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Video: Panamera vs 7er (2016)

Duell der Business-Diesel

Nur man angenommen … Ein Grizzly pflückt mit seiner Pranke ein Gänseblümchen, ein Bagger köpft ein Vier-Minuten-Frühstücksei, das Spaceshuttle rupft den Milchzahn eines Dreijährigen heraus. Völlig irre Bilder? Auf jeden Fall! Und etwa so hemmungslos übertrieben wie die Diesel-Power in Porsche Panamera und BMW 7er. 850 Newtonmeter Drehmoment wüten im schnellen Schwaben, sagenhafte 760 Newtonmeter im brutalen Bayern. Unvorstellbare Kräfte, auch ohne das Drehmoment physikalisch zu erklären. Ist ohnehin nur trockene Theorie.

Die Fahrleistungen der beiden Konkurrenten sind atemberaubend

Porsche Panamera 4S Diesel
Wahnsinn: Trotz seiner 2,1 Tonnen stürmt der Diesel-Porsche in 4,1 Sekunden auf Tempo 100.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Die Gewalten, die Panamera und 7er in echte Heizöl-Ferrari verwandeln, muss man live und in Farbe erleben. Also: Einsteigen, Wählhebel auf D, rechtes Pedal durchdrücken und los. Im Porsche entfesselt das Kommando 422 PS aus einem Vierliter-V8 mit Biturbo-Aufladung, im BMW setzen sich 400 PS aus einem Dreiliter-Sechszylinder in Marsch. Hier pusten gleich vier Turbolader in die Brennräume. Allradantrieb sorgt bei beiden für griffige Kraftübertragung, je acht Vorwärtsgänge sortieren die Drehzahlen. Für den Standardsprint auf Tempo 100 sieht das dann so aus: 4,1 Sekunden für den Porsche, vier Zehntel mehr für den BMW. Das sind Zeiten, an denen sich selbst ein Porsche 911 schwer abmüht. Auch alle anderen Fahrleistungsübungen entscheidet der Panamera für sich. Dabei geht er nicht nur schneller, sondern auch deutlich aktiver zur Sache. Das Auto wirkt leichter, der Motor subjektiv noch kräftiger (legt sich schon bei 1000 Touren mit absoluter Wucht ins Zeug), sein mächtiger V8 klingt mechanischer, das Doppelkupplungsgetriebe schaltet schmackhafter. Besser? Ansichtssache.
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Der BMW hat einen sanfteren Charakter als der Porsche

BMW 750d xDrive
Weicheres Wesen: Der 7er schwebt mit seinem Verstell-Fahrwerk über jegliche Bodenunebenheiten.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Wir finden den dezenten Charakter des 7ers schlüssiger. In derart luxuriösen Langstreckenjets passen die leise Zurückhaltung des Motors, das sanftere Wesen seiner Wandlerautomatik und das sattere Fahrgefühl bei hohen Geschwindigkeiten besser. Wo der mit 21-Zoll-Rädern bestückte Porsche selbst in der Normal-Stellung des verstellbaren Fahrwerks noch etwas steifbeinig über Bodenunebenheiten rollt, schwebt der 7er im Modus Comfort plus nahezu unbehelligt über jegliche Unebenheit im Asphalt. Der 7er rollt samtiger, leiser, entkoppelter und filtert neben kleinen Querfugen auch derbe Wellen mit sanft nachwiegendem Aufbau vollständig heraus. Heißt in Bildern: Bei Porsche steht ein Matchboxauto auf einer Blechtrommel, die auf einer Federkernmatratze liegt. Bei BMW steht das kleine Spielzeugauto dagegen auf einem Beutel Polierwatte, der auf einem Wasserbett dümpelt. Klar, dass sich das Auto auf der Trommel auch feinfühliger dirigieren lässt – in Sachen Agilität und Fahrspaß macht dem Panamera in dieser Liga keiner etwas vor.
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Vor allem die saubere Lenkung verwandelt Richtungskorrekturen direkt in Fahrvergnügen. Das zeigt auch das Messblatt im Abschnitt Bremsen. Im günstigsten Fall steht der Panamera, mit den optionalen Keramikbremsen, aus Tempo 100 nach 33 Metern – Sportwagen schaffen das selten besser. Der BMW macht das ebenfalls sehr ordentlich, benötigt aber mit heißen Scheiben rund einen Meter länger.

Beim Bezahlen sorgen 7er und Panamera für Schnappatmung

Porsche Panamera 4S Diesel     BMW 750d xDrive
Teuer: In der Konfiguration "Testwagen" kostet der 7er 120.050, der Panamera sogar 140.480 Euro.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
In beiden Autos sitzt man erstklassig, besonders die sehr weich bezogenen, dennoch optimal stützenden Lederkomfortsitze des 750d beeindrucken mit bester Fernreisetauglichkeit. In den Fond gelangen Passagiere auch ohne Verrenkungen, das Raumgefühl stimmt. Der Porsche engt Mitfahrer dagegen mit Vorsatz ein, auch das Einsteigen in den flachen Passagierraum fällt schwerer. Zudem hat der Fahrer mit schwer eingeschränkter Rundumsicht zu kämpfen. Trost: Für beide Luxuslimousinen steht gegen Aufpreis inklusive Kamera- Rundumüberwachung eine Armee an Assistenzsystemen parat. BMW tut sich hier besonders hervor. Im Vergleich zum Panamera kann der 7er auch selbsttätig (und ferngesteuert) einparken, warnt den Fahrer auf faden Fernfahrten vor Übermüdung, kann Unfälle mit Querverkehr verhindern und nützliche Fahrerinformationen wie Navigationshinweise oder auch Tempolimits über ein technisch sauber gelöstes Head-up-Display einblenden.
Mehr Sicherheit, mehr Luxus, mehr Extras im BMW – klingt, als hätte der Porsche einen klaren Preisvorteil. Von wegen. Liegen die beiden Riesen-Diesel im Grundpreis noch dicht beieinander (BMW ab 110.500 Euro, Porsche ab 116.954 Euro), ändert sich das in der Konfiguration als "Testwagen". Hier beträgt der Abstand (inklusive Luftfederung, großen Leichtmetallrädern und Hinterachslenkung bei beiden) schon rund 20 000 Euro. In Bildern: Das ist ein VW Golf TDI.

Fazit

Schnell und luxuriös sind sie beide, relativ sparsam ebenfalls. Deutlich komfortabler reist man jedoch im 750d. Gleichzeitig ist der BMW das (noch) modernere und günstigere Auto. Klarer Sieg also für den "schwächeren" Münchener.