Da steht sie nun, die Revolution auf Rädern. Der BMW i3 hat viele Vorschusslorbeeren kassiert und soll eine Zeitenwende bei Mobilitätsfragen einläuten. Eine größere Aufgabe für einen Autobauer kann es nicht geben. BMW sieht sich als Pionier und will den Pkw neu definieren: Elektro- statt Verbrennungsmotor, Karbon- statt Stahlkarosserie, neuartiges Fahrgefühl statt PS-Tradition – konsequenter konstruiert als der i3 ist bisher kein anderes Elektroauto. Nun wird es ernst. Kann der neuartige BMW die hohen Erwartungen erfüllen? Wie schlägt er sich im AUTO BILD-Test und im Alltag? Ist er aktuell der beste kompakte Stromer der Welt?

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Leaf

Nissan Leaf
Elektro-Kassenschlager: Vom Nissan Leaf wurden bisher 85.000 Einheiten abgesetzt.
Um das herauszufinden, muss er sich nicht nur dem umfangreichen AUTO BILD-Messprogramm stellen, sondern sich auch gegen Nissan Leaf und Renault Zoe behaupten. Die Nissan-Renault-Allianz ist globaler Marktführer bei Elektroautos und hat weltweit in den vergangenen fünf Jahren 120.000 Elektromobile verkauft. Bestseller ist der Leaf, von dem bislang 85.000 Stück abgesetzt wurden. Trotz der Kooperation gehen Renault und Nissan bei ihren E-Mobilen unterschiedliche Wege. Mit i3, Leaf und Zoe hat AUTO BILD – abgesehen vom Tesla Model S – die derzeit wichtigsten Elektro-Modelle mit vier Türen zum Vergleich versammelt. Alle drei Modelle sind sofort als besondere Typen erkennbar. Anders als Smart, Ford oder VW haben BMW, Renault und Nissan ihren E-Wagen jeweils eigenständige Karosserien verpasst. Eine gute Entscheidung, denn außergewöhnliches Design erhob auch Toyotas Prius zu einem Öko-Statement und verhalf so der Hybrid-Technik zum Durchbruch. Besonders konsequent, auffällig und innovativ hat BMW den i3 gestaltet. Sein Chassis besteht aus leichten Carbonfasern, die Außenhaut aus Kunststoff sowie Achsen und Aufhängungen überwiegend aus filigranen Aluteilen. Darum ist er auch 268 Kilo leichter als der 1,5 Tonnen schwere Nissan – eine Welt im Kampf um Reichweite und Agilität.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW i3

BMW i3
Sauber, grün, fortschrittlich und anders: Mit seiner Optik sendet der BMW i3 deutliche Signale aus.
So viel Entwicklungsaufwand ist verflixt teuer: Mindestens zwei Milliarden Euro soll BMW in die Entwicklung des i3 gepumpt haben. Und damit das auch jeder sieht, rollt er mit fast schon schrulligen Designelementen wie der gebrochenen Seitenlinie und den gegenläufig öffnenden Türen durch die Gegend. Wer einen i3 fährt, sendet also eine deutliche Botschaft an die Umwelt: Seht her, ich bin sauber, grün, fortschrittlich und anders. In abgeschwächter Form gilt das für den Leaf ebenfalls. Auch er bemüht sich um futuristischen Look, sieht im direkten Vergleich aber konventioneller aus. Der Zoe dagegen gibt neben dem i3 eher den Normalo und könnte glatt als Allerwelts-Kleinwagen durchgehen. Zentrale Frage bei Elektroautos ist und bleibt die Reichweite. Alle drei Modelle haben hierbei im Test ihre Werksangaben von bis zu 210 Kilometern zwar verfehlt, erzielten aber dennoch alltagstaugliche Werte. Die reichen von 142 Kilometer (Renault) bis 158 Kilometer (BMW). Damit qualifizieren sie sich als gut nutzbare Pendler-Autos. Für längere und schnelle Fahrten zwischen zwei Metropolen – wie zum Beispiel zwischen Hamburg und Hannover – ist keiner der drei Testkandidaten geeignet. Sehr überzeugend dagegen fallen die reinen Stromkosten aus. Sie liegen zwischen 3,30 und 4,13 Euro für 100 Kilometer – etwa halb so viel wie ein VW Golf TDI an Diesel auf dieser Strecke verfeuert.
Und langweilig wird es dabei auch nie. Im Gegenteil: Beeindrucken bereits Leaf und Zoe mit rasanter Beschleunigung, setzt der BMW noch einen drauf. So vehement wie ein Sportwagen schiebt der 170 PS starke Elektromotor den i3 nach vorn. Bis 60 km/h ist er sogar seinem Markenbruder M3 ebenbürtig; auf 100 km/h schafft er es in 7,1 Sekunden. Und das ohne großes Getöse, sondern mit einem leisen Summen. So viel Tempo mit so wenig Krach – das ist neu und faszinierend. Auch Leaf und Zoe sind blitzartig auf Tempo 60, verlieren dann aber an Vortriebskraft, während der BMW immer weiter schiebt und schiebt und schiebt. Wer nun plötzlich vom Gas geht, erlebt, wie das Auto kräftig verzögert, ohne dass die Bremse getreten wird.

Überblick: Alle News und Tests zum Renault Zoe

Renault Zoe
Der Renault Zoe schafft mit 142 Kilometern die kürzeste Strecke – das reicht für Pendler noch locker aus.
Das nennt sich Rekuperation, bei der Bremsenergie zum Aufladen der Batterie genutzt wird. Dabei irritiert der i3-Neuling schon mal Hinterherfahrer, weil bereits beim Lupfen die Bremslichter aufleuchten. "One-Pedal-Feeling" heißt das bei BMW. In der Tat lässt sich der i3 fast ohne Einsatz des Bremspedals fahren. Fahrer des bayrischen Elektromobils werden deshalb sicher schnell einen eigenen Fahrstil kultivieren. Wie stark der i3 beim Gaswegnehmen Energie in seine Batterie rekuperiert, zeigt ein Ausrollversuch aus Tempo 100. Der BMW steht bereits nach rund 200 Metern, während Nissan und Renault mehr als doppelt so weit rollen. Große Unterschiede gibt es auch im Lenkverhalten. Leaf und Zoe ändern ihre Fahrtrichtung eher träge und neigen bei plötzlichen Lenkmanövern zu starkem Untersteuern und kräftigem ESP-Korrektureinsatz. Der BMW dagegen reagiert extrem spontan, ja fast schon nervös, auf Lenkbewegungen und bleibt in schnell gefahrenen Kurven neutral. Wie (noch) alle BMW ist auch der i3 ein Hecktriebler, und die Entwickler haben eine fast ausgeglichene Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse hinbekommen. Sie haben sein Fahrwerk entsprechend straff und stimmig abgestimmt.
Weitere Details zu den drei Elektroautos gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie als Download im Online-Heftarchiv.