BMW 225xe Active Tourer, Mercedes B 250 e: Test, Motor, Preis, Plug-in-Hybrid
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Mercedes und BMW im Plug-in-Duell
Als Plug-in trifft der Mercedes B 250 e auf den BMW 225xe Active Tourer. Welcher Hybrid-Hochsitz liefert im AUTO BILD-Vergleich sauber ab?
Platz 1 mit 540 von 800 Punkten: Mercedes B 250 e. Tolles Platzangebot, überlegenes MBUX, feinfühliges Abrollen, sparsamer als der 2er. Antrieb unter Last etwas dröhnig. Preis: ab 37.664 Euro.
Platz 2 mit 517 von 800 Punkten: BMW 225xe. Kultivierter Dreizylinder, gutes Zusammenspiel aus Motor und Getriebe. Negativ: nervöse Lenkung, kein Hängerbetrieb möglich. Preis: ab 39.950 Euro (Ersparnis bei carwow.de bis zu 11.330 Euro).
Nennen Sie mal aus dem Stand einen Mercedes fürs reifere Alter. B-Klasse, logisch. Und bei BMW? 2er Active Tourer, klar. Das Bild sitzt so tief, wie die Aufpreislisten beider Hersteller lang sind. Ein Bild, das sich mit umweltbewusstem Hybrid unter der Haube noch weiter zementieren dürfte. Oder doch nicht? Es ist schon zwei Jahre her, dass BMW mit dem 225xe Active Tourer seinen kleinen Hybrid vorstellte. Okay, eher mittelklein, und mit satten 224 PS Systemleistung wird der Saubermann zum GTI-Jäger.
Die B-Klasse nutzt das Hybridsystem des kleinen Bruders
In diesem Frühjahr ist es endlich so weit, der Stern aus Stuttgart schlägt zurück. Mit dem B 250 e. Die B-Klasse bekommt den vom Brüderchen A-Klasse eingetragenen Plug-in-Hybrid. Dabei wird dem Vierzylinder mit 1,33 Litern und 160 PS ein 102 PS starker E-Motor zur Seite gestellt. Die Systemleistung von 218 PS reicht locker, um jedes Rentnerimage aus dem luftigen Innenraum zu schütteln. Platznot herrscht auch im BMW nicht. Mit guter Übersicht, idealem Einstieg und riesigen Innenräumen sind B-Klasse und Active Tourer die Tanzsäle der Kompaktklasse. Schade, dass zumindest der Benz keinen Nachfolger bekommen soll. Mercedes braucht Platz für modischere SUVs. Noch aber ist die 2018 präsentierte B-Klasse jung und vital. Ein Vorteil, den sie gnadenlos gegen den sechs Jahre alten Active Tourer ausspielt.
In Sachen Alltagsnutzen liegt der Active Tourer hinten
Für den BMW gibt es keine Anhängerkupplung, Fahrräder müssen aufs Dach oder in den Kofferraum.
Obwohl nur sechseinhalb Zentimeter länger, haut der Benz bei nahezu jeder Messung ein paar wichtige Millimeter mehr raus als der 2er, vermittelt Mitfahrern reichlich Großzügigkeit. Vor allem in Reihe zwei genießt die Besatzung üppig Kopf- und Beinfreiheit. Aber auch vorn macht der im Vergleich knapper geschnittene BMW keinen Stich. Klappern ist beiden fremd, hier wurde alles sorgsam und mit Bedacht montiert. Bei der Materialauswahl ist es wieder der Benz, der davonzieht. Dasselbe gilt für den Kofferraum, der zudem dank niedriger Ladekante auch besser zu bestücken ist. Wer umweltbewusst das Fahrrad huckepack nehmen möchte, macht beim Active Tourer dicke Backen, eine Anhängerkupplung bietet BMW für den Hybrid weder für Geld noch für gute Worte. Auch gegen das (aufpreispflichtige) MBUX-Bediensystem von Mercedes ist momentan kein Kraut gewachsen. Zwar haben beide Systeme Navis mit Echtzeitverkehr, doch schon bei der Spracherkennung liegt das Benz-System klar vorn. Weil der BMW zudem Android-Handys ignoriert, geht das Kapitel souverän nach Stuttgart.
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BMW 225 Active Tourer 225xe iPerformance Sport Line, Hybrid
Eine klare Rollenverteilung erwartet man mit Blick auf die technischen Daten auch beim Antrieb. Vierzylinder und Achtgang-DCT bei der B-Klasse gegen drei Pötte und sechs Gänge beim 2er. Doch bei BMW lässt man sich in der traditionellen Paradedisziplin nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Und so kämpft der 225xe auf der Messstrecke wie ein Löwe, unterbietet mit 6,6 Sekunden auf 100 km/h nicht nur die Werksangabe, sondern sogar den Benz.
E-Motor und Verbrenner arbeiten bei BMW besser zusammen
Besser: Die Antriebseinheit des BMW erledigt ihre Arbeit deutlich souveränder als die des Mercedes.
Der gewinnt erst danach mit besserer Aerodynamik und passenden Ganganschlüssen wieder die Oberhand, schießt bei der Endgeschwindigkeit mit satten 21 km/h mehr auf und davon. Doch auch im normalen Alltagsgewirr überzeugt die feinere Abstimmung des BMW. Er lässt sich besser dosieren, reagiert feinfühliger und sensibler auf Gasbefehle. Während der Benz sich noch gerade aus dem Tiefschlaf weckt, hektisch zwischen den Fahrstufen verhaspelt, hält der 2er schon mit der Souveränität eines britischen Butlers den richtigen Gang bereit. Danach geht es dank Allrad harmonisch und mit perfekter Traktion weiter. Weil der Elektromotor seine Kraft nur an die Hinterräder abgibt, weht unter Strom ein Hauch von Fünfer durch den 2er – mit etwas Wohlwollen. Auch weil er selbst unter Last immer die Contenance wahrt und sich nie im Ton vergreift. Kein Vergleich zur B-Klasse, die ihre Kraft ungestüm an die Vorderräder schickt und sie hilflos scharren lässt. Immer untermalt vom aufdringlichen Turbogeheul. Doch auch normal bewegt läuft der Vierzylinder etwas unruhiger und härter als der BMW. Die Messwerte bestätigen den Eindruck.
Das Fazit: Fast lautlos in der Stadt, ordentlich Druck auf der Autobahn. Die Elektromotoren helfen eher beim Komfort als beim Verbrauch. Dafür sind sie zu schwer. Am Ende gewinnt die moderne B-Klasse klar, leistet sich kaum Schwächen. Ein guter Kauf ist der routinierte BMW dennoch. Mehr Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).