleffektlack kommen wir auf 74.000 Euro. Der Benz ist mit 68.455 Euro teurer, mit Comand-Online-Navi, Metallic und großen Felgen sind wir auch um und bei 75.000 Euro. Die beiden Sonnenbänke sind nicht nur rasend schnell, sie sind auch sündhaft teuer!
Andreas May

Fazit

Das ist der Gipfel! Da lehn ich mich jetzt mal weit aus dem Fenster: Bessere Mittelklasse-Cabrios als Audi A5 und Mercedes C-Klasse gibt's nicht, in der Vollfettstufe mit V6 kommt Leben in die Bude. Am Ende hat der Audi S5 knapp die Nase vorm C 43 AMG. Der Audi ist der perfekte Allrounder, kann nicht nur hart, sondern auch zart. Haben wollen!