AUTO BILD-Leser testen den Honda Insight
So geizt der Hybrid mit Sprit

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Premieren-Tester müsste man sein. Zehn AUTO BILD-Leser fuhren als Erste den neuen Honda Insight. Höhepunkt der Testtage war eine Verbrauchs-Rallye in der Vier-Liter-Klasse.
Bild: Harald Almonat
Es grünt so grün, wenn Hondas Blüten blühen. Zweieinhalb Blumen hat Kfz-Mechaniker Manfred Pfaff auf dem zentralen Display im Armaturenbrett bereits zum Blühen gebracht. Mit beschlagenen Scheiben und ohne Radio segelt er in einem roten Insight Elegance durch Dörfer wie Queis und Schwoitsch bei Leipzig. Draußen regnet es. Doch die Klimaanlage bleibt aus. Bloß keine unnötige Energie verbrauchen. Da wird an Stopp-Schildern nur mal kurz die Bremse angehaucht, ungünstig parkende Autos werden fluchend umkurvt. Denn bremsen, so haben die Teilnehmer gerade gelernt, vernichtet Energie.
Das Fieber der Honda Hybrid-Challenge, dem Spritspar-Wettbewerb, hat alle gepackt. Nach einigen Testfahrten und einer Einführung in die Hybridtechnik gibt Honda-Pressechef Alexander Heintzel den Startschuss. Das Ziel: In maximal 40 Minuten auf einer vorgegebenen Strecke die Werksangabe von 4,4 Litern knacken. Immer wieder wandert der Blick zur Geschwindigkeitsanzeige oberhalb des Drehzahlmessers. Leuchtet sie grün, ist alles gut. Driftet sie zu sehr ins Bläuliche, drohen die zarten Pflänzchen der Verbrauchsanalyse zu welken. Leser Pfaff ist Hybrid-erprobt und liegt fast immer im grünen Bereich. Seit gut zwei Jahren fährt der Mechaniker einen Toyota Prius, den ärgsten Konkurrenten des Insight. Als Premieren-Tester kann er nun den direkten Vergleich ziehen: "Beim Prius gefällt mir das Display besser. Das ist übersichtlicher und sagt mir sofort, was los ist. Dafür finde ich das Design des Insight schicker."
Fuß vom Gas, antippen und dann segeln
Thomas Pötschke aus Zwickau schüttelt den Kopf. Der Busfahrer, der privat einen Audi TT steuert, meint: "Am Design müssen die Jungs noch arbeiten. Besonders die Heckpartie ist gewöhnungsbedürftig." Der Verbrauch, der sei allerdings schon klasse. Doch nicht jeder, sagt Pötschke und denkt dabei an seine Frau, fährt spritsparend. "Die nette Spielerei mit den Blumen wäre aber sicher ein Ansporn für sie." Den zeigt auch Kfz-Technik-Student Benjamin Scherner (21), der neben Pötschke im Auto sitzt. Er hat nur ein Ziel: Eco-Champion werden. Konzentriert fährt er los. Der Fuß spielt gefühlvoll mit dem Gaspedal. "Eigentlich ist das nicht so meine Fahrweise, dieses gleichmäßige Gleiten", gibt Scherner zu. Doch schnell hat er den Trick raus: Auf einer geraden Strecke den Fuß kurz vom Gas nehmen, antippen und dann segeln. "Die Kurven musst du mit viel Schwung nehmen", verrät Scherner. Seine Taktik geht auf. Der jüngste Premieren-Tester holt sich den Siegerpokal mit einem Verbrauch von gerade mal vier Litern und einer Zeit von 35,52 Minuten. Rekordverdächtig!
Passt auch ein Wildschwein rein?
Nach der Preisverleihung möchte Joachim Lagemann, Diplom-Ingenieur aus Rostock, wissen, ob der Insight auch eine Anhängekupplung hat. Prüfend guckt der passionierte Jäger sich den Kofferraum an. Ob da ein Wildschwein reinpasst? "In den Civic habe ich eines reinbekommen", erzählt der 76-Jährige über sein erstes Auto nach der Wende. "Ach war der süß mit diesem 'Pling-Pling'-Geräusch beim Abschließen. Was für ein Komfort nach dem Wartburg", ergänzt seine Frau Heidrun, die beim Wettbewerb den zweiten Platz belegt. Auch die spielerischen Elemente am Insight mag sie. Nur das Rückwärtsrangieren fällt schwer – wegen der geteilten Heckscheibe. "Doch sonst fährt sich der Hybrid viel leichter und angenehmer als unser Subaru." Ihr Ehemann ergänzt: "Der ist zügiger, als ich dachte."
Preislich fast ein Volkshybrid
Installateur Michael Dietsche aus Frankfurt nickt. Nur die straffe Federung stört. Und auf die Blumen kann er auch verzichten: "Zu viel Firlefanz, der nur ablenkt." Absolut begeister ist er hingegen vom Preis. 6000 Euro weniger als für den Toyota, da sind sich alle Premieren-Tester einig, das ist ja schon fast ein Volkshybrid.
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