BMW 135i/325i Cabrio
Rank und schlank

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Der offene 1er tritt das Erbe des ersten 3er-Cabrios an. Kann die Neuauflage an alte Cabrio-Freuden anknüpfen? AUTO BILD hat es ausprobiert: BMW 125i gegen BMW 325i.
Ja, liebe Cabrio-Freunde, so gut wie heute ging es uns noch nie. Und das soll jetzt kein Loblied auf den Klimawandel werden. Die schiere Fülle meine ich – Cabriolets sprießen doch in diesen Zeiten aus der Erde wie die Blumen nach einem warmen Sommerregen. Nehmen wir BMW: Noch bis in die 90er-Jahre waren wir froh, dass uns die Münchener überhaupt ein Auto zum Aufklappen gönnten. Heute sind es vier, mit dem Mini sogar fünf. Und ständig gibt es Nachschub: Kaum setzt unser geliebtes 3er-Cabrio Wohlstandsspeck an und verabschiedet sich aus den volkstümlichen Regionen in Richtung Oberliga, schon schiebt BMW den 1er als Cabrio nach. Ruck, zuck haben wir es wieder, das Stoffdachcabrio – schlank und rank wie damals vor 22 Jahren, als das neu geborene 325i Cabrio (Typ E30) uns die Popper-Frisur zerzausen durfte. Schön zierlich war es, von angenehmer Schlichtheit, die Unschuld vom Lande. Aber sie hatte es in sich: 170 PS trafen auf nur 1300 Kilogramm Eigengewicht.
Im offenen 1er versinkt man bis zum Kinn im Blech

Das alte 3er-Cabrio lässt sich schön quer durch die Kuve fahren

Wir schnüren über die Abseits-Wege, die der Offenfahrer schätzt, und der betagte 3er will an die Kandarre genommen werden. Früh in die Kurve stemmen, Gas weg und ihn hinten kommen lassen, dann Stoff geben und mit leicht heraushängendem Heck durch – ja, genau wie früher, aufreibend, pulsbeschleunigend schön. Nur dass einem dabei der 1er ganz ohne Spektakel, ESP neutralisiert und laser-präzise auf und davon fährt. Während sein Fahrer ein Kreuzworträtsel ausfüllen könnte. So ist er nun mal, der Fortschritt. Und während ich im verwindungsfreudigen 3er das Auge über das zitternde Armaturenbrett in die Landschaft gleiten lasse, begleitet vom sahnigen Sound und der immer noch beachtlichen Kraft des Sechszylinders, dominiert im Neuzeit-1er der Eindruck, dass es ruhig ein paar PS mehr sein dürften. Nicht, dass die 218 Pferde unterernährt wären, aber das Auto wiegt ja auch 1,6 Tonnen. Und das straffe Fahrwerk ist längst nicht ausgelastet. Natürlich, einfach einen Zahn zurückstecken ginge auch, aber wo bleibt dann der viel beschworene Fahrspaß? Eine Frage, die mich am Ende wieder ins Ur-Cabrio zieht. Denn hier stellt sie sich nicht – Spaß macht der alte 3er immer, auch im gemütlichen Offenfahrmodus. Schon deshalb, weil er beim Bummeln viel besser federt. Und weil es dann nicht auf die Beschleunigung und auch nicht auf die Höchstgeschwindigkeit ankommt. Sondern vor allem auf den Fahrtwind. Auf das Cabriogefühl also. Da zeigt sich der 3er immer noch in alter Frische.
Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Wolfgang König
Dieser Vergleich hinterlässt keine Zweifel: Das 1er-Cabrio füllt die Lücke, die das erste 3er-Cabrio hinterließ. Aber der Fortschritt ist gewaltig: Sicherheit, Ausstattung, Fahrwerk, Qualität – in 22 Jahren hat sich eben viel getan. Fragt sich nur, ob die Errungenschaften der Neuzeit immer zielführend sind. Denn wenn es ums reine Cabriovergnügen geht, hat der alte BMW die Lacher auf seiner Seite. Wer noch einen hat, sollte ihn deshalb verwöhnen. Denn auch ein 1er kann das gute Stück nicht wirklich ersetzen.
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