China räumt auf. Und das – natürlich – mit Riesenschritten. Unter der Zielansage "The Big Three" sollen möglichst schnell von den rund 180 chinesischen Herstellern nur noch drei Große übrig bleiben. Mit "sanftem Druck" sollen Firmenhochzeiten gefördert werden, eine Konzentration der Kräfte ist gewünscht, um den Autoherstellern Chinas endlich so etwas wie Nachhaltigkeit zu geben. Power, um sie fit zu machen für den Angriff auf die Weltmarktführerschaft. Geld ist genug da. Rund 300 Millionen Chinesen verfügen bereits über ein geregeltes durchschnittliches Einkommen, das dem von Deutschland entspricht. Viele haben deutlich mehr. Und das geben die Chinesen liebend gerne für Marken aus. Sie lieben Markenware, je exklusiver, desto besser. Entsprechend rasant wächst besonders der Luxusmarkt – um 35 Prozent alleine im Jahr 2010.
Geely Macar
Im Kofferraum des Geely Macar versteckt sich ein faltbarer Roller. Auto und Zweirad werden beide von E-Motoren angetrieben.
Vor allem deutsche Premiumhersteller profitieren davon. Die chinesischen Anbieter fahren noch deutlich hinterher, ihre Stärke liegt in den preissensiblen Regionen. Trotzdem: Bislang sind unter den zehn größten Autobauern nur drei reine Chinesen. Chery, BYD und Geely, die langsamer wachsen als die Firmen, die mit den großen Ausländern kooperieren. Doch die Auto Shanghai 2011 zeigt, dass die Chinesen schnell lernen. Zwar stehen in den Hallen noch immer Sünden aus dem Copy-Shop, doch vielversprechende Studien zeigen, dass die Asiaten langsam auch ein Gefühl für die Schönheit des Blechs bekommen. Beste Beispiele sind das Cabrio Gleagle Star CC oder der FAW T 012. Größtes Problem: Sie haben keine DNA, können an keine historischen Vorbilder anknüpfen und Ikonen wiederbeleben.
Also wenden sie sich gerne an Italiener, die gewagte Studien zeichnen wie den viertürigen Gran Turisme Sense, der direkt einem Turiner Designbüro entlaufen sein könnte – was er vermutlich auch ist. Aber das ist es nicht, was der chinesische Normalkunde in fünf Jahren fahren will. Eher wohl einen Kleinwagen wie das Showcar Macar, das direkt hinter seinen vier Sitzen einen faltbaren Roller unterbringt. Am Ziel fährt der aus seiner Garage heraus. Übrigens mit rein elektrischem Antrieb – wie das Mutter-Auto. Geely verspricht eine Reichweite von 150 Kilometern für das Auto, 30 für den Scooter. Der verrückte, noch lange nicht aufgeräumte China-Markt bietet noch Lücken für abgefahrenes Zeug wie den Zap Alias: ein sportliches Dreirad, das angeblich von Lotus entwickelt wurde, seine Vermarktungs-Wurzeln in den USA hat und demnächst in China produziert werden soll. Der 35 kW starke E-Motor treibt die Vorderräder an, die Lithium-Ionen-Akkus sollen für 160 Kilometer reichen – aber nicht bei den 200 km/h, die möglich sein sollen.

Der Copyshop geht weiter: Chinas Plagiate 2011

Eine fast komplette Modellfamilie bietet mittlerweile MG, die sportliche Tochter von Roewe, ehemals Rover. Der MG 6 im 3er-Format zum Beispiel ist ein durchaus attraktives Bürschchen mit 1,8 Liter Turbomotor, Spitze 205 km/h. Und aus der Studie Concept 5 könnte mal ein hübscher Golf-Konkurrent werden. Überzeugend, wenngleich ziemlich BMWig, schauen die neuen Brillance-Hoffnungsträger aus. Aus dem 530 (wie frech, auch wenn Brilliance BMW-Partner ist) soll bei uns ab Ende 2012, wenn Brillance auf den deutschen Markt zurückkehrt, der neue BS5 werden (Jetta-Größe).
Geely Exzellent
Dicker Auftritt mit grünem Gewissen: Unter der Haube des China-Rolli Geely Exzellent arbeitet ein ein Vierzylinder-Plug-in-Hybrid.
Die viertürige Coupé-Studie Brilliance BX-4 im Stile des Mercedes CLS wird definitiv Nachfolger des glücklosen BS6 und hat große Chancen, mit nur moderaten Änderungen in die Serie zu fahren. Das prunkvolle China im alten Zuckerbäckerstil sehen wir schließlich dann doch noch. Auf dem Geely-Stand protzt der Geely Exzellent, was das Zeug hält. 5,43 Meter pure Angeberei mit einem Maul, das jeden Passanten im Ganzen verschlucken kann. Unterm Blech freilich gibt sich der China-Rolli ganz bescheiden mit einem Vierzylinder Plug-in-Hybrid. Sauberer Luxus made in China.

Von

Tomas Hirschberger