Die Tanknadel fällt unerbittlich. Irgendwann zwingt sie jeden Autofahrer zum Boxenstopp – und genau dann beginnt das Grauen. Da hinten zum Beispiel, der Audi Q7 an Säule drei. Sein Pilot wippt schon eine ganze Weile neben dem gluckernden Zapfhahn auf und ab, wird immer ungeduldiger. Kein Wunder, denn er presst gerade satte 100 Liter Super Plus in seine rollende Zisterne. Heute kostet der Liter 1,46 Euro, macht summa summarum: 146 Euro! Und der Fahrer weiß ganz genau, dass er – bei einem Durchschnittsdurst von 12,7 Litern – nach spätestens 790 Kilometern schon wieder am Tropf hängen wird.

In der Bildergalerie: So viel Geld kostet eine Tankfüllung!

Ford F-650
Großer Tank, große Reichweite: Bis zu 100 Liter passen in die Benzintanks deutscher Autos. Das wird teuer!
Bild: Wolfgang Groeger-Meier
Okay, der Q7-Besitzer hat es offenbar so gewollt, denn er fährt freiwillig ein dickes SUV. Und klar, der VW Golf 2.0 TDI an Säule zwei ist um einiges schneller eingepegelt. Doch auch hier spielt sich ein kleines Drama ab: Noch lange zehn Tage, bis das nächste Gehalt auf dem Konto ist. Trotzdem muss die Fahrerin jeden Morgen den Nachwuchs zur Kita bringen, dann 50 Kilometer ins Büro pendeln. Am Nachmittag noch mal 50 Kilometer zurück, Kinder einsammeln, einkaufen ... ohne Auto geht's auf dem platten Land eben nicht. Und ohne Benzin auch nicht. 55 Liter Diesel passen in den Tank, dafür werden 65 Euro fällig. "Auf Wiedersehen", säuselt der Tankwart – wohl wissend, dass der Golf bald wieder auf seinen Hof rollen wird.

Herr Bundespräsident: Was kostet eine Tankfüllung für Ihren Dienstwagen?

Die Autofahrer müssen zurzeit beim Tanken richtig tief in die Tasche greifen, berichtet der ADAC. Stand: 16. März 2010.
Die Autofahrer müssen zurzeit beim Tanken richtig tief in die Tasche greifen, berichtet der ADAC. Stand: 16. März 2010.
Zwei Geschichten aus dem Autofahrer-Leben, die sich so oder ähnlich an Tausenden deutscher Tankstellen abspielen. Die Spritpreise steigen immer weiter, und bald ist Ostern – traditionell ein jährlicher Hochpunkt in der Statistik der Kraftstoffpreise. Dazu kommt, dass sich ausgerechnet jetzt Bundespräsident Horst Köhler zu Wort gemeldet hat: Er findet, die Spritkosten seien noch nicht hoch genug. Der Umwelt zuliebe könnten sie ruhig noch steigen. autobild.de fragt: Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal eigenhändig Ihren Dienstwagen vollgetankt, Herr Köhler? Na gut, vermutlich erledigt das Ihr Chauffeur. Aber schauen Sie doch mal in die Bildergalerie – dort sehen Sie, wie viel Geld die Deutschen für eine Tankfüllung ausgeben. Stoff für viele kleine und große Dramen im mobilen Deutschland. Tag für Tag.

Herstellerangabe gegen Testverbrauch: Die große Verbrauchslüge

Michael Voß

Fazit

Ein einfacher Plan: Man erhöhe die Spritpreise, und schon kurven die deutschen Autofahrer weniger mit ihrem heiligen Blech herum. Ist das wirklich so? Das vorläufige Ergebnis der aktuellen autobild.de-Umfrage (unten) spricht eine andere Sprache: Immerhin 41 Prozent von 220 Teilnehmern würden auch bei Literpreisen von mehr als zwei Euro munter weiterfahren. Okay, das ist kein repräsentatives Ergebnis. Aber schon die Ökosteuer hat gezeigt, dass Sprit auch als Edelstoff eine begehrte Ware bleibt. Denn individuelle Mobilität ist Lebensqualität – und darauf will so schnell niemand verzichten. Statt die Kraftstoffpreise in den Himmel zu treiben, sollte die Politik lieber noch mehr positiven Druck auf die Autohersteller ausüben und der Elektromobilität einen weiteren kräftigen Motivationstritt in den alternativen Hintern verpassen. Je früher serienreife Stromer auf unseren Straßen rollen, desto eher können wir sie uns leisten – und endlich vom stinkenden Sprit abkehren. Ich freu mich drauf!