Stolze 41.440 Euro verlangt BMW für den 218d Gran Tourer in Testausstattung. Kia möchte für den Carens 31.590 Euro – knapp 10.000 Euro weniger. Kann der Bayer wirklich so viel mehr? Oder ist vielleicht der Opel Zafira für 34.845 Euro die goldene Mitte? Unser Vergleichstest der drei Vans gibt die Antwort.

Nur der Kia kommt als Siebensitzer zum Test

Kia Carens 1.7 CRDi
Platz für Sieben: Der Kia Carens Spirit hat eine dritte Sitzreihe, aber dort geht es auch für Kinder eng zu.
Bild: Roman Raetzke
Den Carens hat Kia gerade renoviert, Front und Heck wurden überarbeitet, das Cockpit verschönert. Der Kia kommt in der Spirit-Ausstattung mit sieben Sitzen serienmäßig. Doch in der engen letzten Reihe wartet leider nur das übliche Notgestühl. Nichts für Erwachsene, selbst die Kids müssen erst mal überredet werden, sich dort reinzuzwängen. Auch in der zweiten Reihe ist der Carens vergleichsweise eng geschnitten, Gran Tourer und Zafira bieten mehr Platz und die bequemeren Sitze. Die drei längs verschiebbaren Einzelsitze im Carens-Fond sind schmal geschnitten, man hockt (zu) flach über dem Boden. Im BMW geht es vorn etwas luftiger zu als im Kia, die Fahrerposition und die strammen Sitze vermitteln einen Hauch von Sportlichkeit. Im geräumigen Fond sitzen auch Erwachsene angenehm, die Rückbank lässt sich geteilt verschieben, die Neigung der Lehne verstellen. Die zwei Sitze für die dritte Reihe kosten 790 Euro extra. Alles nicht schlecht.
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Familien fahren mit dem Opel Zafira am besten

Opel Zafira 1.6 CDTI
Vorne und hinten geräumig und bequem: Wer öfter mit mehrern Leuten unterwegs ist, greift zum Zafira.
Bild: Roman Raetzke
Doch der Opel kann mehr. Das schlaue Lounge-Sitzsystem gehört beim Innovation zur Serie, damit lässt sich im Fond das Mittelteil der Rücklehne zu einer opulenten Mittelarmlehne umbauen, die beiden äußeren Sitze können schräg nach hinten innen verschoben werden. Alles mit ein paar Handgriffen. Zwei Leute sind dann äußerst bequem und sehr lässig untergebracht.  Der Zafira ist vorn der Geräumigste, im Fond liegt er rein größenmäßig gleichauf mit dem BMW, die Rückbank ist aber auch in der Normalstellung noch eine Spur bequemer als dort. Und wie stets empfehlen wir die AGR-Ergonomiesitze (Aktion Gesunder Rücken e. V.) vorn für 685 Euro mit viel Seitenhalt und straffer Polsterung. Zwei Zusatzsitze für die dritte Reihe berechnet Opel mit 750 Euro. Angetrieben wird der Zafira von einem 1,6-Liter mit 134 PS. Der gefällt mit seinen guten Manieren, läuft leise und geschmeidig und beschleunigt zügig.
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Der Carens ist ungefähr so schnell unterwegs wie der Opel. Allerdings fällt sein 141-PS-Motor im Vergleich mit rustikalen Umgangsformen auf. Ein brummiger, rauer Typ. Und er verbraucht mit 7,2 Litern am meisten. Am sparsamsten bleibt der Gran Tourer mit 6,1 Litern – noch vor dem Zafira mit 6,5. Dabei war der Test-BMW auch noch mit Sport-Automatik ausgestattet (2250 Euro). Und die, ehrlich, ist jeden Euro wert. Das Ensemble aus dem kräftigen, lebendigen 2,0-Liter mit 150 PS und den acht Stufen des Getriebes spielt hier groß auf, reagiert schnell und entschlossen.

