Sie könnten nicht unterschiedlicher aussehen. Doch sie sind Brüder. Auf der einen Seite der neue, rasant und raffiniert geschnittene Audi TT, auf der anderen der rundliche, irgendwie Kombi-ähnliche VW Scirocco. Und doch stammen sie aus einer Familie, fahren beide mit Golf-Technik. Beim TT kommt die von der aktuellen Nummer sieben. Dem Scirocco hatte VW 2008 ganz viel vom Golf V in die Wiege gelegt, natürlich haben sie ihn über die Jahre frisch gehalten. Mal sehen, wie er sich gegen den neuen TT wehren kann. Brüderchen, komm, spiel mit mir!

Beim Cockpit-Design räumt Audi gründlich auf

Audi TT
Neues Konzept: Audi zeigt im TT alle relevanten Informationen auf dem großen Cockpit-Monitor.

Wichtigste Erkenntnis beim Cockpit: Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Der Scirocco trägt solide VW-Ware, funktionell perfekt und ordentlich verarbeitet, nichts dagegen zu sagen. Bis, ja, bis man im TT sitzt. Hier hat die Zukunft begonnen. Audi verzichtet auf einen Bildschirm (und selbst auf eine Radio-Anzeige) in der Mitte. Alle Funktionen, also Hi-Fi, Navi, aber auch Bordcomputer und sämtliche Fahrzeug-Menüs sind in einem 12,3-Zoll-Display vor dem Fahrer integriert, das die klassischen Kombi-Instrumente ersetzt. Und dazu haben sie auch noch die separate Klima-Bedieneinheit eingespart, Temperatur und Lüftung werden mit kleinen Knöpfen direkt in den Luftdüsen bedient. Das ganze Ensemble wirkt äußerst modern, bestechend klar und sehr edel. Der VW sieht dagegen älter aus. Doch auch seinen großen Vorteil wollen wir nicht verschweigen: Der Scirocco hat einen Fond, der diesen Namen verdient. Auf den zwei gar nicht unbequemen Einzelsitzen halten es auch Erwachsene aus. Im Audi fühlt sich wahrscheinlich sogar das dort abzulegende Gepäck beengt.
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Im Fahrvergleich muss sich der Scirocco geschlagen geben

VW Scirocco
Weicher abgestimmt: Im Vergleich mit dem neuen TT fehlt dem Scirocco-Fahrwerk die Präzision.
Angetrieben, wir kommen wieder zu den Gemeinsamkeiten, werden TT und Scirocco vom gleichen Zweiliter-TDI mit 184 PS. Die Frage, ob ein Diesel in ein Coupé gehört, lassen wir hier mal offen. Die Fahrleistungen gehen jedenfalls in Ordnung, langsam sind beide Autos nicht – und auch ungefähr gleich schnell. Die Unterschiede liegen woanders. Beim Fahren ist der Fortschritt, der im Audi steckt, in jeder Fuge spürbar: Der TT liegt ganz anders auf der Straße als der Scirocco – strammer, stabiler und sehr viel agiler. Er wiegt knapp 100 Kilo weniger, lenkt messerscharf, besitzt ein blitzsauber abgestimmtes ESP, bissige und standfeste Bremsen. Allerdings federt er erstaunlich unbarmherzig – die Fahrdynamiker hatten klar das letzte Wort bei der Abstimmung des Autos. Ein Hausfrauen-Coupé ist das nicht. Nein, da kann der brave Scirocco einfach nicht mithalten. Dabei fährt auch er ganz anständig und handlich, doch er liegt unruhiger, und die Lenkung arbeitet weniger präzise.
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In der Testwagen-Konfiguration kostet er dann zwar fast fette 10.000 Euro weniger als der Audi, aber dessen klaren Sieg im Bruder-Duell kann auch das nicht mehr verhindern.
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Dirk Branke

Fazit

Der neue TT setzt sich eindrucksvoll in Szene. Den Fortschritt spürt man besonders beim ultramodernen Cockpit und beim Fahrverhalten – hier liegen tatsächlich Generationen zwischen TT und Scirocco. Der ist deshalb kein schlechtes Auto, ein älterer Golf im Coupé-Format eben.