Mit dem Grand Tourer kommt Spaß ins Van-Segment

BMW 218d Gran Tourer
Damit fährt Papa am besten: Der BMW 2er Gran Tourer empfiehlt sich allen, die es gern dynamisch mögen.
Bild: Roman Raetzke
Es sage niemand, die braven Familien-Vans würden keinen Spaß machen. Vor allem der Gran Tourer beweist das Gegenteil. Der BMW bewegt sich flink und im Wortsinn leichtfüßig, wiegt ja auch 129 Kilo weniger als der Opel. Er liegt stramm, federt aber immer noch korrekt (verstellbare Dämpfer für 500 Euro), die Lenkung spricht direkt und präzise an. Aber auch der Zafira hat ein Klasse-Fahrwerk, fährt sich handlich und ausgewogen. Seine Lenkung arbeitet leichtgängig und etwas indirekter als die im BMW, passt. Dazu empfehlen wir das FlexRide-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern für 980 Euro mit einer gelungenen Spreizung zwischen Sport und Komfort. Im Tour-Modus etwa federt der Zafira sehr souverän. Da kommt der Carens nicht ran. Der bewegt sich behäbiger oder sagen wir: gemütlicher. Er liegt leicht schaukelig, nimmt Gullideckel oder Frostaufbrüche ziemlich poltrig. Und besonders die Lenkung sollte Kia nachschärfen, die arbeitet arg teigig und stoßempfindlich. Alles nicht wirklich schlimm, aber eben doch nicht so ausgereift wie bei Opel oder BMW.
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Im Kostenkapitel liegt der Koreaner ganz klar vorne

BMW 218d Gran Tourer      Ope Zafira 1.6 CDTI      Kia Carens 1.7 CRDi
Niedrigster Preis, längste Garantie: Mit dem Kia Carens können BMW und Opel bei den Kosten nicht mithalten.
Bild: Roman Raetzke
Mit der Testausstattung – wir haben wegen der 18-Zoll-Räder das PerformancePlus-Paket für 1300 Euro eingerechnet – steht der Carens 1.7 CRDi Spirit mit schlanken 31.590 Euro in der Liste, inklusive sehr umfangreicher Ausstattung. Dazu noch die sagenhaften sieben Jahre Garantie, das macht zusammen einen klaren Sieg im Kostenkapitel. Der Zafira 1.6 CDTI Innovation mit Dämpferverstellung und AGR-Sitzen für 34.845 Euro bietet nur zwei Jahre Garantie und muss dazu einmal pro Jahr in die Werkstatt. So kommt es, dass selbst der teure 218d Gran Tourer im Kostenkapitel vor ihm liegt. Den berechnet BMW zwar mit fetten 41.440 Euro – der Testwagen besaß Sport-Automatik, Dämpferverstellung, Sportlenkung, Navi, Sportsitze, 18-Zöller und mehr –, aber er muss wie der Kia nur alle zwei Jahre zur Inspektion, und dazu bietet BMW drei Jahre Gewährleistung. Der Preis allein sagt eben wirklich nicht alles.
Dirk Branke

Fazit

Überraschung, oder? Trotz des fetten Aufpreises von knapp 10.000 Euro gegenüber dem Kia gewinnt der BMW deutlich, das hatten wir wirklich nicht so erwartet. Aber der Gran Tourer überzeugt komplett mit seinen Qualitäten, hat zum Beispiel auch mehr Platz als der Kia. Wer es sich leisten kann, macht mit dem 218d alles richtig. Mehr als ein Geheimtipp ist der Opel. Der Zafira liegt preislich zwischen Kia und BMW, fährt sich angenehm ausgewogen und steht so vielleicht tatsächlich für die goldene Mitte. Und auch der Kia ist alles andere als eine Enttäuschung. Sondern mit seiner gefälligen Form, der super Ausstattung und nicht zuletzt den Garantien die Empfehlung für alle, die sich die 10.000 Euro Differenz vielleicht einfach sparen wollen.